Lichtstärke - Theorie und Praxis

Die Rubrik für das optische Zubehör eurer Nikon Kamera mit Autofokus

Moderator: donholg

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suspense
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Lichtstärke - Theorie und Praxis

Beitrag von suspense »

Hallo zusammen,

derzeit spiele ich mit dem Gedanken, mein 17-55 2,8 brennweitentechnisch nach oben hin zu ergänzen.
Da ich mir gegenüber meinem 18-200 VR mehr Lichtstärke wünsche, habe ich derzeit speziell zwei Optiken im Visier:

a) das Sigma 50-150 2,8 HSM II oder

b) ein (möglicherweise gebrauchtes) 70-200 2,8 VR.

dass die beiden Gläser optisch (und damit leider auch preislich) in verschiedenen Klassen spielen, ist mit bekannt.
Meine Frage bezieht sich auch nicht auf die optischen Fähigkeiten, sondern auf die Lichtstärke beider Objektive, die laut technischen Daten ja gleich sein soll. (Blendenzahl offen: 2,8)

Gemeinhin gibt die Blendenzahl ja das Verhältnis der effektiven Blendenöffnung, also des Durchmessers der Eintrittspupille zur Brennweite an. Damit sollte die Lichtmenge, die durch das Objektiv auf die Sensorfläche trifft, bei einer konkreten Blendenzahl immer gleich sein, unabhängig von Brennweite und Objektivtyp. Folglich sollten auch die Belichtungszeiten - gleiche Motivhelligkeit vorausgesetzt - ebenfalls identisch sein.

Irgendwo habe ich jedoch mal gelesen, dass Objektive unterschiedlicher Bauart auch bei gleicher Blendenzahl unterschiedlich "hell" sein können und damit verschiedene Belichtungszeiten erfordern. Theoretisch dürfte das jedoch nicht so sein :???:.

Habe daraufhin mal mein 17-55 2,8 mit dem 18-200 VR verglichen und festgestellt, dass das 18-200 VR bei gleicher Blende (und gleicher Brennweite) immer eine um etwa 1,3- bis 1,5-fach längere Belichtungszeit benötigt.
Dafür habe ich momentan nur zwei Erklärungen: entweder o.g. Theorie ist falsch oder es handelt sich hier (was ich eher vermute) um Abweichungen in der Blendenmechanik beider Objektive.

Doch zurück zu meiner Frage:
Hat dennoch jemand schon mal Unterschiede in der "Helligkeit" bei sonst gleichen Parametern mit verschiedenen Objektivtypen oder Herstellen bemerkt (idealerweise mit den beiden oben erwähnten Linsen) oder stimmt die Theorie doch und alle Linsen sind bei gleicher Blendenzahl auch immer gleich hell?
Gruss,

Florian
Andreas H
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Re: Lichtstärke - Theorie und Praxis

Beitrag von Andreas H »

suspense hat geschrieben:Irgendwo habe ich jedoch mal gelesen, dass Objektive unterschiedlicher Bauart auch bei gleicher Blendenzahl unterschiedlich "hell" sein können und damit verschiedene Belichtungszeiten erfordern. Theoretisch dürfte das jedoch nicht so sein :???:.
Der rechnerisch ermittelte Blendenwert, die F-Blende, weicht eigentlich bei allen Objektiven von der T-Blende ab, also der um Transmissionsverluste bereinigten Blende. Bei den meisten Festbrennweiten ist die Abweichung vernachlässigbar. Bei Zooms mit sehr vielen Linsen addieren sich die Verluste an den vielen Glas/Luft-Übergängen dann aber doch zu einem insgesamt schlechten Transmissionsgrad. Ein Beispiel: Ich hatte mal das Bigma, das Sigma 50-500. Bei gleicher Blende lag der Unterschied in der Durchlässigkeit zwischen dem 20-linsigen Monster und einem zweilinsigen Novoflex 400mm bei mehr als einem Blendenwert.

Bei den von dir angesprochenen Objektiven würde ich aber annehmen daß der Unterschied zwischen F- und T-Blende irgendwo bei einer halben bis Dreiviertelblende liegt und daß die Unterschiede der Objektive eher gering sind. Die optischen Konstruktionen sind sich zu ähnlich um größere Abweichungen zu erzeugen.

Grüße
Andreas
suspense
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Re: Lichtstärke - Theorie und Praxis

Beitrag von suspense »

Vielen Dank für die präzise Erläuterung, Andreas.

Das mit den Transmissionsverlusten hatte ich nicht bedacht, obwohl es eigentlich nur logisch ist.
Andreas H hat geschrieben:Bei den von dir angesprochenen Objektiven würde ich aber annehmen daß der Unterschied zwischen F- und T-Blende irgendwo bei einer halben bis Dreiviertelblende liegt und daß die Unterschiede der Objektive eher gering sind. Die optischen Konstruktionen sind sich zu ähnlich um größere Abweichungen zu erzeugen.
Wobei ich einen Unterschied von bis zu einer 3/4 Blende zwischen F- und T-Blende doch nicht gerade wenig finde, wenn man bedenkt, dass sich bei einer vollen Blendenstufe "besserer Transmission" die Belichtungszeit bereits halbiert.

So gesehen denke ich, dass der Transmissiondgrad neben der als F-Blende angegebenen Lichtstärke eigentlich auch von den Herstellern in den technischen Daten angegeben werden sollte.
Besonders bei "Lichtstarken" Zoomobjektiven, bei denen der Transmissionsgrad scheinbar durchaus eine Rolle spielt, fände ich die Angabe dieses Wertes überaus hilfreich, da man sich solche Objektive ja auch unter dieser Prämisse aussucht.
Gruss,

Florian
Andreas H
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Re: Lichtstärke - Theorie und Praxis

Beitrag von Andreas H »

suspense hat geschrieben:So gesehen denke ich, dass der Transmissiondgrad neben der als F-Blende angegebenen Lichtstärke eigentlich auch von den Herstellern in den technischen Daten angegeben werden sollte.
Mit dieser Vorstellung bist du in guter Gesellschaft. Da, wo es auf sehr präzise Belichtung ankommt, nämlich beim Film, verlangen Arnold&Richter genau das von ihren Objektivherstellern (S. 26 unten).

Aber ist es nicht etwas viel verlangt, daß ein Objektivhersteller für den Massenmarkt eine unangenehme Wahrheit freiwillig preisgibt? Immerhin würde der Vorteil manch eines lichtstarken Zooms dadurch relativiert.

Grüße
Andreas
BeKa
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Re: Lichtstärke - Theorie und Praxis

Beitrag von BeKa »

Andreas H hat geschrieben:...
Aber ist es nicht etwas viel verlangt, daß ein Objektivhersteller für den Massenmarkt eine unangenehme Wahrheit freiwillig preisgibt? Immerhin würde der Vorteil manch eines lichtstarken Zooms dadurch relativiert.

Grüße
Andreas
Wahrscheinlich hast du recht.

Andererseits spielt es, wenn ich es richtig verstanden habe, doch keine so grosse Rolle. Bei bauartbedingt 'gleichen' Objektiven ist der Unterschied zwischen F- und T-Blende doch relativ klein, oder?
Bis NacHHer
Gruss BeKa
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D300|D80|AF-S DX18-70, DX18-200VR, 14-24, 24-70, 70-300VR|AF 50/1.4D, 35/2D, 85/1.8D|MB-D10/D80|SB-9800|SD-8(A)|eneloop|Grip III|ML-L3|MC-DC1|Winkelsucher|Gorillapod|Bilora C253, 1119, 1121, 1123
suspense
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Re: Lichtstärke - Theorie und Praxis

Beitrag von suspense »

Andreas H hat geschrieben:Aber ist es nicht etwas viel verlangt, daß ein Objektivhersteller für den Massenmarkt eine unangenehme Wahrheit freiwillig preisgibt? Immerhin würde der Vorteil manch eines lichtstarken Zooms dadurch relativiert.
Naja, für diejenigen Hersteller, die einen hohen technischen Aufwand betreiben, um den Transmissionsgrad so gut wie möglich zu halten (dazu zähle ich auch Nikon) wäre dies - zumindes in der Profiliga - doch ein eindeutiges Verkaufsargument gegenüber den den Mitbewerbern.
Gerade heutzutage versucht doch eigentlich jeder Hersteller, seine Produkte durch besondere Features aus der Masse hervorzuheben.
Gruss,

Florian
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