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Tamron SP AF 28-75mm F/2.8 (A09NII)

Verfasst: Sa 6. Sep 2008, 22:47
von suspense
Hallo Leute,

bin neu hier - dass heisst nicht ganz. Habe mich nun endlich vom passiven (nur lesenden) zum aktiven Mitglied gewandelt. :super:

Vielleicht kann mir jemand etwas zu o.g. Objektiv sagen, welches ich mir vor ca. 1 Monat zu meiner D80 gekauft habe.
Hatte bisher nur das 18-200 VR und bin damit eigentlich recht zufrieden. Ein wirklich gutes Reiseobjektiv, dem man aufgrund seiner Flexibilität so manchen kleinen Fehler gerne verzeiht. :bgrin:
Da ich zusätzlich ein Zoom im Normal- bis leichten Telebereich mit höherer Lichtstärke gesucht habe, habe ich mich für das 28-75 von Tamron entschieden. Mir war mir bekannt, dass das Tamron teils hoch gelobt und dann auch wieder verteufelt wird. Dass das Objektive nicht der Qualität eines Nikon entspricht, war mir auch klar. Der Preis eines vergleichbaren Nikon ist jedoch 4-5 mal so hoch. :(

Nach etwa einem Monat Benutzung und vielen, vielen Bildern habe ich jedoch immer noch sehr gemischte Gefühle, was das Objektiv betrifft.
Besonders bei offener Blende im Bereich 60-75mm bekomme ich einfach keine scharfen Bilder hin. Dass ein Objektiv dieser Preisklasse offenblendig etwas "weicher" ist, habe ich erwartet.
Kurios ist nur, dass im unteren Brennweitenbereich zwischen 28-50mm auch offen IMHO knackscharfe Bilder rauskommen.
Das Problem tritt also erst jenseits der 50mm auf. Dem ist nur durch radikales abblenden beizukommen. Ab ca. Blende 5 ist dann alles OK. Mir ist dabei aufgefallen, dass bei fotografierten Gesichtern die Augen, auf die ich fokussiert hatte, immer unscharf waren, dafür die Ohren aber weitgehend scharf abgebildet wurden. (Möglicherweise Backfokus ???). Bei meinem 18-200 habe ich diesen Effekt übrigens nicht feststellen können.
Um die Kamera als Fehlerquelle auszuschliessen, habe ich mir die D80 eines Bekannten ausgeliehen - mit dem gleichen Ergebnis!

Habe zur Veranschaulichung ein paar Testbilder beigefügt, anhand derer das Phänomen zu erkennen ist. (Möglicherweise bin ich der 1000-ste, der hier mit solchen Testbildern nervt, aber ich bin in der Sache langsam wirklich ratlos :(( )

Mein Testaufbau bestand aus bedruckten Kärtchen, welche ich seitlich versetzt und mit einem Abstand von je 5cm hintereinander aufgestellt habe. Fokussiert wurde immer auf das Kärtchen mit der Bezeichnung "-0-". Diese Karte lag auch im Zentrum des Bildes, sodass ich den zentralen AF-Kreuzsensor benutzt habe (alle Bilder sind nur Ausschnitte des Originals - daher der Versatz). Der Kreis auf dem Kärtchen mit dem senkrechten Balken darin sollte mit einem Durchmesser von ca. 3,5cm gross genug für den AF sein.

Bild 1: 28mm, F2,8. Aufnahmedistanz: 50cm
Bild

Bild 2: 50mm, F2,8. Aufnahmedistanz: 1m
Bild

Bild 3: 75mm, F2,8. Aufnahmedistanz: 1,5m
Bild

Bild 4: 75mm, F4,0. Aufnahmediszanz: 1,5m
Bild

Bild 5: 75mm, F5,6. Aufnahmedistanz: 1,5m
Bild

Die Bilder mit 28mm und 50mm sind wie gesagt selbst bei F2,8 ohne Fehl und Tadel. Bei 75mm muss ich jedoch immer bis auf F5,6 abblenden, damit der anfokussierte Bereich richtig scharf wird. Und Freistellen auf 2,8-er Niveau ist damit ja dann auch passé.

Ich muss dazu sagen, dass es bereits das dritte Exemplar dieses Objektivtyps ist. Die ersten beiden waren diesbezüglich noch schlechter, sodass ich sie - dank meines kulanten Händlers - sofort umgetauschen konnte.

Was meint Ihr, ist das normal bei diesem Objektiv oder ist das ein Fall für den Tamron-Service?
Wäre echt schade, da es ansonsten eine klasse Linse ist! Und immer abblenden? Dazu brauche ich dann wirklich kein 2,8-er.

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Gruss,

Florian

Verfasst: So 7. Sep 2008, 11:12
von zappa4ever
Du hast ein Objektiv mit Backfokus. D.h. dass der Fokuspunkt hinter dem anvisierten liegt, zumindest bei höheren Brennweiten. Das ist eindeutig ein Fall für den Tamron Service.
Ich habe das selbe Objektiv und es fokussiert einwandfrei und zeigt daher dieses Verhalten nicht.

Wenn es richtig funktioniert ist dies ein sehr gutes Objektiv mit sehr gutem Bokeh, das sich vor vielen Nikkoren bzg. seiner optischen Leistung nicht verstecken muss.

Verfasst: So 7. Sep 2008, 14:21
von suspense
Hallo und danke für die Antwort.

Das mit dem Backfokus habe ich mir fast schon gedacht. :cry: War nur etwas verunsichert, da der Backfokus nur jenseits der 50mm auftritt und das Sucherbild im Gegensatz dazu immer scharf ist.

Werde das gute Stück wohl zu Tamron schicken und berichten, was daraus geworden ist.

Noch eine Frage an Dich:
Bei meinem Objektiv ist, wenn man es von der Rückseite her betrachtet, die Austrittslinse nicht zentrisch zum Bajonett-Tubus (siehe Bild).

Bild

Bei 28mm beträgt die Abweichung ca. 1mm. Bei 75mm geschätzt ca. 2-3mm.
Vielleicht ist das die Ursache des Problems? :arrgw: Würde mich jedenfalls brennend interessieren, ob das bei deinem Objektiv auch der Fall ist.

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Besten Dank und Gruss,

Florian

Verfasst: So 7. Sep 2008, 14:55
von Andreas H
Florian, Dezentrierungen treten leider bei Tamron recht gehäuft auf (siehe auch Photozone). Leider bekleckert sich der Tamron-Service bei der Problembehandlung nicht immer mit Ruhm. An meinem letzten 17-50 hat man vier Mal erfolglos herumgeschraubt, bevor man das Handtuch warf.

Prüf mal deine Bilder auf Dezentrierung. Nimm ein Motiv mit viel Feinstruktur, mach eine Aufnahme mit Offenblende, und dann die gleiche Aufnahme mit kopfstehender Kamera (AF natürlich vor der ersten Aufnahme ausschalten, Belichtung manuell). Wenn du die zweite Aufnahme um 180° drehst, dann kannst du wunderbar die beiden unteren Ecken in beiden Bildern vergleichen. Die werden garantiert nicht gleich scharf sein. Damit wäre dann wahrscheinlich auch die Ursache des AF-Problems gefunden.

Ich kann da nur Vermutungen anstellen, aber ich denke die von Tamron bevorzugte Plastikbauweise ist nicht so formstabil wie Objektive mit einem höheren Metallanteil. Da man nicht richtig zentrieren kann (man kann eigentlich nur bestimmte Baugruppen, die zusammengeflanscht sind, etwas gegeneinander verdrehen), gibt es auch kein vernünftiges Verfahren für die Zentrierung. Es paßt eben oder es paßt nicht. Da man ungern komplette Objektive austauscht, bastelt man ein wenig ziellos am Objektiv herum und schickt es zurück, in der Hoffnung der Kunde gibt irgendwann auf. Ich habe das nicht getan, sondern das Objektiv immer wieder mit neu angefertigten Testbildern hingeschickt. Die Testbilder unterschieden sich übrigens von Reparatur zu Reparatur überhaupt nicht.

Bei mir kam nach meiner Beschwerde nach der vierten "Reparatur" von Tamron eine e-Mail mit dem Inhalt, daß ihre Testbilder das Problem nicht zeigten, das auf meinen Testbildern zu sehen war. Auf meine Bitte hin, mir doch die Testbilder zuzuschicken, kam das Angebot das Objektiv zurückzunehmen. Dabei kann man sich nun denken was man will.

Wenn du eine Möglichkeit hast das Objektiv zurückzugeben, dann tu das, deine Nerven werden es dir danken. Wenn nicht, dann wünsche ich dir viel, viel Geduld. Die wirst du brauchen. Nett und hilfsbereit sind die Leute bei Tamron wirklich, kompetent auch, aber ihr Material...

Grüße
Andreas

Verfasst: So 7. Sep 2008, 15:40
von zappa4ever
Mein 28-755 war vom Vorbesitzer genau einmal zur Reparatur. Warum, weiß ich nicht, aber bei mir funktioniert es.
Das mit der Bauweise im vergleich zu den teuren Nikkoren stimmt schon. Aber Andreas, bei deinem 35/2 war der Plastikanteil doch auch nicht geringer afair :bgrin:

Ich würde die von außen sichtbare Qualität, Anfassgefühl und Wackeln usw. nicht unter dem 18-70 einordnen. Bildqualität ist bei meinem auch ähnlich dem 18-70, Offenblende nicht perfekt, aber nutzbar. Dafür hat es eben unten 10mm weniger Brennweite und im Schnitt 1 Blende mehr Lichtstärke.

Aber ich habe es auch nur gebraucht gekauft, weil ich es vorher längere Zeit testen konnte.

Verfasst: So 7. Sep 2008, 18:16
von suspense
Hallo Andreas,

danke für Deine ausführliche Erläuterung. :super:

Habe Deinen Tipp gleich umgesetzt und die Vergleichsbilder trotz des langsam recht hohen Testaufwandes gemacht - das Objektiv ist es mir wert und war ja auch nicht gerade umsonst.
Habe dazu unseren Wohnzimmerschrank missbraucht (meine Frau bringt mich um, wenn sie das sieht :oops: ). Da die Holzstruktur nicht besonders kontrastreich ist, habe ich in die Ecken Markierungen geklebt, anhand derer Unschärfen gut erkennbar sein sollten. Die mittlere Markierung dient zur Fokussierung.

Bild1: 75mm, F2,8 und normale Kameraorientierung
Bild

Bild2: 75mm, F2,8 mit Kamera auf dem Kopf und Bild dann um 180° gedreht.
Bild

In Bild1 ist die obere Bildhälfte unschärfer (mit Tendenz nach links), in Bild2 ist die untere Bildhälfte unschärder (mit Tendenz nach rechts).
Ich nehme an, dass das Objektiv damit dezentriert ist, oder? :???:

Soweit so schlecht... Ich verstehe nur nicht, warum die anfokussierte Markierung in der Mitte nicht scharf ist. Kommen hier etwa Backfokus und Dezentrierung zusammen? :cry:

Habe ich auch Recht mit der Vermutung, dass man eine vorhandene Dezentrierung bereits durch eine zum Bajonett verschobene Austrittslinse (siehe mein Posting weiter oben) sofort erkennen kann?
Wenn ja, dann scheint das wirklich ein massives Problem bei Tamron zu sein, da mein Händler beim Umtausch des zweiten Objektivs mindestens 5 weitere auf dem Ladentisch ausgepackt hat und ausnahmslos alle - mal mehr, mal weniger - diese Verschiebung aufwiesen. Ich habe schliesslich das Exemplar genommen, bei dem die Austrittslinse am geringsten verschoben war. Die anderen werde er, so seine Aussage, alle an Tamron zurückgehen lassen.
Deshalb meine Frage an zappa4ever, ob sein Tamron das auch hat ? Wenn nein, wäre meine Vermutung zumindest für diesen Fall bestätigt.

Ich werde wohl damit nochmal bei meinem Händler vorbeischauen und versuchen, das Teil erneut umzutauschen. Klappt das nicht, bleibt wohl doch nur noch der Tamron-Service. :(

Verfasst: So 7. Sep 2008, 19:17
von Andreas H
Ich hätte den Test eher im Fernbereich gemacht, da wirken sich Ungenauigkeiten in der Ausrichtung nicht so stark aus. Zur Sicherheit solltest du vielleicht nochmal Aufnahmen draußen machen (Häuserfront).
suspense hat geschrieben:Soweit so schlecht... Ich verstehe nur nicht, warum die anfokussierte Markierung in der Mitte nicht scharf ist. Kommen hier etwa Backfokus und Dezentrierung zusammen? :cry:
Bei einer Dezentrierung wird meistens der AF gestört. Aus diesem Grund hatte ich ja vorgeschlagen daß du nach einer Dezentrierung suchst.
suspense hat geschrieben:Habe ich auch Recht mit der Vermutung, dass man eine vorhandene Dezentrierung bereits durch eine zum Bajonett verschobene Austrittslinse (siehe mein Posting weiter oben) sofort erkennen kann?
Na ja, wenn das ganze Objektiv schief sitzt, dann kann es eigentlich nicht zentriert sein.
suspense hat geschrieben:Wenn ja, dann scheint das wirklich ein massives Problem bei Tamron zu sein, da mein Händler beim Umtausch des zweiten Objektivs mindestens 5 weitere auf dem Ladentisch ausgepackt hat und ausnahmslos alle - mal mehr, mal weniger - diese Verschiebung aufwiesen.
Das 28-75 ist eigentlich bekannt für Dezentrierungsprobleme (siehe Photozone). Bei meinem letzten 17-50 konnte man sehen daß das Bajonett ein ganz klein wenig verkantet am Objektiv saß, und diese Abweichung (ich habe gemessen) entsprach ganz genau der Schieflage der Schärfenebene. Das hat den Tamron-Service trotzdem nicht dazu bewegen können das Ding geradezurichten.

Grüße
Andreas

Verfasst: So 7. Sep 2008, 19:33
von Sorglos
suspense hat geschrieben: Soweit so schlecht... (
"Schlecht"? Das ist ja furchtbar. :( Und ich überlege mir derzeit, ob ich mir so ein Teil zu lege??? Also niemals über Versand!

Good luck mit der Optik!!!

Verfasst: So 7. Sep 2008, 19:43
von zappa4ever
Ich weiß jetzt nicht, wie man eine Dezentrierung am Objektivtubus erkennen kann. Und wie stark die ausgeprägt sein müsste.

Bei mir sieht zumnidest alles zentrisch aus. Gut durch die nur 6 Blendenlamellen sieht die Öffnung ein wenig unrund aus, aber das dürfte wenn dann nur für das Bokeh eine Aussagekraft besitzen und das empfinde ich als eher gut.

Mir ist bisher auch nichts aufgefallen, hab aber auch nicht entsprechend danach gesucht. Bei nem Bücherboardtest aus ca. 3m Entfernung habe ich es damals mit dem 18-70 verglichen und auch da ist mir nix aufgefallen.

Hab gerade nachgeschaut. War anscheinend 2006 doch 2x bei Tamron. Steht aber nix weiter auf der Reparaturquittung....

Verfasst: So 7. Sep 2008, 19:49
von suspense
Hallo Andreas,

werde morgen nochmal Aufnahmen draussen im Fernbereich machen (hoffentlich ist da besseres Wetter als heute).

Eigentlich schade, dass sich Tamron das Potenzial eines an sich wirklich guten Objektivs durch rein fertigungstechnische Nachlässigkeiten dermassen zu Nichte macht.
Im Vergleich zum Aufwand und zum nötigen Know-How, ein qualitativ hochwertiges Objektiv zu entwickeln, dürfte das doch eigentlich überhaupt kein Problem darstellen.
Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass die Zahl der Tamron-User, die so etwas bemerken, respektive bemängeln, dermassen gering ist, dass sich eine Verbesserung der Qualitätssicherung im Hause Tamron wohl nicht lohnen würde. :((