weinlamm hat geschrieben:Man sollte auch nicht einen analogen Sucher mit dem einer D70 vergleichen.
Warum nicht? Wenn ich mehr ausgebe darf ich in der digitalen Welt nur weniger erwarten? Verstehe ich nicht. Warum soll man nicht deutlich sagen dürfen daß die Sucher nach wie vor eine Schwachstelle der DSLR sind?
Der Sucher einer FM2 hat eine Vergrößerung von ca. 1 bei 50mm Brennweite (Schätzung, habe keine Angabe gefunden).
Der Sucher der D200 hat eine (um die Brennweite korrigierte) Vergrößerung von 0,64.
Bei der D70 sind es 0,5.
Natürlich ist der Sucher der D200 gegenüber dem der D70 damit ein Fortschritt, aber eben nur ein kleiner wenn man berücksichtigt wie ein guter Sucher aussieht. Es macht doch einfach keinen Sinn das schön zu reden.
Aber überlegen wir doch einfach mal wofür ein Sucher eigentlich taugen soll.
Ein Sucher einer DSLR soll meiner Ansicht nach den Bildausschnitt genau zeigen und er soll eine für mittlere Vergrößerungen ausreichende Beurteilung der Fokussierung und der Tiefenschärfe erlauben.
Ersteres erfordert eine genaue Übereinstimmung von Sucher und Sensorbild. Das ist bei der D70 und der D200 mit ihren 95% nicht gegeben. Man muß dabei etwas genauer hinsehen um das eigentliche Problem zu verstehen. Für Nikon wäre es grundsätzlich leicht einen 100%-Sucher zu bauen. Das würde allerdings eine Justage des Suchers zum Sensorbild erfordern. Genau da hat man aber gespart, der Sucher ist in seiner Lage nicht justierbar. Wenn ich die Einstellmöglichkeiten richtig verstehe, dann gibt es eine Feinjustage des Auflagemaßes der Einstellscheibe nur zu Lasten der Sucherlage zum Sensorbild. Das kann also im Detail bedeuten daß der Sucher mit seinen 95% nicht mittig im Sensorbild liegt, sondern irgendwie randlich. Bei den großen Nikons mit ihren 100% gibt es dieses Problem natürlich nicht. Wenn man den Bildausschnitt bei einer D50-200 sehr sorgfältig wählt, dann kann man bei der Bearbeitung mit etwas Verschnitt rechnen und damit opfert man wieder ein Stück der kostbaren Auflösung.
Die Beurteilung von Fokussierung und Tiefenschärfe erfordert zunächst einmal ein großes Sucherbild. Wenn man das nicht hat, wenn man also die Schärfe nicht vernünftig beurteilen kann, dann ist im Grunde genommen ein optischer Sucher mit ans Objektiv angepaßtem Bildwinkel (wie bei einer Kompaktkamera) funktional gleichwertig.
Dieser Zusammenhang Suchergröße/Schärfenbeurteilung ist doch eigentlich banal. Die zulässigen Zerstreuungskreise leiten sich ab dem Bildwinkel bei der Betrachtung eines fertigen Bildes auf Papier, auf dem Monitor oder sonstwo. Aus diesem Betrachtungswinkel und der Auflösung des menschlichen Auges (in Bogenminuten) kann man die maximal zulässige Unschärfe, also den maximalen Durchmesser der zulässigen Zerstreuungskreise, ermitteln. Allen Tiefenschärferechnern liegt diese Überlegung zugrunde. Mein Sucherbild muß nun so groß sein, daß ich zuverlässig erkennen kann ob oder ob nicht diese Zerstreuungskreise überschritten werden. Die Sucherbilder von D50-200 entsprechen etwa einer Vergrößerung auf Postkartenformat bei Betrachtung aus der Hand. Damit kann ich mit diesen kleinen Suchern eine für DIN A3 ausreichende Beurteilung der Schärfe nicht erreichen.
Und damit sind diese Sucher für mich nur eingeschränkt nutzbar.
Natürlich lebe ich mit diesen Suchern. Mir bleibt ja auch nichts anderes übrig. Aber muß ich sie deshalb gut finden?
Grüße
Andreas