Gebaut wurden diese Linsen in etwa im Zeitraum von 1981-1995.
Händlerpreise liegen z.Zt. um die 230€ für gut erhaltene Stücke. Je nach Zustand und Version (AI/AIS) kann der Preis noch variieren. Damit liegt der Preis weit unter der Hälfte für ein AIS 85mm f/1,4.
Das Gewicht wird mit ca. 310g erwähnt und liegt damit ziemlich genau bei der Hälfte vom AIS 85mm f/1,4.
Im Gegensatz zum großen Bruder hat die kleine Version ein 52mm Filtergewinde (die f/1,4 Version hat da ein 72mm Gewinde).
5 Elemente in 5 Gruppen müssen der f/2 Version reichen und damit hat sie 2 Elemente weniger als die f/1,4 Version.
Der Blendenbereich läuft von f/2-f/22.
Als Streulichtblende dient bei mir eine Snap-On HS-10 von Nikon.
Weitere Informationen findet Ihr z.B. hier.
Hat man diese Daten erst einmal verdaut, sollte jedem klar sein, dass hier keine optischen Wunder vollbracht werden.
Im einzelnen:
Fokussierung:
Läuft so, wie ich es von einem Nikon MF Objektiv erwarte.
Schärfe:
Schärfe ist für mich gut genug bis zum Rand, bereits mit offener Blende. Gemindert wird hier der Schärfeeindruck durch Farbsäume. Abgeblendet auf f/4 ist das Problem umgangen und die beste Leistung dürfte ab f/5,6 erreicht sein. Das war jetzt kein wissenschaftlicher Test, sondern mein ganz persönlicher Eindruck aus einer normalen Fotoserie.
Auch bei Objekten in der Ferne wird ein guter Schärfeeindruck erreicht.
1/320s f/8.0 at 85.0mm iso100
Vignette:
Wenig Vignettierung bei f/2. Siehe Foto unten mit der Büste.
Unschärfe:
Die Überführung in den Unschärfebereich ist relativ weich.
1/200s f/4.0 at 85.0mm iso100
Die Unschärfe selber kann allerdings recht hart sein. Unschärfebereiche werden gerne als kleine Kreise wiedergegeben. Das dürfte wohl die "Kröte" sein, die man im Vergleich zur f/1,4 Version schlucken muss: Es ist kein "Bokeh-Wunder".
Was eigentlich immer gilt, gilt hier besonders: Der Hintergrund macht die Musik. Unruhiger Hintergrund recht nah am Motiv, kann einem das Bild versauen, wenn man sich an der nervösen Widergabe stört. Hier hilft dann nur, sich einen anderen Hintergrund zu wählen oder die Distanz Hintergrund<->Motiv zu vergrößern.
Hier mal ein Beispiel für den schlimmsten Fall (unruhiger Hintergrund nahe am Motiv in der Unschärfe):
1/1600s f/2.0 at 85.0mm iso100
Insgesamt erreicht das Objektiv aber eine gute Separation Motiv<->Hintergrund.
1/200s f/2.0 at 85.0mm iso100
Farbwidergabe:
Roerslett ist kein Fan von dieser Optik und beschreibt die Farbwidergabe als fade und leblos und spricht auch von einem grauen Schleier.
Ich kann bisher nichts davon in dieser Richtung bestätigen. Die Farbwidergabe reiht sich eher in die meiner anderen AIS Optiken ein.
1/400s f/2.8 at 85.0mm iso100. Das Motiv ist sogar im Schatten.
Farbsäume:
Ja, bei offener Blende reichlich. Ähnlich wie das 50mm f/1,2 oder das 28mm f/2 bei offener Blende, so erreicht auch diese Optik dieses "Glühen" an den Rändern von Kontrastkanten bei f/2, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie beim 50er. Es wird damit durchaus ein "Dreamy" Look erreicht, den man sich aber heutzutage wohl eher per EBV erzeugen würde. Ein aktueller Konverter sollte die CAs gut rausgerechnet bekommen, allerdings bleibt speziell bei Blende f/2 eine entfärbter Bereich an Kontrastkanten zurück, der eben das Bild weicher erscheinen lässt
1/800s f/2.0 at 85.0mm iso100. Die schwarzen Ränder sind übrigens keine Vignettierung sondern das Resultat aus einer Schattenlage und deutlicher Unterbelichtung.
Abgeblendet auf f/4 oder f/5,6 ist mir nichts mehr davon aufgefallen. Eher das Gegenteil: Bei f/5,6 kann ich selbst an harten Kontrastkanten wenige CAs finden.
Verzeichnung:
Ja,etwas. Bei Architekturaufnahmen fällt es auf. Diese ist aber per EBV korrigierbar, sollte es stören.
1/400s f/11.0 at 85.0mm iso100 (wenn ich mich recht erinnere, ist die Verzeichnung unkorrigiert).
Fazit:
Gemischte Gefühle? Nein. Dieses Objektiv erfüllt meine Erwartungen und ist für mich der ideale Partner für mein AIS 35mm f/2. Die Charakteristiken sind recht ähnlich. Mögliche Bildfehler lassen sich ohne allzugroßen Aufwand per EBV korrigieren und nicht immer stören sie.
Portraits unmöglich? Nein: Ich habe ein paar Portraits für das Familienalbum geschossen und bin sehr zufrieden. Mit f/4 und einem entfernteren Hintergrund hat man das Gesicht wunderbar scharf und der Hintergrund verläuft mir weich genug. Genau wie das 35mm f/2 AIS neigt auch diese Optik dazu, unruhige Hintergründe für meinen Geschmack bei offener Blende unangenehm darzustellen. Wenn man das weiß, kann man jedoch entsprechend agieren.
Schärfe ist wie beim 35er Pendant für meinen Geschmack auf einem hohen Niveau. All dies ist in dierser wunderbar handlichen Bauform (52mm Filter) vereint.
Anbei noch mal zwei Beispiele aus nahezu gleicher Perspektiv
1/3200s f/2.0 at 85.0mm iso100
1/400s f/5.6 at 85.0mm iso100
Hier sieht man dann schön den Einfluss von Hintergrund und Blendeneinstellung.
Wer allerdings ein Objektiv sucht, dass bei 85mm eine wunderbare Unschärfe zaubert, unabhängig vom Hintergrund, und dafür eine größere Bauform in Kauf nimmt, der ist mit einem unwesentlich teureren oder z.T. gleich teuren Samyang 85mm f/1,4 aus meiner Sicht besser bedient.
Alle Bilder wurden in Raw fotografiert und per Nikon Capture NX-D entwickelt. Z.T. Beschnitt und B&W Wandlung in Zoner Photo Studio Pro 16, wo ich auch die Bilder fürs Web skaliert habe.
Anbei noch ein paar weitere Beispiele:
1/4000s f/2.0 at 85.0mm iso100
1/400s f/5.6 at 85.0mm iso100
1/1600s f/2.8 at 85.0mm iso100
