
Für mich war eigentlich klar: ich nehme den Sigma. Er kann alles was der SB-800 kann und kostet ca. die Hälfte. Nachdem ich beide Blitze sowohl im Trockentest als auch unterwegs auf einer fünfstündigen Fotosession geknechtet habe, bin ich wieder am Überlegen, welcher der bessere für mich ist

Äußerlichkeiten
Der Sigma ist größer als der Nikon, vom Gewicht nehmen sich beide nichts.


Der berühmte billigen Look des Sigma fällt im direkten Vergleich auf, das Plastik knarzt etwas. Beide Blitze lassen sich horizontal von -180 bis +90 Grad drehen, beim Sigma rastet die vertikale 45° Stellung des Reflektors nicht ein, es sind nur 75 und 60 Grad eingezeichnet.
Auf den Sigma lassen sich die Früchtetraum-Becher (0.24 Cent) von Ehrmann als Diffuser verwenden, ein klarer Vorteil für den Sigma. Bei Nikon darf man für das Stück Plastik 12 Euro (?) hinlegen und es ist nicht mal Pudding drinn


Handling / Ergonomie
Das ist leider die große Schwäche vom Sigma. Folgende Punkte sind mir aufgefallen:
- Befestigung an der Kamera: Der Sigma verfügt über das klassische Feststellrad und lässt sich nur mit etwas Kraftaufwand auf die Kamera schieben. Der SB-600 dagegen gleitet locker fluffig auf den Blitzschuh. Das Befestigungssystem ist pfiffig gelöst, man legt einen Hebel um, der einen Stift in den Blitzschuh schiebt und so den Blitz fixiert. Der Nikon-Blitz ist eindeutig schneller und leichter auf der Kamera montiert.
- Akkuwechsel: beide Blitze verfügen über eine seitliche Klappe, beim Nikon ist die korrekte Akkuposition noch aufgedruckt, beim Sigma muss man sich an den Federn im Batterieschacht orientieren. Natürlich weiss man irgendwann, wie die Akkus in den Blitz gesteckt werden, trotzdem hat es mich ziemlich gestört, zumal nicht immer gutes Licht ist, um bis auf den Grund des Akkuschachtes zu schauen :?
Vorne im Bild ist der SB-600, dahinter der Sigma. - Beim Sigma ist es mir oft passiert, dass ich beim Umklappen des Reflektors ihn in die -6° Stellung (also nach unten) gebracht habe. Ein Symbol auf dem Display weisst aber durch Blinken darauf hin. Der SB-600 kann nicht vertikal unter 0° geklappt werden.
- Display: Beide Displays lassen sich von unten, aus der Perspektive des Fotografen besser ablesen (mehr Kontrast). Die Beleuchtung des Sigma ist etwas heller, dafür ist der SB-600 etwas klarer strukturiert.
Der Sigma kann eine Entfernungsskale anzeigen, die abhängig von eingestellter Brennweite und Empfindlichkeit die Reichweite des Blitzes darstellt. Das kann praktisch sein, ich habe es aber nicht gebraucht.
Die Display-Beleuchtung muss man beim Sigma explizit mit der Taste "Light" einschaltenBeim SB-600 geht sie an, sobald der Belichtugnsmesser der Kamera läuft (Auslöser halb durchdrücken).
- Tasten: Der Sigma verfügt über einen Schiebeschalter, den Nikon muss man per Tastendruck (0.2 Sekunden) zum Leben erwecken. Ich bin mit der Einschalttaste besser klar gekommen, das ist aber wahrscheinlich nur Gewöhnungssache.
Die Tasten des Sigma sind aus Gummi mit aufgedruckter Beschriftung, die des Nikon aus transparentem Plastik mit hinterlegter Beschriftung. Jeder kann sich selbst ausrechnen, wie lange die Beschriftung auf den Gummitasten halten wird. Großer Vorteil für Nikon: die Tasten sind beleuchtet:
Der Sigma hat mehr Tasten, die Bedienung ist aber alles andere als intuitiv. Selbst nach intensivem Handbuchstudium konnte ich nicht sofort den Sigma als Master konfigurieren.
Die Mehrfachbelegung der Nikon-Tasten ist nicht jedermanns Sache, aber es sind zusätzliche Symbole als Gedankenstütze auf dem Gehäuse aufgedruckt. Man kann auch mehrere Tasten mit nur einer Hand drücken. Aufgrund des geringeren Funktionsumfangs gegenüber dem Sigma finde ich eine Mehrfachbelegung akzeptabel, ich hatte auch keine Schwierigkeiten bei der Bedienung des Nikon.
Drahtloses blitzen habe ich natürlich getestet, was mir nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit dem Sigma auch gelang. Grundsätzlich funktionieren beide Blitze zusammen, in einigen wenigen Fällen hat der Nikon (Slave) nicht ausgelöst, wenn der Sigma Master war. Das kann aber auch an ungünstigen Reflektionseigenschaften der Umgebung liegen.
Positiv aufgefallen ist mir das akkustische Feedbacksignal des Nikon: er piepst im Slave Betrieb zwei mal, wenn er ausgelöst hat. Man kann auch hören, wenn die volle Blitzleistung abgegeben wurde und die Gefahr der Unterbelichtung besteht. Alles in allem sehr praktisch, außerdem muss man nicht immer das Model fragen, ob es geblitzt hat

Sehr positiv ist mir das Powermanagement des Nikon aufgefallen. Sobald sich der Belichtungsmesser der Kamera ausschaltet, geht der Blitz in den Standby-Modus. Ein Druck auf den Auslöser lässt ihn wieder erwachen. Mein Eindruck war, dass der Nikon sparsamer mit den Akkus haushaltet, ich kann es aber nicht durch Messergebnisse belegen.
Negativ ist mir bei beiden Blitzen die fehlende Reflektorscheibe aufgefallen, mit der man beim indirekten Blitzen einen direkten Lichtanteil abgeben kann. Ich habe mir mit einem Schnipsel Papier beholfen, aber so richtig toll war das nicht.