Hab jetzt mal eine Nacht über die Vorführung der Zn geschlafen.
Vorab meine Meinung: ich finde es gut und richtig, daß Nikon in das Segment einsteigt und ich finde es gut, wie sie es machen.
Wie gewohnt geht man konservativ und solide vor. Man baut einen Fotoapparat und keine Wollmichsau. Das Konzept ist durchdacht, man findet sich schnell zurecht. Die Kamera macht Bilder und das sehr gut. Fertig.
Die Knöppe sind logisch rechts angeordnet, weil man die linke Hand zum Stützen der Kombi braucht und nicht umgreifen möchte.
Ja, man kann mosern, daß es kein GPS gibt. Ja, es gibt keinen 10-poligen Zubehöranschluß mehr. Dafür den rechteckigen wie bei anderen Modellen. Die Kamera verbraucht Strom für ihre "Kernkompetenz" inkl. aller Displays. Daß man sich da jeden weiteren Verbraucher spart, finde ich nachvollziehbar.
Ich bin sicher einer der schwierigsten Kunden, wenn es um einen künstlichen Sucher geht. Habe schon einige probiert und wieder weggelegt. Womit ich nicht gerechnet habe: ich habe sofort vergessen, daß ich auf ein Display sehe. Ich weiß nicht, was die gemacht haben, aber es "fühlt" sich an wie ein optischer Sucher. Ich würde mich damit wohlfühlen.
Oben links am Wahlrad für die Moduuuus (Modi oder wie auch immer) gibt es nun U1-U3 (User definded 1-3). Besonders sinnvoll, wenn man im manuellen Modus fotografiert, denn da kann ich meine Einstellungen speichern für bis zu drei Szenarien. Fein.
Das OLED Display ist gut, war es vorher auch.
Hatte mehrere meiner Objektive dran, vom 28/1.4 über 105/1.4 bis länger und alles am FTZ (nein, nicht Fenrmeldetechnisches Zentralamt Darmstadt, sondern "F to Z"). Es fühlte sich immer austariert an, liegt klasse in der Hand. Die Kamera ist gottseidank nicht so leicht wie die Df.
Die Akkus sind die gewohnten EN-EL15, mit Zusatz "B".
Die S-Line Objektive haben nun mehrere Stellmotoren, über die verschiedene Linsengruppen nach Situation unabhängig voneinander bewegt werden. Die Kamer hat keinen Motor, Stangentanz ist nicht mehr.
Wie die Kamera mit Objektiven umgeht, die selbst einen VR mitbringen, ist unklar, steht auch nicht im Handbuch. Meine Einschätzung aus techn. Sicht ist, daß der VR im Objektiv abgeschaltet wird. Zwei unabhängige Systeme zu synchronisieren in der Feinheit auf Pixelgenauigkeit wird scheitern, zumal die Korrektur im Objektiv ja direkt Auswirkungen auf das Sensorbild hat.
Der AF (mangels Hilfsspiegel) ist im Sensor integriert mit echten Pixeln zwischen den Bildpixeln. Trotz meiner Penetranz verstehen zu wollen, bekam ich keine genaue Antwort, wie die mit den entfallenden Bildpixeln zwischendrin umgehen. Interpolation ist mir geläufig, aber das ist ja meistens Not durch Elend ersetzen.
Bis hierhin alles gut.
Es wurde auch über Dinge gesprochen, mit denen auch die Nikon Vertretungen nicht ganz so glücklich zu sein scheinen, wenn ich mich nicht täusche. Vielleicht waren die Erwartungen einfach anders.
Wir waren um die 40 Leute und ich dachte erst, daß ich mal wieder ein einsames Gefühl hätte. Aber es stellte sich schnell heraus, daß alle etwas ratlos waren, man könnte es auch frustiert nennen.
Sachlich ist es richtig, daß Auflagemaß möglichst klein zu machen, Nikon hat 16mm gewählt bei einem Bajonett Durchmesser von 55mm. Der Sensor ist riesig. Übrigens: der Sensor liegt natürlich immer frei, da schützt kein Verschluß! Beim Objektivwechsel im Wind, besonders an der Küste und in der Wüste sollte man erst nachdenken, dann machen.
Daß es für diese Maße neuer Objektive bedarf, um die Möglichkeiten der Kamera auszuschöpfen, liegt auf der Hand. Klug ist die Entscheidung, den Adapter für "F" mitentwickelt zu haben. Die demnächst verfügbaren Objektive und die in der Roadmap gehören alle zur S-Line (S=Superior). Deutet darauf hin, daß es irgendwann auch eine andere Line geben wird.
Unklug ist es m.E. den Kunden, die in den letzten 2 Jahren 5-stellige Beträge in D5, D500 und D850 sowie in hochbejubelte Gläser investiert haben zu sagen, daß sie nun zum Altglascontainer dürfen. Ein 105/1.4, 85/1.4, 70-200/2.8 FL-E reichen von der Bauart her logischerweise nicht aus, um den großen Sensor mit Licht bis in die Ecken zu versorgen. Das ist nachvollziehbar. Es wurden Bilder gezeigt, wo das Fokusfeld am Rand lag, man konnte hineinzoomen und "Er sah, daß es gut war". Soweit alles nachvollziehbar.
Die 1,4er Objektive und die neuen 2.8er sind nicht lange auf dem Markt. Unmut und damit Investitionswilligkeit kaputtzureden, ist nicht klug.
Das trieb mich dann auch zur Frage, wer denn die Zielgruppe sei. Die vorgestellten Gläser sind alle 1.8 oder 4, die Brennweiten bescheiden zwischen 35mm und 70mm (24-70). Die Antwort war nicht eindeutig.
Neueinsteiger werden nicht glücklich mit der überschaubaren Anzahl an Z-Objektiven. Umsteiger und Parallelbetreiber auch nicht. Und wenn ich mit meinen Objektiven durch den kleineren Bildkreis die Vorteile der Kamera nicht ausschöpfen kann, warum sollte ich sie mir kaufen.
Auf meine gar nicht provokant gemeinte Frage, daß man ja Entwicklungsressourcen nur einmal ausgeben kann und was mit DSLR und weiteren Objektiven so sein wird, kam nicht so richtig was. Die F6 nach Einführung der digitalen Reihe tröstet mich nicht. Sind D5, D500 und D850 nun die F6? Mein Gefühl (und mehr ist es natürlich nicht) sagt mir, daß Nikon die Objektivpalette auf Vordermann gebracht hat in den letzten 2 Jahren und die Kamera Palette auch. Nun kann man sich was denken.
An einer spiegellosen ist mehr verdient und weniger Service.
Es war interessant zu spüren und zu hören, wie alle Teilnehmer ernüchtert waren und selbst die "Kauflustigen" dann doch erstmal abwarten wollen. Das kann Nikon gar nicht brauchen. Die ersten Chargen werden sicher verkauft, da bin ich mir sicher. Aber nicht von Profis, die damit ihr Geld verdienen. Als Spielzeug kann ich sie mir vorstellen, sobald für mich vernünftige Objektive dazu kommen. Ob ich das noch erlebe, ist natürlich mein Problem. Nikon geht den Weg und den finde ich richtig. Es ist die erste Kamera im neuen Segment und die ist verdammt gut geworden. Jetzt muß das System eines werden. Dann paßt das.
Ach so, wem das zu lang war: hatte vergessen zu schreiben, daß man es nicht lesen muß
