Du fragst zunächst nach dem Bildschnitt und anschließend nach der Wirkung. Die Frage ist allerdings in meinen Augen ohne die von Dir gewollte Bildaussage nicht zu beantworten.
Der Fotograf hat alles in der Hand und er kann eine Wirkung bewusst erzeugen.
Deine Absicht ist mir nicht ganz klar und da ist der Haken an der Geschichte.
Deinen Thread hast Du mit Friedrichsbad betitelt. Dort war ich noch nie und für mich scheint das Foto als Aussenstehender nicht repräsentativ genug. Von daher ist die Bildwirkung bzw. - aussage nicht ausreichend.
Auch die Bildunterschrift hilft nicht wirklich, denn der Name des Fotografen hilft mir in diesem Fall nicht auf die Sprünge.
Bleibt das Foto selbst, um eine Bildaussage, bzw. die Absicht des Fotografen zu ergründen.
Das menschliche Auge stürzt sich der Regel zunächst auf die schärfste oder aber die hellste Stelle im Bild, um sich einen Überblick zu verschaffen. Bei Deinem Foto ist die hellste und die schärfste Stelle nicht Deckungsgleich, das sorgt für die erste Irritation. Das soll aber in meinen Augen noch kein Kill-Kriterium sein.
Diese zwei Eye-Catcher Helligkeit und Schärfe sorgen einfach dafür, dass das Auge noch etwas mehr beschäftigt wird. Und wenn andere Kriterien dem Hirn neue Erkenntnis verschaffen, kann man sich auch wieder entspannen. In Deinem Fall ist das die Geometrie. Das Auge/Hirn erkennt schnell nur wenige unterschiedliche Winkel in den Kanten. Das beruhigt!
Vertikalen und Horizontalen (in der Realität) werden nur durch eine Schräge durchbrochen. In diesem Fall sind es die Fahnenstangen und der Laternenarm. Und diese sind in einer Linie . Also, alles gut, unser Neandertaler-Hirn hat alles im Griff!
Und darum geht es bei der Bildbetrachtung: Die Lage schnell in den Griff zu bekommen und mögliche Gefahren (Unschärfe, Chaos) vermeiden.
Diesen Part hast Du meines Erachtens hervorragend gemeistert.
Nun gilt es Interesse zu wecken. Und da strauchelst Du in meinen Augen etwas.
Worum geht es Dir, wo ist das Hauptmotiv? Ist es die Strassenlaterne oder das Gebäude im Hintergrund?
Fokussiert hast Du offensichtlich auf die Laterne. Gut, dann ist das Gebäude im Hintergrund also schmückendes Beiwerk?
Wenn es so ist, dann zeig es! Gib dem Foto diese Aussage und mach die Blende auf, damit das Gebäude in Unschärfe versinkt.
Ist Dir das Gebäude wichtiger? Dann zeig es! Fokus auf das Gebäude, mit der Folge, dass die Laterne wahrscheinlich als störend empfunden wird. (Unschärfe im Vordergrund hat den gleichen Effekt, wie die Ehefrau vor dem Fernseher beim Endspiel).
Die letzte Möglichkeit ist, dass Dir beides Wichtig ist. Dann musst Du die Blende weiter zu machen, damit alles scharf ist. Für mich keine so gute Lösung, denn sie dokumentiert nur, anstatt den Willen des Fotografen zu zeigen.
Bearbeitungsvorschläge, wie Kontrasterhöhung, oder das Entfernen von störenden bzw. nicht ganz Sichtbaren Bildelementen ist meines Erachtens erst dann nötig, wenn das Grundkonzept steht.
Dass Du (nur) mit einer Festbrennweite losgezogen bist, sehe ich persönlich nicht als Nachteil. Das schärft den Blick für Perspektive und Bildaufbau. Ich würde es weiterhin so machen.
"Zooms sind der Perspektive ihr Feind"!
Ich finde Du bist auf dem richtigen Weg und um Deine Fragen zu beantworten:
Der Schnitt ist klasse doch die Bildwirkung kann durch gezielte Blendenführung noch verstärkt werden. Die Nachbearbeitung am PC ist dann nur noch das i-Tüpfelchen.
Ich hoffe das war hilfreich
Gruß
Steegi
P.S.: Für die Fehler in der Groß- und Kleinschreibung mache ich ausschließlich Apple verantwortlich
