Verbale Beurteilung oder schneller Test

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Moderator: donholg

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pixfan
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Verbale Beurteilung oder schneller Test

Beitrag von pixfan »

Im Allgemeinen werden Objektive in kurz geposteten Erfahrungsstatements naturgemäß verbal beurteilt. "Offenblende gut, weich usw. Abgeblendet "deutliche Verbesserung" oder ähnliches.

Wohl sind diese Berichte in grober Abschätzung hilfreich, aber sie sind nicht vergleichbar und tragen Informationen mit sehr großen Fehlerbalken.

Schon öfter wurde versucht einen für alle schnell zu realisierenden Standard für eine schnelle Schärfebeurteilung von Objektiven auf die Beine zu stellen, der für jederman anschaulich und nachvollziehbar ist.

Der Euro-Schein-Ansatz, bei dem ein 10-50Euro Schein, oder nur ein Ausschnitt dieses, abgelichtet wird, wäre hinsichtlich Breitentauglichkeit ein Guter. Er mißt aber nur im Makrobereich. Man sah im Netz Bilder eines 10ers aufgenommen mit einem Canon 100-400mm bei 400mm in einem Abstand von 1.8m.

Ich habe deshalb im privaten Bereich für mich eine andere schnelle und zuverläßige Lösung zurecht gelegt. Ich habe dies hier noch nicht vorgeschlagen, da ich nicht weis ob es kostenpflichtige Rechte auf den Chart gibt.

Der Chart ist der Siemensstern. Er hat einen entscheidenden Vorteil. Er ist rotationssymetrisch, was sowohl sein Arrangement in mehreren Exemplaren, als auch die Auswertung der Ergebnisse, verglichen mit linearen Charts, vereinfacht.

Mein Vorgehen wiefolgt:

1.) Die schnelle Abschätzung:

Ich nehme nur einen Siemensstern, den ich mit einem Laserprinter (ein guter Tintenspritzer tut es auch) auf A4 formatfüllend ausdrucke.

Dann wähle ich die Brennweite und den Aufnahmeabstand von 4-7 Metern. (Mehr ist bei mir leider nicht auf einfache Weise zu realisieren), sodass der zentral angeordente Siemensstern in seiner Höhe 1/1 oder 1/3 oder 1/6 der Bildhöhe ausmacht.

Ich mache die Aufnahmen bei konstantem Licht. Dazu arbeite ich Abends und verwende einen Baustrahler.

Damit vermesse ich natürlich nur die Zentrumsschärfe, was mir aber für eine schnelle Abschätzung reicht.

2.) Die Erweiterung

Dabei ordene ich fünf Siemenssternprints so an, dass einer im Zentrum und die anderen jeweils in den Ecken zu liegen kommen. Ich mache das so, dass sich die A4 Blätter an den Ecken genau berühren, was mir wiederum das 3:2 Format erhält.


Die Auswertung mache ich folgendermaßen.

1.) Rein visuell im direkten Vergleich der zentralen crops aller Sterne.

2.) Bei geringen Unterschieden mache ich eine Auswertung mit Matlab.

Letzteres ist für eine breite Anwendung natürlich irrelevant, aber breits das Einstellen von 100% crops von Siemenssternen im Forum würde schon sehr erhellende sein.

So der Siemensstern frei verwendet werden darf!
JCN
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Beitrag von JCN »

Hallo,

so ein Arrangement von Siemenssternen habe ich schon seit einiger Zeit zum Testen im Hobbyzimmer hängen.
Taugt sehr gut um die max Auflösung zu bestimmen, wo ich allerdings nicht immer zu 100% zufrieden bin ist die nicht so einfache Auswertung des Parameters "Matschigkeit", d.h. geringer Kontrast trotz guter Schärfe. So sieht z.B. das 50-1.4 bei f/1.4 auf dem Chart gar nicht so schlecht aus, wobei das in der realen Welt doch etwas anders aussieht.

Zum Thema Beleuchtung: Was spricht eigendlich gegen einen Blitz? Habe ich immer so gemacht, hat eigendlich gut hingehauen.

Was auch immer wieder kritisch ist: Parallele Ausrichtung und Scharfstellung der Kamera. Zum Scharfstellen habe ich im Zentrum des mittleren Sterns ein "Fokusziel" angebracht, d.h. ganz in der Mitte befindet sich ein Fadenkreuz da der AF auf das Sternzentrum nicht immer zuverlässig fokussiert hat.
Gruß

J-C

Kameras, diverse Scherben und allerlei Krimskrams
volkerm
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Beitrag von volkerm »

JCN hat geschrieben:Taugt sehr gut um die max Auflösung zu bestimmen, wo ich allerdings nicht immer zu 100% zufrieden bin ist die nicht so einfache Auswertung des Parameters "Matschigkeit", d.h. geringer Kontrast trotz guter Schärfe. So sieht z.B. das 50-1.4 bei f/1.4 auf dem Chart gar nicht so schlecht aus, wobei das in der realen Welt doch etwas anders aussieht.
Genau das ist auch meine Erfahrung mit Testcharts. Für Zentrierung/Eckenschärfe einigermassen geeignet, wenn man gut ausrichtet. Aber ein "weiches" Objektiv kommt bei Testcharts oft zu gut weg, wenn es in dem Nebel einen scharfen Kern zeigt.

Ich bevorzuge inzwischen reale Motive, wo eine "Überstrahlung" bzw. weiche Darstellung deutlicher auffällt. Stofftiere sind ganz gut geeignet. Ja, das ist ernst gemeint.
Zuletzt geändert von volkerm am Di 17. Jan 2006, 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
.. und weg.
Andreas H
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Beitrag von Andreas H »

Ich bevorzuge auch reale Objekte, allerdings sind mir Außenaufnahmen lieber.

Siemenssterne und ähnliche Strukturen finde ich dann hilfreich, wenn einem Verdacht nachgegangen werden soll (Dezentierung etc.).

Ansonsten habe ich mich mit solchen Testtafeln schon zu oft selbst reingelegt. Schon kleine Änderungen in Kontrast und Belichtung beeinflussen unter Umständen den Schärfeeindruck gerade bei solchen Strukturen wesentlich. Da der AF nicht für solche Tafeln gedacht ist, muß man auch noch recht aufwändig AF-Fehler ausschließen. Bei dreidimensionalen Objekten geht das deutlich einfacher, da kann man häufig sehen wohin die Schärfe gewandert ist.

Ich sehe auch keine rechte Notwendigkeit für solche Auflösungstests. Gerade die kann man - bitte jetzt nicht schlagen - in weitaus besserer Qualität und unter Laborbedingungen erstellt an jedem Zeitungskiosk kaufen. Was man dort nicht bekommen kann, das sind die Dinge die sich nicht so einfach testen lassen, für ein schönes Bild aber mitunter viel wichtiger sind als die Auflösung. Da wären Streulichtverhalten, Reflexverhalten, Bokeh, Farbübertragung und vieles mehr. Diese Dinge lassen sich nicht reproduzierbar testen, da muß man viele Einzelmeinungen auf ihre Plausibilität prüfen und auswerten.

Immer wenn es um die Tests von Color Foto geht zieht Stefan den Vergleich einiger Billignikkore mit einem Profinikkor aus der Tasche, bei denen alle etwa gleich abschneiden. Für mich zeigt das nicht daß da ein Test von Auflösung und/oder MTF irgendwie nicht genau genug vorgenommen wurde, für mich zeigt das eher daß diese Parameter für den Bildeindruck nicht unbedingt entscheidend sind.

Wenn ich beispielsweise mit meinem 2,8/80-200 ED und dem Sigma 55-200 (Preisunterschied knapp Faktor 10) Testtafeln fotografiere, dann schneiden sie wirklich fast gleich gut ab. Wenn man damit aber in der realen Welt fotografiert, dann wirken die Bilder des Nikkor klar und frisch, die des Sigma ganz leicht milchig und vergraut. Das ist der Unterschied für den ich bereit bin Geld auszugeben. Dieser Unterschied ist mit einem Test wohl nicht so einfach zu greifen, da ist man wirklich auf Bildbeispiele angewiesen. Den Unterschied sieht man übrigens schon bei geringen Vergrößerungen, einen eventuellen Auflösungsunterschied muß man mit der Lupe suchen.

Grüße
Andreas
pixfan
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Beitrag von pixfan »

Andreas H hat geschrieben: Ich sehe auch keine rechte Notwendigkeit für solche Auflösungstests. Gerade die kann man - bitte jetzt nicht schlagen - in weitaus besserer Qualität und unter Laborbedingungen erstellt an jedem Zeitungskiosk kaufen.
Ja, das stimmt natürlich. Allerdings steht mir als nicht Abonent nicht zu jeder Zeit jeder Test zur Verfügung. Weiters sehe ich die Ergebnisse dort meist schon fix und fertig interpretiert und oft auch in einen allesumfassenden einen Parameter hineinverrechnet. Das kann ich nicht brauchen. Drittens kann ich die Siemenssterne in matlab verarbeiten, was mit realen Aufnahmen nicht geht.
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Beitrag von volkerm »

pixfan hat geschrieben:Weiters sehe ich die Ergebnisse dort meist schon fix und fertig interpretiert und oft auch in einen allesumfassenden einen Parameter hineinverrechnet. Das kann ich nicht brauchen.
Das ist auch durchaus nicht so. Gerade bei CoFo bekommt man in den Objektivtests eine Fülle von Einzelwerten, aus denen man sich (mit Übung) ein gutes Bild über das Objektiv machen kann.
Trivial ist das nicht - so wie auch nicht jeder sofort eine Konzernbilanz liest und versteht. Man muß lernen, die Daten zu lesen. Aber veröffentlich werden sie in erfreulich detaillierter Form, so daß man die Messung wirklich nicht selbst durchführen muss.

Wie gesagt, Testfotos mache ich auch gerne mal zum Vergleich, aber nicht unbedingt auf Testtafeln.

Deine Kritik an Geldschein-Tests im Nahbereich teile ich. Die sind gänzlich ungeeignet, etwas über die Objektivleistung bei normalen Entfernungen auszusagen.
Zuletzt geändert von volkerm am Di 17. Jan 2006, 19:56, insgesamt 2-mal geändert.
.. und weg.
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Beitrag von pixfan »

volkerm hat geschrieben:
pixfan hat geschrieben:
Trivial ist das nicht - so wie auch nicht jeder sofort eine Konzernbilanz liest und versteht. Man muß lernen, die Daten zu lesen.
Das sagst du aber nicht mir, oder? :wink:
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Beitrag von volkerm »

pixfan hat geschrieben:Das sagst du aber nicht mir, oder? :wink:
Das war ein Beispiel für Zahlenmaterial, das ich nicht verstehe. Alle Daten da, aber ich kann sie nicht lesen.
Zuletzt geändert von volkerm am Mi 18. Jan 2006, 08:47, insgesamt 1-mal geändert.
.. und weg.
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Beitrag von pixfan »

Ok, offenbar bin ich in diesem Forum doch nicht so bekannt wie ich dachte. :wink:

Ich würde mich nicht als Experten bezeichnen, aber (zwar in erster Linie) Modellieren und Messen macht 80% meiner beruflichen Tätigkeit aus.

CoFo arbeitet mit Siemenssternen, allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass die wirklich viele Details zur genauen Auswertung der Messung heraus lassen. Zumindest soweit ich mich erinnere.

Ich habe allerdings kein CoFo Exemplar zur Hand. Ich werde mir aber eines holen.
volkerm
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Beitrag von volkerm »

pixfan hat geschrieben:CoFo arbeitet mit Siemenssternen, allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass die wirklich viele Details zur genauen Auswertung der Messung heraus lassen. Zumindest soweit ich mich erinnere.

Ich habe allerdings kein CoFo Exemplar zur Hand. Ich werde mir aber eines holen.
Die Tests sind hier beschrieben:
http://www.colorfoto.de/sixcms/media.ph ... test06.pdf (mit Fotos vom Testaufbau)
http://www.colorfoto.de/sixcms/media.ph ... .25555.pdf (die Meßwerte im Detail)
.. und weg.
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