Stativmaterialien: Carbon, Lava; Unterschiede?

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Moderator: pilfi

Reiner
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Stativmaterialien: Carbon, Lava; Unterschiede?

Beitrag von Reiner »

Hallo,

Hat jemand Erfahrungen und/oder kann mir sagen, welche Unterschiede bzw. Vor- und Nachteile Carbon gegenüber Lava im Stativbau hat?

Mir scheinen beide irgendwie gleichwertig, oder ist eines der beiden Materialien vielleicht robuster in puncto Druck/Stösse?
Gibt es Erfahrungen im Bezug auf die Steifigkeit?
Reiner
Timo

Beitrag von Timo »

Ohne nun bei einem Materialprüfer gewesen zu sein: Soweit ich weiss, sind die Carbonvarianten von der Stossempfindlichkeit her etwas anfälliger gegenüber Alu. Carbon bricht eher, wo Alu beulen oder sich verbiegen würde. Ab welchem Belastungsgrad das allerdings der Fall ist, da müsste man wirklich einmal Herstellertests sehen. Lava soll hier gegenüber Carbon im Vorteil sein, so schreibt zumindest ein Hersteller, der das anbietet. Ob das und inwieweit das nun stimmt...
zappa4ever
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Beitrag von zappa4ever »

1. Alu:
Hat einen E-Modul der ungefähr bei 1/3 von Stahl liegt und wiegt ca. 1/3 von Stahl. Das bedeutet zuerst einmal keinen Vorteil in Bezug auf die Nachgiebigkeit des Materials geg. Stahl. Der Vorteil besteht in einer im Verhältnis zum E-Modul rel. hohen Zug/Druckfestigkeit geg. Stahl. Bei Stahl kann man allerdings auf höherfeste Sorten gehen.
Der Vorteil besteht nur da, wo schon sehr dünne Wandstärken vorhanden sind. Diese müssten bei Stahl nochmals ca. bei 1/3 liegen, was fertigungstechnisch meist ein Problem darstellt.
Der nachteil besteht in einer höheren Kerbempfindlichkeit von Alu, was jedoch fast ausschließlich die Dauerfestigkeit betrifft, also ca. > 5*10^6 Lastwechsel.

2. Kohlefaser
Kohlefasern haben eine sehr hohe Zugfestigkeit, aber keine Druckfestigkeit, weshalb die Fasern normalerweise kreuzförmig (oder in anderen komplexen Formen) um einen Kern gewickelt werden. Dabei werden sie miteinander verklebt. Durch diese Ausrichtung der Fasern können gezielt bestimmte Kraftrichtungen verstärkt werden. Es lassen sich fast beliebig steife Materialen herstellen (z.B. Formel 1 Monocoque) bei sehr geringem Gewicht. Ist eine Frage des Aufwands. Zudem soll Kohlefaster Schwingungen besser absorbieren als Metall.

3. Lava (oder meinst du Basalt, wie bei Gitzo ?)
kann ich weder zum einen noch zum Anderen was sagen.

Zu den Stativen:

Außer dem signifikanten Leichtbau-Vorteil von Kohlefaser zu Alu und dem nachgesagt besseren Schwingungsverhalten, gibt es imho keine Unterschiede.
Zu bedenken wäre noch, dass das stabilste Karbon Stativ, bei geringem Gewicht und kopflastigem Massepunkt (Bsp. D2X + 300/2,8) leichter umkippt als ein gleich stabiles aber vielleicht doppelt so schweres Alu-Stativ. Dafür ist es leichter den Berg hochzutragen.
Gruß Roland...
Reiner
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Beitrag von Reiner »

Ich habe aus dem Threadtitel das Alu mal wieder rausgenommen.... Im wesentlichen geht es mir um die Unterschiede Lava (oder Basalt?) gegen Carbon.

Ich habe ja derzeit ein Carbonstativ, welches aber aufgrund eines Garantiedefektes nun endlich ausgetauscht wird.
(Falls die Frage kommt, die Mittelsäule ist an der Stelle, an welcher der Stativkopf hineinragt, eingerissen. Genau an dem Schräubchen, welches den Kopf vermutlich nur während der Montage fixieren soll :roll: )

Und nun Frage ich mich, ob mir bei den zur Wahl stehenden Ausführungen (Carbon/Lava) das Lava-Stativ z.B. in diesem Punkt stabiler ist.

Grundsätzlich überlege ich natürlich auch auf die Alu-Variante zurückzuschwenken, aber dessen Vor- und Nachteile sind mir bekannt.
Reiner
Daniel Meierhof
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Beitrag von Daniel Meierhof »

Hi,

ich habe mich auch etaqs länger mit dem Thema beschäftigt. Unterm Strich ist bei mir übergeblieben, dass Carbon und Basalt in vielen Bereichen die selben Vorteile bieten.

Bei den hohen Carbonpreisen ist es bei mir nun ein Basalt (Gitzo 1298) geworden und ich bin Megazufrieden. Es soll sogar Schwingungen etwas besser absorbieren als Carbon, dafür wiegt es minimal mehr (kann ich persönlich nicht bestätigen, da ich kein Carbinvergleich bezgl. der Schwingung habe aber das Gewicht ist in der Praxis gleich).

Ich nutze das Stativ immer wenn ich Segeln gehe. Wenn ich mal auf einer Hafenmauer ein tolles Bild bei Dämmerung machen will, können es locker bis zu 8 Windstärken sein, ohne das sich mein Stativ bewegt. Also absolut sicherer Stand unter sehr heftigen Bedingungen. Wenn ich unsicher werde ,klemme ich dann einfach meinen Fotorucksack unter das Stativ an einen Harken. Selbst Langzeitbelichtungen sind so sicher möglich.

Das Basalt fasst sich von der Haptik fantastisch an,, Nimm einfach mal eins in die Hand dann weist du was ich meine!

Gruß

Daniel
zappa4ever
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Beitrag von zappa4ever »

Timo hat geschrieben:Ohne nun bei einem Materialprüfer gewesen zu sein: Soweit ich weiss, sind die Carbonvarianten von der Stossempfindlichkeit her etwas anfälliger gegenüber Alu. Carbon bricht eher, wo Alu beulen oder sich verbiegen würde. Ab welchem Belastungsgrad das allerdings der Fall ist, da müsste man wirklich einmal Herstellertests sehen. Lava soll hier gegenüber Carbon im Vorteil sein, so schreibt zumindest ein Hersteller, der das anbietet. Ob das und inwieweit das nun stimmt...
Da liegst du imho falsch, Timo. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Alu ist sehr empfindlich. Karbon an sich gibt es überhaupt nicht, da du so gut wie alles mit Karbon machen kannst. Hängt tatsächlich von der Herstellung ab.
Durch die dünnen Querschnitte, die Alu im Vergleich aufweisen muss, ist die Knick und Beulgefahr deutlich höher.
Die Festigkeitswerte von Kohlefaser liegen bei praktisch allen Verfahren höher als bei Alu.
Gruß Roland...
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Beitrag von Reiner »

zappa4ever hat geschrieben: Karbon an sich gibt es überhaupt nicht, da du so gut wie alles mit Karbon machen kannst. Hängt tatsächlich von der Herstellung ab.
Das ist wohl der Knick- ... ääähh Knackpunkt... Die Herstellung.... :hmm:

Ich überlege halt, ob das ein Fertigungsproblem war, oder ob das eher ein systematischer Fehler war bei meinem Stativ....

Allerdings haben mich Deine Ausführungen bzgl. Alu im Bezug auf die "Standfestigkeit" auch wieder ein wenig in die Alu Richtung verschoben.
Das Gewicht ist mir nämlich nicht so extrem wichtig, da ich meist mit dem Rolly unterwegs bin, oder aber die Tour schon so geplant ist, daß es auf das Gewicht des Statives nicht so sehr ankommt (Meine Holde und ich teilen uns ja sowieso die Lasten beim tragen auf).
Reiner
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Beitrag von zappa4ever »

Das, Reiner kann man aber auch mit Stone-Bags usw. lösen, die ein leichtes Stativ beschweren.

Verstehe ich deinen Defekt richtig ? Am Stativkopf ist ein Schräubchen. Die Mittelsäule aus Karbon und an Stelle des Schräubchens ist das Karbon gerissen ? Also wenn das Schräubchen direkt auf das Karbon-Rohr (?) drückt, dann ist das imho ein Konstruktionsfehler. Und hat nix mit dem Material an sich zu tun. Da das Material ja keiner Dauerbelastung in festigkeitstechnischer Sicht ausgesetzt ist, erscheint mit aber auch die Materialwahl fraglich, da es darauf schließen lässt, dass das Material sehr hart und spröde ist.
Gruß Roland...
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Beitrag von Reiner »

Nicht ganz..Ich muss mal schauen, ob ich mein Bild davon noch finde...

Der Stativkopf steckt mit einem Zapfen ziemlich genau passend ca 5cm. im Carbon.
Damit er nicht herausrutscht, ist ca. 1cm unterhalb der Oberkante des Rohres ein Senkkopfschräubchen (ca. M2.5), welches durch ein angesenktes Loch im Carbon in das entprechende Gewinde des Zapfens geschraubt wurde (Das finde ich schonmal nicht so prickelnd, weil die Schraube der Senkung eine "treibende" Kraft ausüben kann).

Nun hat sich zunächst ein Riß, ausgehend von dem Schräubchen, hin zur Oberkante des Carbon-Rohres gebildet. (Warum kann man nur mutmaßen... Ausdehnung des Zapfens, oder Schwachstelle, welche bei Querbelastung des Stativkopfes einreisst. Ich vermute Letzteres). Dadurch hat der Kopf dann natürlich Spiel bekommen und es hat sich ein weiterer Riss gebildet.
Was mich wunderte ist, daß der Zapfen nicht verklebt war. Das würde die Festigkeit in diesem Bereich bestimmt deutlich erhöhen.
Reiner
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Beitrag von zappa4ever »

Aha Reiner, da kann ich dir nur zustimmen. Das ist nicht so prickelnd. Kleines Loch ins Karbon bohren für Senkkopfschräubchen ist nach unserer Meinung (hab noch nen Kollegen befragt, der mit Karbon etwas firmer ist) Mist. Damit werden die Fasern abrupt unterbrochen. Da es sich bei Karbon um ein vollkommen inhomogenes Material handelt, ist sowas tödlich. Das würde unter einer Dauerbelastung nicht lange halten.

Verkleben wäre richtiger, oder Verstärken mit Metall an der Schraubstelle.
Gruß Roland...
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