BMXpepe hat geschrieben:also wenn ich jetzt auf teufel komm raus keine kohle für das teure ding habe, kann ich doch einfach das billige nehmen udneinfach die ISO zahl höherstellen, oder länger belichten oder sonstiges...
Bei Stativ-Aufnahmen lässt sich die Belichtungszeit ohne Probleme verlängern, bei Aufnahmen aus der Hand geht das aber nicht so einfach. Man läuft nämlich ansonsten Gefahr, Verwacklungsunschärfe zu erhalten. Bei Aufnahmen aus der Hand sollte man eine Belichtungszeit von 1/Brennweite möglichst nicht unterschreiten. Bei Kameras wie den Nikon-DSLR D1x/D100/D70 usw. muss man dabei deren Crop-Faktor berücksichtigen. Eine Brennweite von z. B. 300mm entspricht dort im Bildwinkel einem 450er Objektiv, das heißt, man benötigt aus der Hand idealerweise ungefähr 1/500s für scharfe Aufnahmen. Wenn das Objektiv keinen Bildstabilisator hat, kann das schnell kritisch werden.
Die Empfindlichkeit anzuheben, kann fehlende Lichtstärke nur teilweise kompensieren. Aber irgendwann ist aus qualitativer Sicht eine Grenze erreicht, wo das Rauschen (bzw. das Korn beim höherempfindlichen Film) einfach zu stark wird. Aber besser noch eine verrauschte als eine total verwackelte Aufnahme. Natürlich profitiert auch ein lichtstarkes Objektiv davon, wenn man am ISO-Regler schraubt.
BMXpepe hat geschrieben:ich kann mir nicht vorstellen, WARUM man bei einem objektiv, das um vielleicht zwei blendenstufen "stärker" ist als sein "lichtschwaches" pendant, gleich das 3-fache kosten soll (oder so)...
Abbildungsfehler sind bei lichtstarken Objektiven wesentlich schwieriger und aufwendiger zu korrigieren als bei lichtschwächeren Vertretern. Dieser Aufwand geht ins Geld. Bei hochgeöffneten Objektiven hat man zudem einen deutlich helleren Sucher, was die Einstellung vereinfacht, wenn man mal nicht den AF benutzt. Wie schon weiter oben geschrieben, ein lichtstarkes Objektiv muss nicht unbedingt optisch besser sein als das lichtschwächere Schwestermodell. Allerdings legen sich die Hersteller bei ihren High-End-Objektiven ganz besonders ins Zeug. Ein 1,4/85 AF-Nikkor, 2/105 DC-Nikkor oder 2,8/300 AFS-Nikkor gehören zu den besten Optiken überhaupt.
BMXpepe hat geschrieben:bei 2.8 ist die tiefenschärfe doch auch am kleinsten oder wie?!
WARUM also 2,8 gegenüber 5,6 oder so... man hat doch so gut wie immer möglichkeiten auszuweichen..

Hohe Lichtstärke bei Teleobjektiven ist erwünscht, um möglichst geringe Schärfentiefe zu haben und so ein Objekt oder Teile davon bewusst freistellen zu können. Bspw. bei der Portraitfotografie, wo dies bei f/2 oder f/2,8 besser gelingt als bei f/5,6 oder f/8. Schwächere Tele-Zooms muss man oft noch mindestens eine weitere Stufe abblenden, um akzeptable Schärfe zu bekommen. Das vergrößert die Schärfentiefe nochmals und verlängert auch die Belichtungszeit (s. o.).
Schließlich lässt sich ein lichtstarkes Objektiv bei Bedarf mit einem Konverter kombinieren und so die Brennweite verlängern. Aus einem 2,8/300 wird mit einem Zweifachkonverter z. B. ein 5,6/600. Aus einem 5,6/300 würde ein 11/600, aber damit wäre ein vernünftiges und angenehmes Arbeiten praktisch kaum noch möglich.
Grundsätzlich ist dein Denkansatz nicht verkehrt, nämlich zu überlegen, ob du einen teuren "Lichtriesen" überhaupt brauchst oder nicht auch eine günstigere Alternative genügt. Es gibt aber Situationen, wie ich sie beschrieben habe, wo ein lichtstarkes Objektiv unabdingbar ist.
Gruß
Frank