Autofahren in Namibia ist gefährlicher als hier.
Nur wenige Hauptstrecken sind asphaltiert. Die restlichen Straßen sind Schotterpisten, bei denen in der Regenzeit plötzlich Überschwemmungsfurten auftauchen: Vollbremsung und dann langsam durch, könnte tief sein, war es auch gelegentlich
Tempolimit auf Gravelroads ist 100 km/h, auf Asphalt 120 km/h.
Einige Gravelpisten waren vom Zustand besser als manche Wohnstraße im Ruhrgebiet, andere glichen einem vielbefahrenen Acker.
Viele Namibianer interessieren sich wenig für Verkehrsregeln, weil das Land so dünn besiedelt ist (2,2 Mio. Menschen bei einer mehr als doppelt so großen Fläche wie Deutschland). Wir sind an einigen Tagen niemandem begegnet. Vermutlich wären wir aber irgendwann in Kontakt gekommen, wenn wir stehen geblieben wären...
Für große Offroadtouren hatten wir auch keine Zeit, dafür waren die Entfernungen zu groß im Verhältnis zum Straßenzustand. Nach 400km Schotterpiste weiss man, was man getan hat.
Bei Dunkelheit oder Dämmerung zu fahren ist lebensgefährlich, weil die Tierwelt sich geschlossen auf die Hufe macht, um ungestört zu grasen oder weiter zu ziehen. Wir waren einmal bis Sonnenuntergang im Etosha unterwegs und mussten unser Tempo bei der Rückfahrt zur Lodge deutlich reduzieren, weil sich die Straße und die Graszone links und rechts der Fahrban spürbar belebte. Der etwa 20m breite Grasrand neben der Straße ist sehr hilfreich, wenn frisch gemäht, gefährlich, wenn das Gras 1m hoch steht und ein Schakal plötzlich aus der Deckung auf die Straße springt.
Es gibt zwar vielerorts Zäune, die über hunderte Kilometer entlang der Straße verlaufen, aber die halten nur das Nutzvieh zurück. Springböcke interesieren sich nicht für Viehzäune

.
In den Nationalparks ist sogar das Verlassen des Fahrzeugs verboten.
Die Raubkatzen nehmen, was sie kriegen können. Ein wohlgenährter Tourist kommt da gerade recht.
Außerdem darf man dort die Straßen und Wege nicht verlassen und wegen der hohen Tierdichte ist dort ein Tempolimit von 60 km/h, die man bei Fahrten im Busch besser nicht ausreizt. Dort kommt mal eben ein Nashorn über die Straße gestapft, ohne dass man davon vorher etwas hätte sehen oder hören können. Der Begriff Wildwechsel ist ernst zu nehmen!
Möglicherweise ist der Wüstenstreifen entlang der Küste davon nicht so betroffen und man kann dort auch mal nachts ein paar Kilometer fahren, aber wir wollten das nicht testen. In Swakobmund haben wir zu der Uhrzeit lieber einen leckeren Burger und dazu ein kühles Windhoek Lager bestellt.