@Turbozwerg:
Das mit dem Zusammenfassen ist nicht so ganz einfach, weil ich kein Spezialist für Sportfotografie bin. Ich werd's aber mal versuchen:
Zuerst mal ein wenig Basiswissen
Bei der Sportfotografie muss sich der Fotograf mit zwei verschiedenen Problemen auseinandersetzen.
- Mit der Geschwindigkeit, in der das verwendete Objektiv den Fokus nachstellen kann, damit die Kamera den Fokus überhaupt messen kann
- Mit der Geschwindigkeit (und Genauigkeit), mit der die AF-Elektronik der Kamera ein bewegtes Motiv verfolgen kann
Zu 1.:
Hier muss man sich klar machen, dass die Fokussierung ein normalen AF Objektivs über eine Spindel angetrieben wird, die von einem Motor im Kameragehäuse angetrieben wird. Das Übersetzungsverhältnis zwischen der Spindel und dem Verstellschlitten für das Fokussierungselement im Objektiv hängt aber stark von der Konstruktion des Objektivs ab. Zum einen hat das mit der Masse der zu bewegenden Elemente zu tun (eine voluminöse Frontlinse lässt sich eben nicht so flott beschleunigen wie eine Objektiv-interne Linse bei Innenfokussierung), zum Anderen mit dem Drehwinkel des manuellen Fokusrings (von der Mindest-Entfernung bis Unendlich, an diese Ring ist die Antriebsspindel angekoppelt). Es gibt also große Unterschiede bei der Fokussierungsgeschwindigkeit der unterschiedlichen , von der Kamera angetriebene AF-Objektive.
Dem gegenüber werden AF-S Objektive von einem Ultraschallmotor im Inneren des Objektivs selbst angetrieben. Von der Konstruktion sind diese Objektive anders als die normalen AF-Objektive nicht mehr einfach "auf AF umgebaute" Manuell-Objektive (am verzeihe mir die grobe Vereinfachung

), sondern bereits konstruktiv auf hohe Fokussiergeschwindigkeit optimiert. AF-S Objektive lassen sich daher wesentlich schneller fokussieren.
Zu 2.:
Die Fokusmessung der Kamera geschieht in Echtzeit. Das bedeutet, dass der Objektiv so lange verstellt wird, bis der Sensor ein "scharfes" Bild erkennt. Damit wird auch klar, dass ein langsam zu fokussierendes Objektiv die Fokussierung selbst der schnellsten Kamera entscheidend verzögern kann!
Doch auch bei der Fokussierungselektronik gibt es Geschwindigkeitsunterschiede. Profikameras wie die D1x/D1h arbeiten mit einem anderen, auf höhere Geschwindigkeit optimierten AF-System (Multi-CAM1300) als die D70/D100 (Multi-CAM900). Die Unterschiede zeigen sich in der Geschwindigkeit, in der sie Abweichungen der Fokussierung vom Sollzustand erkennen und Steuersignale an den Fokusmotor im Gehäuse bzw. den AF-S Motor im Objektiv schicken können. Des weiteren gibt es offensichtlich auch Unterschiede in der Erkennung, ab wann sich (bei dynamischem AF) ein Motiv von einem AF-Messfeld ins nächste bewegt hat.
Dies sind also die Randbedingungen, mit denen wir leben müssen, bevor wir uns über die verschiedenen AF-Modi Gedanken machen können. Denn keine dieser Betriebsarten kann die Grenzen der Technik überlisten. Es ist also durchaus denkbar, dass sich ein Motiv zu schnell bewegen kann, so dass der AF nicht (und zwar in keiner AF-Einstellung!) folgen kann.
Nun zur Praxis
Der Autofokus an der D70/D100 lässt sich in zwei Dimensionen steuern:
- AF-Betriebsart: Einzel-AF oder kontinuierlicher AF
- Messfeldauswahl: einzelnes oder dynamisch gewähltes Messfeld, oder "nächstes Objekt"
Zu a:
Die AF-Betriebsart bestimmt, wann und wie lange die korrekte Scharfeinstellung auf ein Objekt gesucht wird.
Bei Einzel-AF (AF-S) sucht die Kamera beim Druck bis zum ersten Auslöser-Druckpunkt solange eine korrekte Objektiv-Fokussierung, bis die Kameraelektronik erkannt hat, dass das Objektiv nun im angewählten (oder automatisch erkannten) Sensorfeld ein scharfes Bild produziert. Der Ablauf stoppt dann und der ermittelte Wert wird so lange gehalten (selbst wenn sich das Objekt weiter bewegt!!), bis der Auslöser zum zweiten Druckpunkt durchgedrückt oder losgelassen wird.
Kontinuierlicher AF (AF-C) leitet einen anderen Vorgang ein: Hier versucht die AF-Eektronik das Objektiv kontinuierlich scharf zu stellen und die Fokussierung nachzuregeln (also die Fokussierung zu halten, auch wenn sich die Entfernung zwischen Kamera und Objekt verändert), so lange der Auslöser am ersten Druckpunkt gehalten wird. Als Kriterium gilt wieder das angewählte (oder automatisch erkannte) Sensorfeld. Noch mehr als bei AF-S spielt hier die Geschwindigkeit des gesamten AF-Systems aus Objektiv, Elektronik und mechanischem Antrieb eine Rolle!
Zu b:
Die Messfeldauswahl bestimmt, worauf eigentlich scharf gestellt wird.
Im Einzelfeld-Betrieb wählt der Benutzer das gewünschte Messfeld an, und die AF-Elektronik benutzt genau dieses und kein anderes Messfeld zum Scharfstellen. Achtung: Wenn sich das Objekt während der Messung aus dem Messfeld heraus bewegt, fokussiert die Kamera auf das, was sie dann im Messfeld sieht!
Bei dynamischer Messfeldauswahl beginnt die AF-Elektronik mit der Fokussierung im vorgewählten Messfeld und verfolgt das Objekt im Falle einer vertikalen oder horizontalen Bewegung auch in die anderen vier Messfelder. Bei Bewegungen des Objekts auf die Kamera zu führt die AF-Elektronik den Fokus so lange nach, bis das Objekt als scharf erkannt wird (auch im Modus AF-S!). Bei dieser Art der automatischen Fokussierung ist mit schnell bewegten Objekten wieder die Leistungsfähigkeit der AF-Elektronik gefragt: Bewegt sich das Motiv zu schnell von einem Messfeld zum nächsten, so kann die Elektronik das Objekt "verlieren"! Achtung: Die Kamera zeigt das aktuell gewählte Messfeld bei einer Motivverfolgung
nicht, sondern zeigt nur das Ausgangs-Messfeld an! Bei dem zuvor gewählten Messfeld würde auch ein erneuter Fokussiervorgang wieder beginnen, wenn nochmals fokussiert wird!
Bei der Messfeldauswahl "nächstes Objekt" Sucht die AF-Elektronik in allen 5 Messfeldern nach dem Objekt, das am nächsten zur Kamera liegt, und stellt auf dieses Objekt scharf. IMHO ist diese Einstellung für Sportfotografie am wenigsten geeignet. Achtung: Im Sucher wird kein aktuelles Messfeld angezeigt!
Weitere Infos zu diesem Thema siehe D70 Handbuch S. 69 ("Zusammenfassung der Autofokusoptionen").
Fazit:
Wer die Grenzen des AF-Systems besser versteht, kann gezielter damit experimentieren. Wer öfters Sportfotos macht, sollte den Kauf von AF-S Objektiven (und im Extremfall auch eines Kameragehäuses mit besonders schnellem AF, s.o., Punkt 2) erwägen.
Je nach Geschwindigkeit des zu fotografierenden Objekts ist es möglich, dass das AF-System ein Motiv nicht korrekt mitverfolgen kann. In solchen Fällen hilft ein wenig Voraussicht (und traditionelles Filmfotografie-Wissen), z.B. indem man einen Tiefenschärfebereich (Entfernung und Blende) vorwählt, und das gewünschte Motiv mit manueller Fokussierung, Blendenvorwahl und ggf. der passend hochgedrehten ISO-Einstellung fotografiert.
So, nun habe ich genug geschrieben. Ich weiß nicht alles; vielleicht kann jemand anderes noch zusätzlich nützliche Hinweise beitragen.