Der Jodi behält sein Tokina 12-24!
Damit ist schon das Wichtigste gesagt, der jodi, Deutschlands Objektivzurückschicker Nr. 1, ist von seinem Tokina 12-24 so angetan, daß es trotz leerer Kasse und bezahlter teurer UVP im Haus bleibt!
Tokina 12-24/4 AT-X Pro für APS- bzw. DX-große Sensoren
Preis und Lieferbarkeit (für Nikon):
UVP 499,- und daran wird sich die nächsten Monaten voraussichtlich kaum was ändern, da es keiner liefern kann. Ist scheinbar noch schlimmer als mit der D70 damals, der Generalimporteur Hapa hat Ende Dezember eine kleine Menge für Nikon verteilt, die schon längst ausverkauft ist, die nächste Lieferung für Deutschland kommt laut Hapa "frühestens" Mitte bis Ende Februar und auch dann nur wieder eine sehr begrenzte Stückzahl. Bis als mal wirklich ausreichend zur Verfügung stehen und die Preise vielleicht mal fallen, wird es also schätze ich mind. März oder April, wenn nicht noch später. Vielleicht sind USA oder Hongkong eine Alternative, wenn man es eiliger hat, aber derzeit ist auch da Flaute. Lieferbar bei uns bisher nur bei Foto-Oehling und evt. Fotokoch.
Größe, Gewicht:
Größe und Filteranschluß 77mm praktisch identisch dem Nikkor 12-24, Gewicht ca. 80g mehr
Filter:
Filterverwendung schätze ich problematisch ein, da die Frontlinse spürbar nach vorne ausbeult und sich beim Zoomen noch nach vorne bewegt. Cokin-P ist möglich, bei 12mm allerdings nur quer (daher nicht mit vertikalen Verlaufsfiltern), hochkant ab ca. 15mm.
Inhalt:
Nix Inhalt, nur Objektiv, Garantieheftchen, fertig. Bei mir war nichtmal eine Anleitung dabei, ich schätze, das war ein Versehen und ich bekomme die Anleitung noch nachgeliefert.
Haptik:
- Größe, Gewicht, Haptik, Zoom- und MF-Ring sind gut, meiner Meinung mind. etwa auf dem Niveau des Nikkor, bisher die bestverarbeitete Fremdlinse, die ich kenne (kenne allerdings bisher an Fremden nur ein halbes dutzend meist deutlich preiswerterer Sigmas, noch kein Tokina oder Tamron). Gewicht ist allerdings spürbar höher als das Nikkor.
- Klassische Aufteilung, Zoomring ist näher am Gehäuse, Fokus weiter weg, beide haben eine gute Größe und gehen "satt", nicht zu leicht.
- Der AF ist fremdherstellertypisch recht langsam und nicht leise, er hat auch von bisher einigen hundert Bildern bei 1-2% mal "gemuckt" und im Gegensatz zum Nikkor AF-S nicht gleich anstandslos scharfgestellt, aber beides ist beim üblichen Einsatz einer solchen Brennweite und bei der riesigen Tiefenschärfe ziemlich egal.
Der Fokusring ist vom AF entkoppelt, dreht also bei AF zum Glück nicht mit wie bei non-AFS bzw. sonst bei Fremdherstellerlinsen.
Schon gelöst finde ich die MF-Umschaltung, man zieht den Fokusring einfach einen halben cm zu sich, dann ist das Objektiv in MF-Stellung. Das befreit einen auch definitiv von der umständlicheren Umschaltung am Gehäuse, geht wesentlich schneller, auch blind.
Schärfe, Ecken und Verzeichnung:
Jetzt schlag ich Euch mit größeren Bildercollagen tot. Oben ist immer das Tokina, direkt darunter das Nikkor bei der entsprechenden Blende. (Achtung relativ große Dateien, je zwischen 0,6 und 2 MB)
Zur Abwechslung diesmal zuerst ein paar Außenmotive:
Motiv 1 (nur bei 12mm):
12mm
Motiv 2:
Hier und bei Motiv 3 war ich zu faul zum Eckenschnippeln, gezeigt ist jeweils der oberste Streifen, um sich ein Bild der Schärfe mittig (bzw. oben mittig) und der oberen Ecken zu machen.
Ab jetzt kommen leider manchmal jpg-Artefakte durch trotz jpg in hoher Qualität, sorry, aber mit jpg in höchster Qualität mit bis zu 10 MB arbeitet es sich grausam.
12mm
15mm
18mm
20mm
24mm
Motiv 3:
12mm
15mm
18mm
20mm
24mm
Und jetzt wieder unser beliebtes Bücherregal (die dritte von drei Testreihen), bei ISO400 schon etwa rauschig und eine Ecke arg duster, ich muß mir mal 1-2 Baustrahler holen.
Außerdem sind die Ecken bei 18 und 20mm wenig aussagefähig, sorry. Ich hab überlegt, anderswo den 300x300 Pixel-Ausschnitt anzusetzen, aber dann wären es eben nicht mehr die Ecken gewesen und genausowenig aussagekräftig.
12mm
15mm
18mm
20mm
24mm
Wenn man bei 12 und 24mm genau hinsieht, hat das Nikon scheinbar sowohl geringfügig mehr Weitwinkel als auch geringfügig mehr Zoom. Wenn mich meine Trigonometrie noch nicht ganz verlassen hat und man den Nikonangaben zum Bildwinkel von 99-61 Grad trauen darf, müßte das Tokina (Herstellerangabe ebenfalls 99-61 Grad) real etwa 98-62 Grad haben. In Brennweite dürften das höchstens einige zehntel mm Unterschied sein, in jedem Fall nicht entscheidend.
Im großen und ganzen ist der Schärfenunterschied nicht groß, mal liegt das Tokina etwas vorn, mal das Nikkor, für mich häufiger das Tokina, aber das ist ein subjektiver Eindruck.
Die äußersten Ecken sind bei beiden spürbar verzeichnet und unschärfer. Aber wirklich nur ganz außen und nur bei kleineren Brennweiten und offeneren Blenden. Allgemein hat das Tokina links seine schwachen Ecken, das Nikkor rechts.
Das Nikkor hat etwas größere Verzeichnung in den Ecken als das Tokina. Größere flaue/unscharfe Bereich wie man es oft vom Sigma hört, hat keines der zwei.
CA:
Von knapp 20 Motiven draußen am Sonntag mit Nikkor und Tokina waren vielleicht 10-15 normalerweise CA-kritisch, entdeckt habe ich CA in zwei davon, einmal sehr stark aber hier nicht vergleichbar, da dem Nikon eine kleine Schleierwolke zuhilfe kam. Hier das zweite gemäßigtere Beispiel, oben Tokina, unten Nikon.
Ich schätze (bei dieser Anzahl an CAs kann man bisher nicht mehr als schätzen), daß das Tokina etwas mehr CA hat als das Nikon, aber bei dieser Menge bisher entdeckter CAs (anders beim 10.5er Fisheye) und seit auch ich die CAs falls gewünscht größtenteils und einfach mit PSP wegbekomme, würde ich sagen schwamm drüber.
Warum behalte ich's also?
Erstens ist das Tokina 12-24 meiner Meinung optisch mind. so gut wie das rund 2,5mal so teure Nikkor (wobei die Unterschiede sowieso nicht riesig bzw. für mich nicht entscheidend sind).
Zweitens kann man, da es so unerwartet gut ist gegenüber dem superteuren, vielgelobten Nikkor und vermutlich besser als das immer noch teure, scheinbar etwas schwankende Sigma (kenne es nicht persönlich) und von dem, was diverse Händler bei uns munkeln recht sicher sein, daß das Tamron 11-18 eher deutlich schlechter wird. Es ist kleiner, lichtschwächer und wohl mehr für den Massen- bzw. Einsteigermarkt gedacht, wird dafür vielleicht etwas preiswerter sein, aber optisch besser wohl kaum. Und ob man wirklich effektiv 1 bzw. 1.5mm mehr Weitwinkel mit dem Tamron hätte, steht noch in den Sternen, es wäre nicht das erste Mal, das ein Hersteller bei der Brennweitenangabe schummelt. Und wann es überhaupt kommt, steht noch in den Sternen, im Frühjahr sicher noch nicht, wie mir Tamron indirekt andeutete.
Drittens kann ich bei dieser Liefer- und Preissituation vermutlich schon monatelang schöne Fotos machen, bis die Verfügbarkeit gestiegen und die Preise deutlich gesunken sind und ich mich ernsthaft ärgern müßte.
Und viertens und vor allem ist 12-24 einfach genau mein Fall, das hatte ich vorher nicht so deutlich erwartet. Ich revidiere also mein Motto von "10.5 über alles" zu "10.5 und 12-24 über alles".
Gruß
Jo