Hintergrundartikel über das Objektivmerkmal Bokeh

Die Rubrik für das optische Zubehör eurer Nikon Kamera mit Autofokus

Moderator: donholg

Andreas H
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Beitrag von Andreas H »

Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann sorgt eine bestimmte Korrektur der sphärischen Aberration für ein schlechtes Bokeh (und für eine gute Schärfe in der Schärfenebene).

Die sphärische Aberration ist nun leider entfernungs-, blenden-, und bei Zooms auch noch brennweitenabhängig. Wie weit sie sich in einem schlechten Bokeh zeigt, hängt dann noch vom Verhältnis Aufnahmeentfernung/Entfernung zum Hintergrund ab.

Das Ergebnis einer Bokeh-Untersuchung wäre dann eine vieldimensionale Matrix. Eine Aufgabe für die langen Winterabende? ;)

Grüße
Andreas
Barino
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Beitrag von Barino »

Ein weiterer Parameter wäre für mich die Entfernung zwischen fokusiertem Objekt und Hintergrund. Wird hier zwar schwierig, weil der Hintergrund in der Entfernung gestaffelt verlaufen kann, aber ich kann mir vorstellen, dass das auch ein Einflussfaktor ist. Am Wochenende bin ich wieder zu hause, kann mich gerne an einem Test beteiligen, aber ich stimme Euch zu, die Testbedingungen müssen alle die gleichen sein bzw. transparent sein, um Muster erkennen zu können. Ich könnte folgende Objektive beisteuern.

18-135 Nikkor
70-300 VR Nikkor
50 1,8 Nikkor
90 mm Tamron Macro
Arjay
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Beitrag von Arjay »

Andreas H hat geschrieben:Das Ergebnis einer Bokeh-Untersuchung wäre dann eine vieldimensionale Matrix. Eine Aufgabe für die langen Winterabende? ;)
Klar, das steht zu befürchten. Andererseits meine ich, dass wir die Zahl der Parameter bereits durch eine Vorauswahl praxisrelevanter Parameterwerte eingrenzen können. Mein Vorschlag wäre hier:

* Bei allen Objektiven - Offenblende & 2 Blenden abgeblendet

* Bei Zooms - Anfangs- und Endbrennweite

* Entfernung des Fokuspunkts
  • bei WW (für DX Brennweiten bis 24mm, für FX Brennweiten bis 35mm) 3m
  • im Normalbereich (für DX Brennweiten bis 50mm, für FX Brennweiten bis 80mm) 5m
  • im Telebereich (alle höheren Brennweiten) 8m
* Anordnung des unscharfen Objekts
  • Vor dem Fokuspunkt 1/4 der Fokusentfernung
  • Hinter dem Fokuspunkt 4x Fokusentfernung
*****************

Es wären also pro Brennweitenwert 4 Testbilder erforderlich:
  • Bei Offenblende mit unscharfem Objekt vor bzw. hinter dem Fokuspunkt
  • Bei Abblendung um 2 Stufen mit unscharfem Objekt vor bzw. hinter dem Fokuspunkt
Seid Ihr mit meinen Parametervorschlägen einverstanden? Sind die auch aus Eurer Sicht praxisgerecht?
Gruß Timo.

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So
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Beitrag von So »

Arjay hat geschrieben:
Andreas H hat geschrieben:Das Ergebnis einer Bokeh-Untersuchung wäre dann eine vieldimensionale Matrix. Eine Aufgabe für die langen Winterabende? ;)
Klar, das steht zu befürchten. Andererseits meine ich, dass wir die Zahl der Parameter bereits durch eine Vorauswahl praxisrelevanter Parameterwerte eingrenzen können. Mein Vorschlag wäre hier:

* Bei allen Objektiven - Offenblende & 2 Blenden abgeblendet

* Bei Zooms - Anfangs- und Endbrennweite

* Entfernung des Fokuspunkts
  • bei WW (für DX Brennweiten bis 24mm, für FX Brennweiten bis 35mm) 3m
  • im Normalbereich (für DX Brennweiten bis 50mm, für FX Brennweiten bis 80mm) 5m
  • im Telebereich (alle höheren Brennweiten) 8m
* Anordnung des unscharfen Objekts
  • Vor dem Fokuspunkt 1/4 der Fokusentfernung
  • Hinter dem Fokuspunkt 4x Fokusentfernung
*****************

Es wären also pro Brennweitenwert 4 Testbilder erforderlich:
  • Bei Offenblende mit unscharfem Objekt vor bzw. hinter dem Fokuspunkt
  • Bei Abblendung um 2 Stufen mit unscharfem Objekt vor bzw. hinter dem Fokuspunkt
Seid Ihr mit meinen Parametervorschlägen einverstanden? Sind die auch aus Eurer Sicht praxisgerecht?
Hmmm..., dann hätten wir aber immer noch nicht einen Gesamtüberblick über die Abbildungsleistung einen Objektives im Unschärfebereich, sondern nur für diese eine Testanordnung. Zudem stehe ich häufig näher am Objekt als die vorgeschlagenen Entfernungen.

Vielleicht ist eine "Bilddatenbank" sotiert nach Brennweite und Blendenöffnung mit einer Vielzahl an unterschiedlichen nicht standardisierten Bildbeispielen und Aufnahmedaten für den Gesamteindruck aussagekräftiger.

Zur Beurteilung des Bokehs kommt aber auch noch der subjektive Eindruck des Betrachters, der eine "wissenschaftliche" Aussage schwierig macht.
So finde ich das Bokeh des 24-70 für ein Zoomobjektiv in diesem Brennweitenbereich eigentlich sehr angenehm ( http://www.nikonpoint.de/gallery2.php?g2_itemId=69045 ), das 28-70 Nikkor kenne ich für diesen Vergleich aber zu wenig. Ansonsten fällt mir kein Objektiv ein, daß mir im diesem Brennweitenbereich besser gefällt, kenne aber natürlich auch nicht alle.

Das 1,4/85, die beiden DC-Nikkore und vor allem das AF-S 2,0/200mm VR sind jedoch in Sachen Bokeh eine Klasse für sich. Kein Vergleich zum 24-70mm. (Beispiel 135DC: http://www.nikonpoint.de/gallery2.php?g2_itemId=69059 )

Gruß, Ralf.
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Beitrag von Arjay »

So hat geschrieben:Hmmm..., dann hätten wir aber immer noch nicht einen Gesamtüberblick über die Abbildungsleistung einen Objektives im Unschärfebereich, sondern nur für diese eine Testanordnung. Zudem stehe ich häufig näher am Objekt als die vorgeschlagenen Entfernungen.
.. dann mache bitte einen Gegenvorschlag. Welche Entfernungen würdest Du denn als realistisch einschätzen?

Der Hintergrund meines sicherlich stark vereinfachenden Vorschlags ist, dass sich nur noch wenige Leute an dem Vergleich beteiligen würden, wenn die Sache zu kompliziert wird.
So hat geschrieben:Zur Beurteilung des Bokehs kommt aber auch noch der subjektive Eindruck des Betrachters, der eine "wissenschaftliche" Aussage schwierig macht.
Na ja, wenn jeder seine Testbilder nach den gleichen Regeln anfertigt, dann haben wir ja Bildmaterial, die auch für subjektive Beurteilung zur Verfügung steht. Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens besteht auch darin, dass wir uns nicht in mathematischen Berechnungen verlieren müssen, sondern greifbare Bildbeispiele erhalten.

Außerdem dürfte dieses Vorgehen den Vorteil haben, dass man die Testbilder nicht im 100% Bildmaßstab ausstellen muß, da es ja nur um eine qualitative, nicht um eine quantitative Beurteilung des Bokehs geht. :bgrin:
Gruß Timo.

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StefanM

Beitrag von StefanM »

Da ich bei gleicher Brennweite, gleicher Blende und teils auch nahezu (!) gleichen Abständen ansehliches bis grausiges Bokeh produzieren konnte, versteift Euch mal nicht auf eine Testbasis.

IMHO spielt da auch noch der Lichteinfall, der Sonnenstand und die Reflektionsfläche (klein/Tannennadeln/Gras oder groß/Blätter/Glas/Autolack) mit rein.

Das kann man nicht an mehreren Orten alles so gleich mit unterschiedlichen Mitteln umsetzen, daß da was bei rauskommen kann.

Was, wenn einer mit dem 50/1,4 bei f/1,8 ein cremiges und einer ein grausiges Bokeh bei "gleichen" Randbedingungen hervorzaubert - dann wissen wir genau so wenig wie vorher, haben aber alle nett den Verschluß klappern lassen und Strom verschwendet, nicht eindeutige Ergebnisse durch Netz zu jagen :hmm:

Ohne Kenntnis der genauen Einflußfaktoren, mit ungenauen Testaufbauten und eigentlich fern ab jeder Vergleichbarkeit kann bei so etwas nur das rauskommen, was wir schon wissen: Manchmal ist es so, manchmal so, manchmal aber auch nicht und überhaupt ;)
Oli K.
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Beitrag von Oli K. »

Andreas H hat geschrieben:... Wie weit sie sich in einem schlechten Bokeh zeigt, hängt dann noch vom Verhältnis Aufnahmeentfernung/Entfernung zum Hintergrund ab....
In Kombination mit der Struktur des Hintergrunds ist dieser Punkt IMO mit der häufigste Grund für ein schlechtes Bokeh. :idea: Aus den Exifs lässt sich (in Bezug auf diesen Punkt) da meiner Meinung nach leider keine grundsätzliche Empfehlung ableiten... :idea:
Grüße, Oli

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Beitrag von Andreas H »

Oli K. hat geschrieben:
Andreas H hat geschrieben:... Wie weit sie sich in einem schlechten Bokeh zeigt, hängt dann noch vom Verhältnis Aufnahmeentfernung/Entfernung zum Hintergrund ab....
In Kombination mit der Struktur des Hintergrunds ist dieser Punkt IMO mit der häufigste Grund für ein schlechtes Bokeh. :idea:
Stimmt, die Struktur des Hintergrunds ist ja auch wichtig, da es sich bei störenden Doppelkonturen auch um Interferenzerscheinungen handeln kann.

Grüße
Andreas
lottgen
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Beitrag von lottgen »

Ich denke, hier ist zu trennen zwischen:
- Tiefenschärfe und -unschärfe, die letztlich nur von Blende, Brennweite und Entfernung (zum Motiv und zum Vorder/Hintergrund) abhängt,
- Struktur des Vorder-/Hintergrunds und Beleuchtung,
- Blendenform und
- Objektivrechnung, hier geht es wieder um Brennweiten- / Entfernungs- und Blenden-abhängige Effekte.

Ein sinnvoller Vergleich solte sich auf letzteres beschränken, aus einem Sandstrand kann jedes Objektiv ein feineres Bokeh machen als aus einem Blätterdach im Gegenlicht.

Praktikabel ist m.a. das alles nicht, die Bokeh-Bilder auf Photozone finde ich ganz hilfreich und vor allem Galerien mit Exif-Daten, die man auch nach dem Objektiv durchsuchen kann.

Jan
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Beitrag von Arjay »

Ich seh' schon - so kommen wir nicht weiter.

Niemand weiß was genaues, aber jeder hat 'ne Theorie.

Wie wär's denn, wenn mal jemand Bildbeispiele zur Untermauerung seiner Theorie zeigen könnte?
lottgen hat geschrieben:Ich denke, hier ist zu trennen zwischen:
- Tiefenschärfe und -unschärfe, die letztlich nur von Blende, Brennweite und Entfernung (zum Motiv und zum Vorder/Hintergrund) abhängt,
- Struktur des Vorder-/Hintergrunds und Beleuchtung,
- Blendenform und
- Objektivrechnung, hier geht es wieder um Brennweiten- / Entfernungs- und Blenden-abhängige Effekte.

Ein sinnvoller Vergleich solte sich auf letzteres beschränken, aus einem Sandstrand kann jedes Objektiv ein feineres Bokeh machen als aus einem Blätterdach im Gegenlicht.

Praktikabel ist m.a. das alles nicht, die Bokeh-Bilder auf Photozone finde ich ganz hilfreich und vor allem Galerien mit Exif-Daten, die man auch nach dem Objektiv durchsuchen kann.
Puh Leute, hier geht's doch nicht um die Ausschreibung eines Projekts für eine Doktorarbeit! :o

Ich denke auch, dass wir uns überfordern würden, wenn wir nun die physikalischen Hintergründe dieses Effekts so aufarbeiten wollten, dass Objektivkonstrukteure daraus etwas lernen könnten.

Lasst uns doch bei der Praxis bleiben: Welches Objektiv produziert ein schönes Bokeh, und unter welchen Umständen?
Gruß Timo.

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