Das digitale Zeitalter entfesselt den Probiertrieb der Amateurschreiberlinge. Im Internet ist zu sehen, wohin das führt: Abermillionen von selbstverfassten Gedichten und Berichten landen dort bei riesigen Portalen zur Volksabstimmung.
Wie sieht wohl die Hölle aus, in der eines Tages die mitteilungsbedürftigen Hobbyautoren gesotten werden? Keine Frage: Das muss ein Ort sein, an dem die Nervensägen unter ihresgleichen sind. Dort bekommen sie unaufhörlich Werke anderer Leute über Ihre Kinder, Katzen, Kokolores zu lesen, und die Teufel tippen daraufhin munter weiter, natürlich an Ihrer neuen Rezession.
Es gibt diese Hölle bereits. Seltsamerweise verzeichnet sie großen Andrang. Die Verdammten ziehen in Scharen freiwillig hin: Im Internet entstehen gerade Dichterforen von gewaltigen Ausmaßen. Jeder Pseudo Orwell darf seine ungeschliffenen Gedankensplitter dort zur Begutachtung vorlegen. Die anderen sehen sich alles unermüdlich an und schreiben dann darunter, was sie davon halten. Bietet doch gerade das world-wide-web und Google die Möglichkeit sich Textpassagen aus anderen Publikationen zu "leihen" und umgerührt als eigene auszugeben.
Wo ehedem vorher überlegt werden musste, man will ja die Seite per Bleistift nicht noch 10 mal schreiben müssen, können nun entfesselte Dichter die "Ballade der Ehekrise", "Beobachtungen in meinem Garten" "Gedanken uber unsere goldenen Hochzeit" und die "Be, oder Verurteilung einer Gemeinschaft" unter Dauerfeuer nehmen. Der Monitor präsentiert sofort die Beute - ein wahrhaft magischer Reiz. Der Amateur geht deshalb nun spaßeshalber auf alles los, was nicht schnell genug weg ist. Ziele sind alle Arten von Communities, die Kirche, Satanisten oder die eigene Ehefrau und wenn er hundertmal Anlauf nehmen muss. Kostet ja nichts, nicht mal Zeit. Die Speicher oder Löschtaste ist schnell gedrückt.
Es gibt nur einen Weg für die Unerfahrenen, Sicherheit zu erlangen: Das Werk muss unter die Leute, am besten zur Volksabstimmung durch Gleichgesinnte. Die digitale Lektüre drängt ja ohnehin in die Welt hinaus; es verschickt sich so leicht, auch per e-mail. Selbst Thomas Gotschalk wäre über solch ein Mega-Publikum begeistert gewesen.
So löst sich nun die Dichterkunst vom angestammten Zweck: dem Mechanik-Üngetüm samt Druckerschwärze dessen Zahl begrenzt war und dem Verlag. Die Digitaltechnik entfesselt den Probiertrieb auf bislang ungekannte Weise: Ein Allerweltshobby wird radikalisiert.
Früher, ja früher konnte man noch seine Freunde mit dem oft gedanklichem Schrott peinigen. Manchmal werden aus Freunden.... Feinde.
Kulturforscher, die sich für das Kunstwollen und die verborgenen Passionen der Bevölkerung interessieren, können nun leichte Beute machen. Sie müssen sich nur an den Portalen der Online-Gemeinschaften auf die Lauer legen. Dort sind tagein, tagaus die neuen Abenteurer zu beobachten, wie sie, einer nach dem anderen, blinzelnd ins Licht der Öffentlichkeit treten.
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BLAH BLAH BLAH
Wollte erst das ganze Ding verwurschteln aber....
Jetzt ist Schluss, ich fliege morgen in Urlaub (mit Digi), wollte nur Zeigen das sich so ein gequirlter Mist auf rein alles Anwenden läßt.
Oberflächlich und nichtssagend, jedenfalls für mich
Bin gerade am Packen, trotzdem konnte ich es mal wieder nicht lassen.