Stativmaterialien: Carbon, Lava; Unterschiede?

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Moderator: pilfi

Steffen P
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Beitrag von Steffen P »

Bestehen die "Carbonstative" wirklich nur aus Carbon und einem Kunstharz oder handelt es sich nicht genau genommen um ein Mischgewebe aus Kevlar und Carbon?
Das Problem deines Statives jedenfalls vermute ich weniger in der Bohrung alleine. Dazu kommt vor allem noch die Dauerbelastung durch die fest angezogene Schraube. Die Gewebe sind immer nur Richtungsabhängig zug- und druckbelastbar. Die Kräfte der Schraube wirken in Richtung der Materialstärke und nicht in Richtung der Materialfläche - also ca rechtwinklig zur konstruktiv geplanten Belastungsrichtung. :arrgw: (Wenn ich jetzt nicht einen totalen Denkfehler mache?)
Wie auch immer ich bin da auch kein Fachmann aber was ich jedenfalls aus den Material-Diskussionen im Kajaksport gelernt habe, ist, dass anscheinend nur wenige Hersteller die mit diesen Materialien arbeiten auch wirklich damit umgehen können. Zudem wird der Bedeutung der unterschiedlichen Harze sowie der Geweberichtung und Gewebemischung oft zu wenig Rechnung getragen. Also die Qualitätsprobleme im Kajakbau resultieren meistens aus falscher und/oder unsauberer Verarbeitung.
Ich will damit nicht sagen, dass es bei Stativherstellern eben so ist aber die Kohlefaserverbundwerkstoffe sind zZ halt Modematerialien, mit denen man in vielen Bereichen hofft gutes Geld zu verdienen. Ob das Knowhow für die Herstellung dann aber wirklich immer vorhanden ist und entsprechend aufwendig produziert wird halte ich für fraglich.

Für den, der sich mit den modernen Verbundwerkstoffen beschäftigen möchte, wer vieleicht selber damit rumexperimentieren möchte, ;) dem sei folgene Seite als einstieg empfolen:
http://www.akaflieg.uni-karlsruhe.de/harzlehrgang.html


MfG
Steffen P.
zappa4ever
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Beitrag von zappa4ever »

Du liegst da schon richtig. Nur können die Fasern selbst nur Zug aufnehmen. Normalerweise werden sie dann unter ca. 15° kreuzweise gewickelt und verklebt.

Dadurch wird auch eine Druckstabilität erreicht. Dadurch kann der E-Modul bis zu 800.000 N/qmm betragen ca. das vierfache von Stahl. Auf Schub, jedoch sind solche Designs sehr weich, teilweise nur 6-8.000 N/qmm.

Die Schraube war ja anscheinend, wenn ich Reiner richtig verstanden habe nicht dauernd angezogen. Aber auch dann wäre das keine Dauerbelastung, sonder eine stat. Belastung (was du wohl auch gemeint hast)
Bei einer stat. Belastung muss im Prinzip der Riss gleich geschehen, nicht erst nach einer bestimmten Zeit. Dies könnte höchstens durch Materialermüdung, also eine Veränderung des Materials durch Korrosion oder durch plast. Fließen infolge von Kriechvorgängen eintreten. Korrosion ist nicht denkbar, kriechen durch unsachgemäße Verarbeitung des Harzes schon.
Aber am wahrscheinlichsten ist eine Zusatzbelastung, die durch Anmontieren sachfremder Dinge, wie schwerer professioneller Kameras oder übergewichtiger Objektive, eintreten kann in Zusammenwirken mit der durch die Schraubenbohrung auftretenden Kerbe.
Zuletzt geändert von zappa4ever am Do 1. Feb 2007, 12:58, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Roland...
Steffen P
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Beitrag von Steffen P »

Ahhh.. Roland!
Ich merke schon, Du steckst in der Materialphysik weit tiefer drin als ich. Mir ging es vor allem darum, darauf hinzuweisen, dass in vielen Bereichen diese Materialien wg ihrer theoretischen Vorteile eingesetzt werden, ohne dass die notwendig hohe Verarbeitungssorgfalt berücksichtigt wird oder dass Kmowhow ausreicht, wobei diese theoretisch möglichen Vorteile dann nicht umgesetzt werden können. Es sind nun mal relativ neue Materialien aber eben auch in mancher Hinsicht Modematerialien. Das fundierteste Wissen über sie findet man wohl im Flugzeugbau.
Für mich gilt bei Kohlefaserverbundwerkstoffen jedenfals... - wie sagte Einstein noch sinngemäß? Je mehr ich weiß, desto deutlicher wird mir wie wenig ich weiß. ;)

MfG
Steffen P.
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