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Blitzen mit Sb-800 an D300: Wann Modus TTL+BF, wann nur TTL?
Verfasst: Di 31. Aug 2010, 17:48
von bjoern_krueger
Moin allerseits!
Ich fotografiere sehr häufig mit Blitz, auch bei Tageslicht, um die Schatten aufzuhellen. Inzwischen habe ich auch schon einige Erfahrung, sodass die Ergebnisse immer besser werden.
Es gibt allerdings eine Einstellung, bei der ich mir immer nicht sicher bin, wann ich sie aktivieren soll, und wann nicht.
Und zwar die Einstellung BL.
Diese bewirkt ja, dass das Umgebungslicht mit einbezogen wird, sodass der Vordergrund nicht totgeblitzt wird und von der Beleuchtung her mit dem Hintergrund zusammenpasst.
So viel zur Theorie. In der Praxis bin ich immer etwas hin und her gerissen. Neulich war ich auf einer Beachparty und habe von den Gästen draußen Fotos gemacht. Also von jedem Paar ein Bild als sie angekommen sind. Es war abends, bereits fast dunkel, und nur schummrige Beleuchtung im Garten des Clubs (Fackeln und einige Lampen)
Verwende ich TTL+BL werden die Fotos insgesamt dunkler, logisch, weil ja die Belichtung des Vordergrundes zum Hintergrund, der ja dunkel ist, passen soll. Verwende ich nur TTL, werden die Fotos heller, der Hintergrund ist dann meist zu dunkel.
(Das alles passt ja auch zur Definition des BL-Modus, die ich weiter oben angegeben habe)
Um auf ein vernünftiges Ergebnis zu kommen, spiele ich so lange mit der Blitzkorrektur herum, bis es nach Display gut aussieht.
Das heißt also bei BL den Blitz aufdrehen, ohne BL den Blitz drosseln
Als Belichtungsmodus stelle ich die Kamera in solchen Situationen fast immer auf M, damit der Blitz sich um die richtige Belichtung kümmert.
Belichtungszeiten stelle ich je nach vorhandenem Licht ein, je dunkler, desto länger, das geht sogar bis zu 1/4s runter. Blende so bei 4, damit ich noch etwas Schärfentiefe habe. ISO stelle ich auf 400 bis maximal 640.
Beim Bearbeiten der Fotos musste ich nun fast jedes Bild, das mit BL aufgenommen wurde um ca. 1 Blendenstufe aufhellen.
Mein Fazit:
Irgendwie ist das, was ich mache, wenig fundiert, und zeichnet sich durch ein hohes Maß an Herumprobiererei aus. Ohne Display würde ich kaum zu guten Ergebnissen kommen.
Kann jemand mit hilfreichen, einfachen, genialen, kostenlosen Tipps helfen, damit ich mich beim Fotografieren besser fühle?
Besten Dank vorab und viele Grüße,
Björn
Verfasst: Di 31. Aug 2010, 22:13
von donholg
BL macht nat. nur dann Sinn, wenn auch noch etwas Licht da ist.
Bei nahezu völliger Dunkelheit müsste man die ISO extrem hoch einstellen oder ein sehr lichtstarkes Objektiv verwenden.
Ich begrenze die ISO je nach geplanter Verwendung der Bilder auf max. ISO4000 mit der D3 und versuche bei f2,8 oder f2 zu bleiben.
Wegen des schwierigeren Fokussierens mache ich dann lieber ein paar Bilder mehr.
1/4 sek. wäre mir für Peopleaufnahmen als Bel.Zeit viel zu lang.
Ich versuche nicht unter 1/60 besser 1/80 zu kommen, wenn die Leute sich noch unterhalten und sich dabei normalerweise bewegen.
Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 00:43
von piedpiper
Moin Björn!
Ich beantworte Deine Frage mal, indem ich einfach den entsprechenden Passus aus dem CLS-Buch kopiere, das demnächst erscheint ...
"Selbstverständlich ist der Einsatz der TTL/BL-Blitzsteuerung nur dann sinnvoll, wenn Umgebungslicht vorhanden ist und eingebunden werden soll. In allen anderen Situationen (zum Beispiel im Studio) ist die TTL-Blitzsteuerung die richtige Wahl.
Die nachfolgende Matrix soll dies veranschaulichen. Sofern Vorder- und Hintergrund für die Bildgestaltung relevant sind, gibt es vier mögliche Beleuchtungsszenarien (VG = Vordergrund; HG = Hintergrund):
1. VG hell, HG hell
2. VG hell, HG dunkel
3. VG dunkel, HG hell
4. VG dunkel, HG dunkel
Klassisches Szenario für die Aufhellfunktion des Blitzgerätes "BL" ist Nr. 3. Im Prinzip ist es die bekannte Gegenlichtsituation - mehr oder weniger ausgeprägt, aber stets mehr Licht hinter dem Bildmotiv als davor. Hier bringt TTL/BL immer (!) die besseren (weil natürlicheren) Bildergenisse als das "normale" TTL. Während die Aufnahmen mit der TTL-Blitzsteuerung überblitzt sind, fügt sich der Blitz bei TTL/BL in die vorhandene Beleuchtungssituation ein. Die Gesamtbelichtung ist deutlich ausgewogener - und das, obwohl alle anderen Kamaparameter unverändert bleiben!
Gleiches wie für Szenario 3 gilt auch für Szenario Nr. 1. Hier leistet das Blitzlicht aufgrund des vorhandenen Lichts im Vordergrund bezüglich der hellen Motivteile zwar keinen entscheidenden Beitrag, kann aber unter Umständen das Zulaufen der Schattenpartien vermeiden. Probieren Sie es aus - häufig ist es nur eine Nuance an Aufhellung, die aber entscheidend zur Bildverbesserung beiträgt! Übrigens: Wenn Sie in Szenario 1 zum klassischen TTL-Blitzen greifen (ohne "BL") führt das immer zur Überbelichtung!
Szenario 2 ist die klassische Situation, in der wir als Fotograf die Sonne (oder eine andere Lichtquelle) im Rücken haben. Der Begriff "dunkel" ist hier übrigens nicht sprichwörtlich zu verstehen - vielmehr soll damit ausgedrückt werden, dass vor dem Motiv mehr Licht vorhanden ist als dahinter! Nr. 2 ist somit keine typische Blitzsituation, da hier in der Regel genügend Licht für die Ausleuchtung des Motivs vorhanden ist. TTL/BL kann unter Umständen zu schlechten Ergebnissen führen, da der Blitz in seinem Bemühen, Vorder- und Hintergrund zu harmonisieren, über das Ziel hinausschießt - überblitzte Bilder wären die Folge. Wenn Sie in einem derartigen Szenario überhaupt einen Blitz einsetzen (um eventuell doch vorhandene Schattenpartien wegzublitzen), empfehle ich die Einstellung TTL mit Minuskorrektur.
Szenario Nr. 4 schließlich ist eine Situation, in der das Blitzlicht unzweifelhaft (mangels vorhandenem Licht) die Hauptlichtquelle darstellt. Aufhellen im eigentlichen Sinne reicht hier nicht aus - das Motiv muss vom Blitzlicht komplett belichtet werden. TTL und TTL/BL führen in einer derartigen Situation dennoch in den meisten Fällen zu nahezu identischen Ergebnissen. Hier ist es unabhängig von der gewählten Blitzsteuerung hilfreich, die Verschlusszeit zu verlängern, um das wenige vorhandene Umgebungslicht in die Belichtung zu integrieren!"
Deine Vorgehensweise (M-Modus, Versuch, Umgebungslicht einzubinden etc.) ist die von mir auch empfohlene. Die Verschlusszeit von 1/4s kann übrigens durchaus ausreichen - allerdings nur dann, wenn das Blitzlicht die primäre Lichtquelle ist! Ist dies nicht der Fall (weil z.B. nennenswertes Umgebungslicht auf die abgebildeten Personen fällt), wird es aufgrund der Bewegungen zu Doppelkonturen kommen!
Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 06:52
von alexi
Verfasst: Mi 1. Sep 2010, 08:30
von bjoern_krueger
Moin allerseits!
Erstmal vielen Dank für die Tipps!
@Andreas
Dann mache ich ja offenbar doch nicht alles falsch. Die Verschlusszeit von 1/4s nehme ich tatsächlich nur, wenn es sehr dunkel ist. Bei vereinzelten bunten Lampen, Fackeln o.ä. funktioniert das ganz gut. Der Hintergrund ist dann zwar natürlich verwackelt, das ist aufgrund der Unschärfe aber nicht so schlimm und fällt kaum auf. Dafür ist dann der Gesamteindruck des Bildes recht harmonisch, und es sieht nicht totgeblitzt aus.
Auch bei etwas Restlicht kann man das machen, dann allerdings sollte man den Blitz auf den zweiten Vorhang stellen, damit die Verwischungen nicht vor, sondern hinter dem Motiv auftreten.
Damit kann man bei "Tanzbildern" auf Parties ganz lustige Effekte erzielen, z.B. wenn man während der Belichtung die Kamera etwas dreht, oder auch bei offenem Verschluss etwas zoomt. Darf man natürlich nicht übertreiben. Die Bilder wirken aber ganz interessant und "actionreich".
Ich freue mich wirklich sehr auf Dein Buch, und werde es mit Sicherheit kaufen. Es gibt doch sicher die Möglichkeit, hier im Forum eine Sammelbestellung zu organisieren, oder?
Ok, dann noch einen schönen Tag und viele Grüße,
Björn
Verfasst: Di 7. Sep 2010, 08:34
von bjoern_krueger
Moin allerseits!
So, ich hatte letztes Wochenende seit Längerem mal wieder einen Einsatz, und auch der Blitz war natürlich wieder mit dabei.
Und ich muss sagen, irgendwie ist das alles doch ein Glücksspiel mit der richtigen Belichtung. Fotos draußen bei Sonnenschein im BL-Modus mit FP, drinnen in der schummrigen Kirche ohne BL. Die Ergebnisse waren teilweise sehr stark abweichend, von überstrahlt bis zu dunkel. ohne Display wäre es extrem schwer, vernünftige Bilder hinzubekommen.
Ist alles kein Thema, man bekommt es im Nachhinein gut hin, aber es wäre schon schöner, wenn man wenigstens ein paar Bilder out of cam verwenden könnte.
Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, auf jeden Fall freue ich mich auf das Blitzbuch von piedpieper, ich werde es kaufen und durcharbeiten
Viele Grüße,
Björn
Verfasst: Mi 8. Sep 2010, 12:25
von LensFlare
Moin zusammen,
ich denke, eine Vielzahl der Foristen - hier und anderswo - warten sehnsüchtig auf das Werk von Andreas Jorns.
Im Zusammenhang mit diesem Thema würde ich mich interessieren, ob diese Aussage korrekt ist:
In der 'mittenbetonten Integralmessung', als auch in der Matrixmessung, arbeitet der integrierte Blitz der D700 bei TTL in der Balanced Methode. (BL) In der 'Spotmessung' arbeitet der intergrierte Blitz der D700 im 'normalen' TTL-Betrieb. (Standard-TTL) - in der BA der D700 wird das nicht explizit erläutert.
Ich meine, dass dies Markus Wäger in seinem Buch "Nikon D700 - das Buch zur Kamera" schreibt, habe dies aber nicht mehr genau im Kopf. Kann jemand diese Aussage bestätigen, oder verhält sich das doch anders - vielleicht Andreas selbst?
Verfasst: Mi 8. Sep 2010, 19:02
von piedpiper
LensFlare hat geschrieben:In der 'mittenbetonten Integralmessung', als auch in der Matrixmessung, arbeitet der integrierte Blitz der D700 bei TTL in der Ballanced Methode. (BL) In der 'Spotmessung' arbeitet der intergrierte Blitz der D700 im 'normalen' TTL-Betrieb. (Standard-TTL) - in der BA der D700 wird das nicht explizit erläutert.
Ganz kurz, da ich hier in Kanada mit handgekurbeltem Internet sitze: Die Aussage stimmt! Die internen Blitzgeräte arbeiten grundsätzlich im BL-Modus (da sie aufgrund ihrer Leistungsschwäche nicht als primäre Lichtquelle taugen). Da der BL-Modus aber bei der Spotmessung nicht funktioniert (wie auch? hier kann kein Umgebungslicht gemessen werden!), wird auf den normalen TTL-Modus umgestellt.
Übrigens: Das Buch wird laut Verlag am 23. oder 24. September erscheinen. Ich bin am 25. und 25. September (Samstag und Sonntag) auf der Photokina (Halle 5.1) und werde es da präsentieren.
Bis die Tage (bin jetzt erst mal wieder ein paar Tage "offline")!
lg Andreas
Verfasst: Do 9. Sep 2010, 11:30
von LensFlare
Hallo Andreas,
piedpiper hat geschrieben:Ganz kurz, da ich hier in Kanada mit handgekurbeltem Internet sitze: Die Aussage stimmt! Die internen Blitzgeräte arbeiten grundsätzlich im BL-Modus (da sie aufgrund ihrer Leistungsschwäche nicht als primäre Lichtquelle taugen). Da der BL-Modus aber bei der Spotmessung nicht funktioniert (wie auch? hier kann kein Umgebungslicht gemessen werden!), wird auf den normalen TTL-Modus umgestellt.
danke Dir für die Info - hatte ich es doch noch richtig im Kopf. Abschließend dazu: Ist dies unabhängig von ext. Blitzgeräten? Ich meine damit, ob sinnig od. unsinnig, ext. Systemblitze folgen nicht dem an der Kamera eingestellten Belichtungsmodus, sondern verhalten sich hier autark, soll heißen, steht die Kamera auf 'Spot', der ext. Systemblitz aber auf iTTL-BL, dann wird dieser auch iTTL-BL blitzen, oder?
piedpiper hat geschrieben:
Übrigens: Das Buch wird laut Verlag am 23. oder 24. September erscheinen. Ich bin am 25. und 25. September (Samstag und Sonntag) auf der Photokina (Halle 5.1) und werde es da präsentieren.
Prima, ich werde mich zum 'Burzeltag' dann mit Deinem Werk selbst beschenken. Ich freu' mich schon darauf, Andreas!
Verfasst: Fr 10. Sep 2010, 04:58
von piedpiper
LensFlare hat geschrieben:soll heißen, steht die Kamera auf 'Spot', der ext. Systemblitz aber auf iTTL-BL, dann wird dieser auch iTTL-BL blitzen, oder?
Nein!
In diesem konkreten Fall (Kamera auf Spotmessung) funktioniert kein Blitzgerät (weder intern noch extern) im BL-Modus! Steht die Kamera auf Matrix- oder mittenbetonter Messung, ist die Blitzsteuerung bei externen Blitzen davon abhängig, was am Blitzgerät eingestellt wird (TTL oder TTL/BL).
Zur Erläuterung: Bei der Spotmessung wird für die Belichtung nur ein winziger Teil des Bildfeldes berücksichtigt. Die Kamera hat dadurch überhaupt keine Möglichkeit, eine ausgewogene Belichtung aus Blitz- und Umgebungslicht hinzubekommen!
