#2.51

Während wir also weiter übers Eis liefen, wurde allmählich deutlich, dass wir auf das Ende des Geltschers zusteuerten. Dabei kamen wir zu einem kleinen Schmelzwasserbach, der sich am Ende des Gletschers durchs Eis fräste. Den Rückweg traten wir dann nicht übers Eis an, sondern auf der Moräne, was das Laufen noch mal um einiges erschwerte. Dabei trafen wir fast zum Ende erneut auf den hier fast noch gemütlich dahin plätschernden Bach, nur dass dieser sich unter der Eisdecke zu einem donnernden Strom entwickelt hatte. Es war auf jeden Fall eine interessante Erfahrung, neben dem Eis zu stehen und dabei das Tosen des Stroms unter dem Eis zu vernehmen. Wie im Beitrag zum vorherigen Bild schon beschrieben, schadet diese Art des Schmelzwassers dem Gletscher gleich auf unterschiedliche Weise. Zum einen wirkt es als Schmiermittel für die Eismassen und zum anderen sorgt das Wasser für ein weiteres schnelleres Abtauen des Eises.
#2.52

Dies ist der Blick am Ende des Gletschers. In der Ferne kann man sehen, erstreckt sich ein weiterer Fjord. Interessanterweise war auf der Karte, die unser Expeditionsleiter mit sich trug, welche er sich von Denis unserem Geologen ausgliehen hatte, unser Gletscher noch bis zum Wasser des in der Ferne zu erkennenden Fjords eingezeichnet. Da die Karte aus den späten 80er Jahren stammte, hat dieser Gletscher offensichtlich einen großen Teil seines Eises verloren, innerhalb von nicht mal 30 Jahren. Als wir diese Tatsache wahrnahmen, wurde nicht nur ich ganz nachdenklich. So direkt mit den Konsequenzen des sich verschiebenden Klimas konfrontiert zu werden, geht wohl an keinem gänzlich spurlos vorbei. Schön auch zu sehen, dass der Gletscher, auf dem wir uns bewegten, wohl hauptsächlich dafür verantwortlich war, dass dieses Tal überhaupt entstehen konnte. So kam zu der beinahe erschreckenden Erkenntnis auch noch ein gutes Stück Ehrfurcht hinzu, wohlwissend, dass es nicht mal 30 Jahre gedauert hat, den Giganten, der für dieses Tal verantwortlich zeichnet, fast verschwinden zu lassen.
#2.53

Und hier nun noch mal ein Blick auf den sich allmählich abendlich einfärbenden Himmel und Fjord. Während wir uns nun alle wieder an Bord zurück begaben, wurde uns der Plan für den nächsten Tag verkündet; es sollte zum großen Fritjof-Nansen-Fjordsystem gehen. Hierbei sei wohl auch die Chance sehr hoch, dass wir auf Eisbären treffen würden, da die Reisegruppe derer gleich 5 (!) in dortigen Gefilden entdeckte. Da wir noch ein gutes Stück Weg zurück zu legen hatten, machte sich die Crew auch direkt daran, den Anker zu lichten und das Schiffchen aus dem Fjord hinaus zu manövrieren. Doch damit nicht genug, direkt an die Rekapitulation des Tages schloss sich gleich noch ein Vortrag bzgl der Polarlichter an, da wir uns nun wohl im Gürtel befanden, in dem man recht zuverläössig dieses Naturphänomen bestaunen kann. Und tatsächlich, kaum das die Dunkelheit herein gebrochen war, erlebten wir ein Lichtspektakel am Himmel, dass ich bisher zum ersten Mal erleben durfte. Neben mir stand ein Belgier, der diese Lichter ebenfalls zum ersten Mal erblickte und wir hüpften voller Begeisterung über das Deck, wobei wir völlig vergaßen, dass wir nur einen dünnen Pullover ohne Jacke trugen. Dies fiel uns beiden dann nach guten zwei Stunden auf, als unsere Hände weitestgehend blau angelaufen waren.

Fotos von diesem Spektakel habe ich allerdings nicht, da meine Fuji max. ISO 3200 kann und damit sind auf einem schwankenden Schiff schlicht keine Polarlichterbilder möglich.
