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Frage zu Front- oder Backfokus: Ist das wirklich so ?
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 09:10
von petsch
Hallo,
hier mal eine Textstelle aus einer Mail meines Freundes, der weit mehr Erfahrung in der fotografie hat als ich:
Ich habe auch so lange gegoogelt und gesucht, bis ich ausschließlich wieder "alte" Made in Japan METALL-OBJEKTIVE gefunden habe, egal was das kostete. Dieses chinesische Plastikspielzeug ist derart temperaturabhängig, dass man bei zwei Grad minus ein anderes Objektiv an der Kamera hat als bei 30 Grad plus. Guck Dir doch bloß mal dieses dünnwandige neue AF 1.8/50D an, was ist das für ein komisches Material? Kommt ja nun wohl auch aus China
Ist das wirklich so ? Ausgangspunkt war eine Diskussion über ein (Sigma) Objektiv 17-70, dass Ende März noch einen hundertprozentigen sitzenden Fokus hatte (mit dem traumflieger-Ding getestet) und das jetzt am 30.Mai mit genau den gleichen Einstellungen mehr als 3cm Abweichung Frontfokus zeigt
Kann sich sowas von allein verstellen ? Und durch Temperaturschwankungen, wie mein Freund da oben schreibt ? Was ist so ein Fehlfokus überhaupt ? Verschieben sich da die Linsenkörper tatsächlich körperlich oder dezentriert sich da was ?
Und wenn ich gleich mal dabei bin:
Front- oder Backfokus tritt sowas nur bei Zooms auf ? Sind Festbrennweiten vor solchen Problemen sicher ?
Gruss
Übrigens, ich habe außer zweier Zooms und eines AF-S 1.4/35 alle anderen Objektive, die alten "schweren" AF-Festbrennweiten "Made in Japan" , z.B. das 1.8/50 ist so eine richtige kleine (schwere) Eierhandgranate glücklicherweise

Verfasst: Di 1. Jun 2010, 09:20
von Andreas H
Die China-Frage wurde hier schon öfter mal ergebnislos diskutiert. Meine persönliche Meinung ist dass Roboter in China vermutlich genau so präzise arbeiten wie Roboter in Japan. Irgendein Unterschied, der sich an der Herkunft festmachen ließe, wurde bis jetzt in den unendlichen Weiten des Web auch noch nirgends einigermaßen schlüssig nachgewiesen.
Temperaturschwankungen wirken sich selbstverständlich auf eine Kamera und ein Objektiv genau so aus wie auf andere Geräte auch. Mir persönlich (ich halte mich aber immer nur in moderaten Temperaturen zwischen - 20 und + 35 auf) ist aber noch nie aufgefallen dass die optische Leistung darunter leidet. Dass die von Nikon verwendeten Kunststoffe da empfindlicher reagierten als Alu oder Magnesium halte ich für ein Gerücht.
Ein Fehlfokus kann an optischen Fehlern des Objektivs liegen, an mechanischen oder elektronischen Fehlern in der Übertragung (je nach dem, ob es ein AF oder AF-S ist), oder an Justageproblemen der Kamera.
Zooms sind davon allenfalls insofern mehr betroffen, dass sie meistens komplexere Konstruktionen mit mehr Fehlermöglichkeiten sind. Und selbstverständlich kann ein Fehlfokus auch durch Verschleiß auftreten, sowohl an der Kamera als auch am Objektiv.
Grüße
Andreas
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 09:45
von Oli K.
Ganz ehrlich, genau solche "Gerüchte" halte ich für vollkommen überzogen...

Wahrscheinlich gab es mal irgendwo eine Diskussion einer Gruppe "Experten", die in theoretischer Optik sehr bewandert waren und ihre Argumente besser als gut verkaufen konnten....
Glaubt denn hier ernsthaft irgendwer, die Techniker von Nikon würden Materialien verwenden, wenn sie für optisch präzise arbeitende Objektive absolut untauglich wären
Gar keine Frage, die Qualität eines AF-S 35/1.8 im Vergleich zu Optiken á la 24-70 oder anderen Profi-Festbrennweiten dürfte sicher nochmal etwas anders ausfallen, jedenfalls dürfte sich in Sachen verwendeter Materialien sicher das Ein oder Andere unterscheiden. Aber dass dies ernsthaft zu "Fehlfunktionen" führen würde aufgrund von "Sparmaßnahmen", halte ich für ein echtes "Foren-Gerücht" oder wie auch immer man das schimpfen mag...
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 09:48
von petsch
richtig vorstellen kann ich es mir nämlich auch nicht - zumindest das mit der Temperaturabhängigkeit.
Wie sonst entstehen die Fotos in der Sahara und die in der Arktis ?
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 09:51
von Oli K.
petsch hat geschrieben:richtig vorstellen kann ich es mir nämlich auch nicht - zumindest das mit der Temperaturabhängigkeit.
Wie sonst entstehen die Fotos in der Sahara und die in der Arktis ?
Sehe ich auch so..., wobei die Temperatur - wie Andreas schon sagte - ganz sicher eine Auswirkung auf das verwendete Material hat. Aber ob daraus eine ernsthafte "Fehlfunktion" abgeleitet werden kann, soll erstmal jemand praktisch nachweisen.......

Verfasst: Di 1. Jun 2010, 15:12
von petsch
Oli K. hat geschrieben: ob daraus eine ernsthafte "Fehlfunktion" abgeleitet werden kann, soll erstmal jemand praktisch nachweisen.......

Um Gottes willen, lieber nicht, den Thread kann ich mir so richtig vorstellen, wenn die China-Fraktion auf die Japan-Fraktion einschlägt und die Koreaner als Zünglein an der Waage Messungen an den Wandungen der Butterdose vornehmen, wann die sich wie verziehen oder auch nicht.
Nein, aber mal Spaß beiseite
ich habe gerade diese beiden Teile vor mir liegen:
das chinesische Wunder, neu gekauft vor zwei Wochen, dass ich mir geborgt habe
neue Version
und die "alte" japanische Version, die glücklicherweise mir gehört
"alte" japanische Version aus Metall
Ich spare mir jeden Kommentar dazu, würde aber sagen, dass die Gewaltigen bei Nikon beide Objektive mal in die Hand nehmen und drüber nachdenken sollten ...
Aber eben keinen Thread weiter, wir können es sowieso nicht ändern. Ich für meinen Teil lebe dann halt mit gebrauchten Objektiven älterer Prägung.
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 15:30
von zappa4ever
Bsp. 50/1,4. Da gab es mal ein Non-D und ein D. Afair das alte Non-D aus Japan, das neuere aus China. Ich hatte dann insgesamt 3 Exemplare des vielgepriesenen Japan-Objektivs probiert, wovon eines einen sichtbaren Fehlfokus hatte und die beiden anderen einen mehr als sichtbaren Fehlfokus.
Alle drei waren nat. gebraucht aber im augenscheinlich einwandfreiem Zustand. Einer der Verkäufer hatte einen Telefonmitschnitt eines Nikon-Service Mitarbeiters, der ihm erklärte, dass dieses Non-D aufgrund zu großer Toleranzen nicht für Digitalkameras geeignet wäre.
Danach habe ich bei shop.multimedia vor Ort 4 AF 50/1,4 D probiert. Alle hatten einen minimalen Fokusshift im Nahbereich, der recht gleichmäßig war. Aber vor allem war er nur per Meßchart zu erkennen und die normalen Bilder waren einwandfrei fokussiert.
Soviel von mir zum Thema China vs. Japan.
Die richtig sauber und stabil aufgebauten Varianten haben keinen AF. Sie konnten anders aufgebaut werden mit diesem smoothen Gefühl beim händischen Fokuseinstellen, was die Motoren der Kameras sicher überfordern würde.
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 17:24
von Andreas H
petsch hat geschrieben:...und die "alte" japanische Version, die glücklicherweise mir gehört
"alte" japanische Version aus Metall
Ich spare mir jeden Kommentar dazu, würde aber sagen, dass die Gewaltigen bei Nikon beide Objektive mal in die Hand nehmen und drüber nachdenken sollten ...

Wenn du bei dem Objektiv, dessen Bild du verlinkt hast, auf Metall stoßen möchtest, dann mußt du aber reichlich tief bohren. Aus Metall sind dabei das Bajonett, die Führungsschienen für den Schneckengang, die Blende und ein paar Schräubchen. Der gesamte Objektivtubus ist aus Plastik. Die Haptik ist kaum zu unterbieten, selbst Sigma würde daran scheitern.
Man hat diese Version mit dem Rändelrad dann ja auch recht schnell durch eine mit Fokussierring ersetzt.
Meintest du das AI-S 1,8/50 (auf das Roland verwiesen hat) und hast das falsche Bild verlinkt?
Grüße
Andreas
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 18:07
von Blümchen74
Da die Schärfe in der Kamera festgestellt und ggf. im Objektiv entsprechend nachgestellt wird ist die Aussage Deines Freundes, gelinde gesagt, Bullshit. Sollte das Objektiv sich in seiner Dimension etwas verändern, wird der AF schon dafür sorgen, dass das wieder passt. Abgesehen davon, sind die Unterschiede marginal. So würde sich ein Objektiv der Länge 80 mm bei einer Temperaturerhöhung von 20 °C auf 70 °C (oder von -10 auf + 40, ist Wurscht) bei dem Material Polycarbonat um 0,28 mm "verlängern", bei Alu um 0,1 mm (siehe
hier). alles keine dramatischen Dimensionen. Da ist das Spiel des Scheckenganges um den Faktor x größer. Und auch das hat seinen Grund, weil sonst keine AF-Antrieb die Fokussierschnecke bewegen könnte.
Abgesehen davon haben dünn- oder dickwandig und China oder Japan nix miteinander und auch nix mit der Präzision der Objektive zu tun. Allerdings gilt wie überall: "You get what you pay for". Und es gibt auch einige sehr schöne alte Objektive. Es gibt aber auch genauso viel schönen alten Optikschrott. Und einige moderne "Plastikdinger" sind optisch überraschend gut (18-70, 18-105).
Hat Dein Freund schon einmal ernsthaft fotografiert? Klingt mir eher nach Stammtisch-Binsenweisheiten. Nicht alles glauben, was selbsternannte "Experten" erzählen

.
Gruß
Björn
Re: Frage zu Front- oder Backfokus: Ist das wirklich so ?
Verfasst: Di 1. Jun 2010, 19:21
von Elwood
petsch hat geschrieben:Und durch Temperaturschwankungen, wie mein Freund da oben schreibt ? Was ist so ein Fehlfokus überhaupt ? Verschieben sich da die Linsenkörper tatsächlich körperlich oder dezentriert sich da was ?
Lass Dir diese Problematiken doch einfach von Deinem Freund genau
erklaeren und belegen.
- Juergen -