Xrite Color Checker Passport

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Klenkes

Beitrag von Klenkes »

Holger, bzgl. Color Checker Passport habe ich Diskussionsbedarf...kannst Du da einen Thread abkoppeln :?:

Ich habe dazu viel im Netz rumgesucht und Quellen gefunden, die besagen, dass man für jede Farbtemperatur ein Profil erstellen sollte. Mein "Universalprofil" passt dann auch nicht immer. Wenn man sich dazu noch überlegt, wie die Farbtemperatur des Lichts sich über den Tag ändert komme ich auch zu dem Schluß, dass es klar ist...

Man muß meiner Meinung nach das Profil bei perfektem Graukartenwetter (Novemberwetter) erstellen, damit es warmes Morgen-/Abendlicht oder auch Blaue Stunde richtig abbildet. Es gibt Gurus, die machen sich extra Weißabgleichsprofile bei Sonne, Wolken usw...

Ich bin dazu über gegangen, das Ding bei wichtigen Bildern mit abzufotografieren und das Standardprofil immer wieder neu zu erstellen und dann die Lichtsituation hinein zu korrigieren - ich bin mir aber auch unsicher, ob das sinnvoll ist :hmm:

EDIT: Lese gerade in dem verlinkten Artikel folgendes:
Wichtig ist nun bei den folgenden Aufnahmen, dass an der Lichtsituation nichts geändert werden darf, denn sonst müsste erneut ein Foto von den Targets gemacht werden.
Mir wird damit die Nutzung des Targets als festes Profil immer unklarar :(
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donholg
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Beitrag von donholg »

Hier mal der Ausgangsbeitrag, auf den sich Klenkes' Frage bezieht:
donholg hat geschrieben:
thomisa hat geschrieben:
Muss dies nicht für jede Lichttemparatur erstellt werden?
Das ist ein Profil und keine Graukarte.
Es wird berechnet, wie jede der auf dem Target befindlichen Farben hinter dem Filter "herauskommt" und von der Kamera - Objektiv - Filterkombination interpretiert wird.
Zur Profilerstellung wird ein RAW benötigt. In dem Fall spielt der Weißabgleich überhaupt keine Rolle. RAW eben ;)
Das Licht sollte natürlich das "normale" Tageslichtspektrum enthalten und nicht unter einer Straßenlaterne mit Quecksilberdampflampe gemacht werden.
Schon klar...
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donholg
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Beitrag von donholg »

Ich habe mir mal sehr viel Zeit genommen und viele verschiedene Profile erstellt, als die D600 noch recht neu auf dem Markt war und es von Adobe noch überhaupt kein Profil für LR gab.
Da ich auf LR nicht verzichten wollte, gab es keine andere Lösung, als eigene Profile zu erstellen.

Einen wirklichen Unterschied in der Farbinterpretation konnte ich nur bei den Profilen von Kunstlicht und hier vor allem bei Energiesparlampen erkennen.
Selbst Glühlampenlicht war ganz dicht am Tageslichtprofil dran.

Die Profile, die bei schönstem Sonnenschein oder bei regnerischem Schmuddelwetter gemacht wurden, hatten nur winzigste Unterschiede, die man in der Praxis vernachlässigen kann.
Mit Sonnenuntergangsrot oder blauer Stunde habe ich noch nicht experimentiert, das müsste ich nochmal machen.

Daher bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass ein "normales" Sonnenlichtspektrum immer zu fast identischen Profilen führt, während Kunstlichtquellen eine ganz andere Herausforderung sind und ein eigenes Profil benötigen.

Im Zusammenhang mit einem 1000er Filter behaupte ich daher mal ganz frech, dass ein bei Tageslicht plus Filter erstelltes Profil ausreicht und man nicht eins für Morgens, Sonne, Schatten, Wolken usw. benötigt, sondern hierfür der nachträgliche WA genügt.

Ich ergänze hier mal eine Schritt für Schritt Anleitung zur Profilerstellung für diejenigen, die das mit LR noch nicht gemacht haben:

1. Man läd das LR Plugin von der XRite Webseite: Download Xrite
2. Installation des Softwarepakets (Das LR Plugin wird automatisch in LR installiert)
3. Ein RAW-Foto der ColorChecker Passport Farbtafel machen und in LR importieren
4. Das RAW-Foto in der Bibliotheksansicht auswählen und in LR den Menüpunkt "Datei" -> "Exportieren..." anklicken (Tastenkombination Strg+Umschalt+E)
5. Im sich öffnenden Fenster vergibt man im oberen Feld "DNG-Profilname" einen Namen für das Profil und klickt unten rechts auf die Schaltfläche "Exportieren".
Bild

Nach ein paar Sekunden ist das Profil fertig und man bekommt den Hinweis LR bitte neu zu starten.

Wenn man LR dann neu startet, kann man im Entwicklungsmodul unter "Kamerakalibrierung" neben den Nikonprofilen "Camera-Neutral", "Camera-Standard" usw. auch das selbst erstellte Profil auswählen.
Bild
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Beitrag von FM2-User »

Wenn man's 100%ig machen möchte, hat man immer den Selben Weißabgleich an der Kamera eingestellt (für leichteres Nacharbeiten im Fallk der Fälle) und macht jede Aufnahme entweder doppelt oder platziert den Checker in der Ecke zum später rausschneiden.

Der Checker ist die Referenz. Sensor, Linse, Beleuchtung und zum Teil auch das Motiv verhalten sich farblich so gut wie nie neutral.

- Die Linse hat eine feste Farbgebung, aber selten hat man nur eine. Immerhin bleiben sich die Hersteller in ihrem eigenen Sortiment dabei treu. Dennoch: Auch hier werden Farbanteile unterschiedlich stark abgeschwächt.

- Ein Motiv reflektiert leider auch nicht immer jede Wellenlänge gleich gut. - daher macht sich die Beleuchtung nicht nur generell in der Farbbalance bemerkbar, sondern bei genauer Betrachtung innerhalb der Motive unterschiedlich (sonst gäb's ja auch kein Wood-Effekt bei IR).

Dennoch ist der Effekt innerhalb des Motivs im Alltag recht gering, weshalb man mit den verschiedenen Standard-Einstellungen der Kameras heute schon ziemlich weit kommt und zur Not auch das berühmte weiße Blatt Papier als Referenz schon ziemlich weit hilft.
(Früher war nicht alles besser: Nur Tageslicht- oder Kunstlicht-Film, das war's. Aber das hat ja genauso gereicht, wie die 5x-Vergrößerung auf dem Leuchttisch zur Fokusbeurteilung :wech:)

- der Sensor ist immer gleich, aber die Logik dahinter bemüht sich um Neutralität, genauso wie der Belichtungsmesser.
Beide wissen aber bei all der fortschreitenden künstlichen Intelligenz nicht immer, was man möchte und liegen gerne mal daneben.

Der Checker kombiniert neben einem neutralen Graukeil auch die häufigsten Farben, insbesondere Hauttöne, und ist nix anderes als viele verschiedene Farbkarten auf einmal, die das übliche Farbspektrum im Alltag möglichst gut abdecken sollen. (Wer sagt mir, dass mein weißes Blatt Papier wirklich weiß uind nicht schon leicht vergilbt ist).

Wirklich sinnvoll einsetzen und Arbeit sparen kann man da bei der Kombination aus Kunst- und Tageslicht und eben im Studio. Denn die Software mit autmoatischer Kamera-Profil-Erstellung macht das alles etwas bequemer, als der manuelle Abgleich.

Wenn ein Filter hier auch das Farbspektrum nicht ganz neutral durchlässt, ist er die einfachste Möglichkeit, nachträglich den Farbstich zu entfernen.
Im normalen Motiv habe ich nur scheinbar einen neutralen Referenzpunkt für die Pipette, mit dem Checker kann ich mich drauf verlassen (und habe auch gleich schwarz- und Weißpunkt).

Alles eine Frage des Anspruchs. Ich nehme ihn z.B. fast nur für's erste Bild eines Diafilms. Wenn er doch schon etwas "abgedriftet" ist, kann ich ihn im Scan vielleicht noch retten und so nebenbei auch das Labor kontrollieren.
Digital ist es bei mir wie gesagt immer die Wolke und ab und zu nachträgliche leichte(!) Anpassungen. Aber ein Lagerfeuer in neutralem Licht brauche ich nicht.

Hoffe, etwas geholfen zu haben.

Grüße

T.




[edit] Holger war schneller und nu is mein Kaffee kalt, hmpf ;) [/edit]
------------------
Gruss - Torsten


ich befürchte, ich bin wach


(gesehen auf einer Postkarte von bruederbach.de)
Thomas S.

Beitrag von Thomas S. »

Danke Holger :super:

Edit Danke Torsten :super:
Klenkes

Beitrag von Klenkes »

Bei der D700 habe ich das mit den Profilen auch mal für mehrere Lichtsituationen angefangen - und wie beim WA war das falsche Profil zum vorherrschenden Licht mit deutlich schlechteren Ergebnissen gesegnet.

Aus Frust habe ich dann erstmal aufgehört und es für die D800 noch nicht wieder angefangen. Ich wollte erst mal Klarheit finden, um nicht kostbare Zeit in den Sand zu setzen.

In meinen Augen ist es so, daß je nach Lichtsituationen die Software feststellt, "ohje viel zu viel Rot" und das wird dann reduziert. Wenn ich auf der Grundlage des reduzierten Rots im NEF in der Bearbeitung wieder Rot zugebe, dann bastel ich an einem künstl. beschnittenen Rotkanal durch Anhebung wieder rum - und das kann es ja nicht sein. Bei Blauer Stunde wäre es dann besonders krass, das dann erstellte Profil hätte einen drastisch beschnittenen Blaukanal, den man nie wieder so angehoben bekommen kann, dass neutrale Ergebnisse ohne Verluste möglich sind. Daher mein Gedanke zum Profil bei perfektem Graukartenwetter...aber ich bin mir wie bereits gesagt nicht so ganz klar in der Sache.
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Beitrag von coolpics »

In meinen Augen ist es so, daß je nach Lichtsituationen die Software feststellt, "ohje viel zu viel Rot" und das wird dann reduziert.
Unabhaengig von der Farbtemperatur oder besser zusaetzlich dazu lassen unterschiedliche Lichtquellen Farben unterschiedlich aussehen. Mit den verschiedenen Profilen soll genau die Fehlinterpretation zu viel Rot oder beschnittenes Blau verhindert werden. Dass hat aber mit dem Weissabgleich nichts zu tun. Das jeweilige Profil muss auf Basis eines neutralen Weissabgleichs geschrieben werden. Wenn der nicht da ist geraet alles andere durcheinander.

Ansonsten gebe ich Holger recht, man kann's schnell uebertreiben.
Viele Grüsse
Uwe
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donholg
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Beitrag von donholg »

Ich bin da eher pragmatisch und nutze für die normale Fotografie die von Adobe bereitgestellten Profile, die inzwischen ganz gut den Nikoneinstellungen in der Kamera entsprechen.

Erst nachdem ich verzweifelt und am Ende schon wütend :evil: versucht habe die Farbbalance eines Fotos richtig hinzubekommen, das ich mit dem 1000er B+W Graufilter aufgenommen habe, kam mir die Idee mit dem Profil.
Also schnell ein Filterfoto vom Colochecker gemacht, mit LR ein Profil erstellt (zwei Mausklicks) und voila, das Ergebnis passte sofort. :D

Wenn man ganz pingelig sein möchte, müsste man eigentlich für jedes Objektiv ein eigenes Profil erstellen, weil jede Linse die Farbgebung des Fotos entsprechend beeinflusst. Wirklich auffallend sind kleinste Farbunterschiede für die menschliche Wahrnehmung aber nur bei Hauttönen. Insofern dürfte der Colorchecker bei Portraitaufnahmen immer sinnvoll sein, wenn man mit Mischlicht oder mit hohem Kunstlichtanteil fotografiert.
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Klenkes

Beitrag von Klenkes »

Nikonobjektive - zumindest die "guten" - haben übrigens alle die selbe Farbwiedergabe, da wird genau drauf geachtet :super:
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donholg
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Beitrag von donholg »

Klenkes hat geschrieben:Nikonobjektive - zumindest die "guten" - haben übrigens alle die selbe Farbwiedergabe, da wird genau drauf geachtet :super:
Wer noch ein paar radioaktive alte MF Schätzchen hat, mag vielleicht den Gelbstich nicht :bgrin:

Ich hab im dritten Beitrag mal eine Anleitung zur Profilerstellung eingebaut.
Vielleicht möchte jemand das selbst ausprobieren.

Wer ein entsprechendes NEF haben möchte, möge sich per PN an mich wenden.
Ich kann bei Gelegenheit mit RAWs einer D3, einer D5100 und einer D600 dienen. ;)
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