Einen schönen guten Morgen,
folgendes Dilemma mit meiner Coolpix 8800 (und, so glaube ich, ein grundsätzliches typenunabhängiges Digitalfotografie-Problem - ich hoffe, das es nicht an anderer Stelle schon 100mal diskutiert wurde): Bei Landschafts- oder auch Städteaufnahmen habe ich das Problem, dass meist der eigentlich blaue Himmel zu hell (weiß bzw. hellgrau) dargestellt wird. Stelle ich die Belichtung auf den Himmel ein, wird mein Motiv zu dunkel. Sicher gibts den einen oder anderen in der Community, der das Problem kennt und vielleicht einen Lösungsansatz für mich hat.
Besten Dank, Anybody
grauer Himmel
Moderator: donholg
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- Sollte mal wieder fotografieren...
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Ja, das Problem gibts bei allen Digicams, und es liegt am (im Vergleich zu analogen Negativfilmen) relativ geringen Kontrastumfang digitaler Bildsensoren. Dazu kommt noch, dass Bildsensoren - anders als analoge Filme - einen "harten" Übergang von Lichtern mit Durchzeichnung zu Spitzlichtern haben, bei denen keine Details mehr erfasst werden. Insofern sind digitale Bildsensoren viel weniger tolerant gegenüber Überbelichtung.
Was tun? Prinzipiell hilft hier nur, "auf die Lichter" zu belichten, so wie man es früher schon beim Diafilm gemacht hat, der gegenüber dem Negativfilm auch einen geringeren Kontrastumfang hat. Solche Bilder sehen direkt aus der Kamera leicht bis mittelstark unterbelichtet aus, und müssen anschliessend per EBV korrigiert werden.
Hier kommt's nun auf die verfügbare Kameratechnik an: Kann die Kamera RAW-Dateien aufzeichnen (und in vertretbar kurzer Zeit speichern)?
Wer mit RAW-Dateien arbeiten kann, dem stehen etliche Vorteile zur Verfügung: RAW-Dateien bilden einen etwas größeren Kontrastumfang ab, als auf einem Monitor oder Drucker darstellbar ist - ca 1,5 Lichtwerte mehr. hier kann man großzügiger "unterbelichten", um die Bilder anschliessend per "D-Lighting" (Nikon Capture) oder per "Tiefen/Lichter" (Photoshop) aufzubereiten. Dabei wird grob gesagt die Gradationskurve derart verbogen, dass man Details aus den dunklen Partien herausholt, die zuvor nicht sichtbar waren. Da die Raw-Datei einen größeren Kontrastumfang als JPG hat, sind in dunklen Bereichen mehr Daten ("Zeichnung") vorhanden, und das Rauschen ist in diesen Schattenpartien geringer.
Wem nur JPG-Dateien zur Verfügung stehen, der muss schon beim Fotografieren sehr genau arbeiten und einen Kompromiss zwischen Details in Schattenpartien und hinnehmbaren Spitzlichtern finden. Bei JPG-Dateien werden die Entscheidungen, die man bei Raw-Dateien am PC fällt, bereits unmittelbar nach der Aufnahme in der Kamera mehr oder weniger automatisch getroffen. Ausser den verfügbaren Voreinstellungen gibt es da nur noch wenig Möglichkeiten für die nachträgliche Korrektur von Überbelichtungen. Hier kann es nützlich sein, sorgfältig das Histogramm bei der Bildwiedergabe bzw. die Spitzlichter- (Blink-) Funktion zu nutzen, um gleich nach der Aufnahme nachzusehen, ob die gewählte negative Belichtungskorrektur richtig gewählt war, und ggf. die Aufnahme mit einer veränderten Belichtungskorrektur zu wiederholen. D-Lighting / Tiefen/Lichter ist zwar auch hier möglich, der Umfang der möglichen "Bildrettung" ist hier aber viel geringer.
Abschliessende Empfehlung: Probier' bei kontrastreichen Situationen mal einen Korrekturfaktor von -0,7 EV bis -1,7 EV aus. Die optimalen Werte hängen dabei stark von der aktuellen Lichtsituation ab. -1,7 dürfte vor Allem bei Gegenlicht-Situationen angemesen sein.
Was tun? Prinzipiell hilft hier nur, "auf die Lichter" zu belichten, so wie man es früher schon beim Diafilm gemacht hat, der gegenüber dem Negativfilm auch einen geringeren Kontrastumfang hat. Solche Bilder sehen direkt aus der Kamera leicht bis mittelstark unterbelichtet aus, und müssen anschliessend per EBV korrigiert werden.
Hier kommt's nun auf die verfügbare Kameratechnik an: Kann die Kamera RAW-Dateien aufzeichnen (und in vertretbar kurzer Zeit speichern)?
Wer mit RAW-Dateien arbeiten kann, dem stehen etliche Vorteile zur Verfügung: RAW-Dateien bilden einen etwas größeren Kontrastumfang ab, als auf einem Monitor oder Drucker darstellbar ist - ca 1,5 Lichtwerte mehr. hier kann man großzügiger "unterbelichten", um die Bilder anschliessend per "D-Lighting" (Nikon Capture) oder per "Tiefen/Lichter" (Photoshop) aufzubereiten. Dabei wird grob gesagt die Gradationskurve derart verbogen, dass man Details aus den dunklen Partien herausholt, die zuvor nicht sichtbar waren. Da die Raw-Datei einen größeren Kontrastumfang als JPG hat, sind in dunklen Bereichen mehr Daten ("Zeichnung") vorhanden, und das Rauschen ist in diesen Schattenpartien geringer.
Wem nur JPG-Dateien zur Verfügung stehen, der muss schon beim Fotografieren sehr genau arbeiten und einen Kompromiss zwischen Details in Schattenpartien und hinnehmbaren Spitzlichtern finden. Bei JPG-Dateien werden die Entscheidungen, die man bei Raw-Dateien am PC fällt, bereits unmittelbar nach der Aufnahme in der Kamera mehr oder weniger automatisch getroffen. Ausser den verfügbaren Voreinstellungen gibt es da nur noch wenig Möglichkeiten für die nachträgliche Korrektur von Überbelichtungen. Hier kann es nützlich sein, sorgfältig das Histogramm bei der Bildwiedergabe bzw. die Spitzlichter- (Blink-) Funktion zu nutzen, um gleich nach der Aufnahme nachzusehen, ob die gewählte negative Belichtungskorrektur richtig gewählt war, und ggf. die Aufnahme mit einer veränderten Belichtungskorrektur zu wiederholen. D-Lighting / Tiefen/Lichter ist zwar auch hier möglich, der Umfang der möglichen "Bildrettung" ist hier aber viel geringer.
Abschliessende Empfehlung: Probier' bei kontrastreichen Situationen mal einen Korrekturfaktor von -0,7 EV bis -1,7 EV aus. Die optimalen Werte hängen dabei stark von der aktuellen Lichtsituation ab. -1,7 dürfte vor Allem bei Gegenlicht-Situationen angemesen sein.
Gruß Timo.
Kamera, Objektive & Blitze plus zwei Augen mit ein wenig Hirn dahinter ...
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- Batterie4
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Hallo Timo,
vielen Dank, Du hast mir sehr geholfen. Deine Ausführungen werde ich mir mal ausdrucken und hinter den Spiegel stecken. Meine CP8800 ist leider nicht in der Lage RAW-Dateien in vertretbarer Zeit zu speichern, dennoch werde ich diesen Weg über Nikon-Capture mal versuchen.
Eine Frage noch: besteht bei DSLR-Kameras der, sagen wir mal, gehobenen Preisklasse dieses Problem im gleichen Umfang? Unterscheiden sich diesbezüglich CMOS und CCD oder spielt die Größe des Sensors eine Rolle?
Gruß anybody
vielen Dank, Du hast mir sehr geholfen. Deine Ausführungen werde ich mir mal ausdrucken und hinter den Spiegel stecken. Meine CP8800 ist leider nicht in der Lage RAW-Dateien in vertretbarer Zeit zu speichern, dennoch werde ich diesen Weg über Nikon-Capture mal versuchen.
Eine Frage noch: besteht bei DSLR-Kameras der, sagen wir mal, gehobenen Preisklasse dieses Problem im gleichen Umfang? Unterscheiden sich diesbezüglich CMOS und CCD oder spielt die Größe des Sensors eine Rolle?
Gruß anybody
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Du kannst auch zwei unterschiedlich belichtete Aufnahmen machen (einmal Himmel, einmal Rest) und diese dann im Computer zusammenbasteln. Das geht am besten wenn du mit Stativ arbeitest.
Bei Bildern mit relativ geradem Horizont und keinen Objekten die stark in den Himmel ragen kann auch ein Grauverlaufsfilter helfen.
Bei Bildern mit relativ geradem Horizont und keinen Objekten die stark in den Himmel ragen kann auch ein Grauverlaufsfilter helfen.
Ich habe auch die 8800 und benutze dort die Funktion der Belichtungsreihe mit 3 Bildern. 2 Bilder füge ich anschließend per Photomatix automatisch zusammen und ich habe schönen Kontrastausgleich/-umfang im Bild!
Bei statischen Motiven und VR geht es aus der Hand ansonsten beiße ich auch schon mal in den "sauren Apfel" und mache das Bild im RAW Format und warte danach die 15-20 Sekunden bis Speicherende.
An meiner D200 habe ich das Problem nicht so ausgeprägt, aber da fotografiere ich ständig im RAW-Format - und die Belichtungsreihe bis 9 Bilder ist in Sekundentakten erledigt.
Schöne Grüße
Helmut
Bei statischen Motiven und VR geht es aus der Hand ansonsten beiße ich auch schon mal in den "sauren Apfel" und mache das Bild im RAW Format und warte danach die 15-20 Sekunden bis Speicherende.
An meiner D200 habe ich das Problem nicht so ausgeprägt, aber da fotografiere ich ständig im RAW-Format - und die Belichtungsreihe bis 9 Bilder ist in Sekundentakten erledigt.
Schöne Grüße
Helmut
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- Batterie6
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hier etwas dazu aus der anderen Rubrik
:
http://www.nikonpoint.de/viewtopic.php?t=32580
Ich nehme da meistens einen Polfilter und die Kompromissloesung bei der Belichtung (Wolkenstruktur da, Objekt ein wenig unterbelichtet und bearbeite bei Bedarf etwas nach).
Viele Gruesse

http://www.nikonpoint.de/viewtopic.php?t=32580
Ich nehme da meistens einen Polfilter und die Kompromissloesung bei der Belichtung (Wolkenstruktur da, Objekt ein wenig unterbelichtet und bearbeite bei Bedarf etwas nach).
Viele Gruesse
CP8800
- elektronikfreak
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Ja, das ist wohl so. Ich habe zwar keine DSLR, aber was man so hört, ist bei der CP8800 der Vorteil des RAW-Modus (im Vergleich zu JPG) deutlich geringer als bei einer DSLR. Das liegt zum einen am Rauschen, zum anderen am gespeicherten Kontrastumfang. Der ist bei DSLRs in der Regel 12 bit, bei der CP8800 meines Wissens nur 10 bit.anybody hat geschrieben:...besteht bei DSLR-Kameras der, sagen wir mal, gehobenen Preisklasse dieses Problem im gleichen Umfang? Unterscheiden sich diesbezüglich CMOS und CCD oder spielt die Größe des Sensors eine Rolle?
Nach meiner Erfahrung bringt speziell bei der CP8800 der RAW-Modus nur in ganz extremen Ausnahmefällen einen nennenswerten Vorteil. Meist kann man bei einem JPG selbst mit preisgünstiger EBV-Software (z.B. FixFoto) noch erstaunliche Verbesserungen erzielen.
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Ich wollte noch mal kurz auf die Thematik Grauverlaufsfilter eingehen, die Dirk schon angesprochen hat.
Hier mal zwei Bilder zur Verdeutlichung des Effekts:
Ohne Filter:

Mit Grauverlaufsfilter:

Ich habe auch schon drastischere Beispiele gesehen. Gerade bei Sonnenschein kann das Ergebnis noch stärker ausfallen.
Hier mal zwei Bilder zur Verdeutlichung des Effekts:
Ohne Filter:

Mit Grauverlaufsfilter:

Ich habe auch schon drastischere Beispiele gesehen. Gerade bei Sonnenschein kann das Ergebnis noch stärker ausfallen.
Gruß Roland...
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- Batterie6
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@ elektronikfreak:Der ist bei DSLRs in der Regel 12 bit, bei der CP8800 meines Wissens nur 10 bi
Die Farbtiefe der CP8800 liegt auch bei 12Bit. Eine DSLR hat durch den grösseren Chip auch gössere. Pixel -> evtl. kann dies zu unterschieden im Dynamikberecih führen (hängt aber von jedem Sensor individuell ab).
Die Farbtiefe der CP8800 liegt auch bei 12Bit. Eine DSLR hat durch den grösseren Chip auch gössere. Pixel -> evtl. kann dies zu unterschieden im Dynamikberecih führen (hängt aber von jedem Sensor individuell ab).
CP8800