Capture NX2: Entwickeln vs Anpassen

Die Rubrik rund um das Thema Bildbearbeitung und Software. Techniken, EBV-Software, Tipps,...

Moderator: pilfi

Wolfram
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Capture NX2: Entwickeln vs Anpassen

Beitrag von Wolfram »

Hallo allerseits,

nachdem ich mich lange Zeit erfolgreich gegen NX2 gewehrt habe, versuche ich mich jetzt doch einmal an der aktuellen Trial-Version.
Gleich zu Beginn eine Verständnissfrage, bei der ihr mir sicher helfen könnt.

Es gibt in der Bearbeitungsliste zwei Möglichkeiten: Entwickeln und Anpassen.
Wenn ich es richtig interpretiere, beziehen sich die unter "Entwickeln" möglichen Schritte auf die zugrunde liegende RawDatei, die "Anpassungen" auf die erst im Anschluß daraus resultierende, also "zwischenentwickelte" Datei.

Nun gehe ich davon aus, dass mir das Raw-File einiges an Reserven bietet, was nach einer solchen Zwischenentwicklung nicht mehr zur Verfügung stehen dürfte.
Daher frage ich mich, warum ich z.B. eine Tonwertkorrektur, bei der ich noch einiges aus Tiefen und Lichtern herausholen kann, erst im Nachhinein durchführen sollte, d.h., wenn die möglicherweise schon gar nicht mehr zur Verfügung stehen..

Das Beispiel Tonwertkorrektur, das sich unter Schnellanpassungen (Entwickeln) genauso findet wie unter Tonwerte Korrektur und Kurven (anpassen), ist dabei sicher auch nur eines von mehreren Beispielen.

Denke ich zu kompliziert oder liege gar völlig daneben?

Wenn ich die Frage andersherum formuliere: Soviel wesentliche Korrekturen als möglich unter "Entwickeln" machen?

Danke für jeden Tip!

Gruß, Wolfram
Gy
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Beitrag von Gy »

hallo Wolfram,
also, ich versteh das so: "Entwickeln" bietet mir die Möglichkeit, im Nachhinein Einstellungen am NEF vorzunehmen, die ich möglicherweise im Moment des Fotografierens übersehen oder vielleicht sogar falsch eingestellt habe. "Entwickeln" ist ja auch nur verfügbar für NEFs, während "Anpassung" auch für andere Bildformate wie etwa TIFFs oder JPGs gewählt werden kann. Diese Parameter gehen ja weit über die von "Entwickeln" hinaus. Damit sind regelrecht Verfremdungen möglich.

Liegst bestimmt nicht so daneben :)
Wieviele Korrekturen ... wollen wir ganz deinen technischen und künstlerischen Ansprüchen überlassen :P

NX2 erfordert bisschen Einarbeitung, ist aber ein klasse Stück Software finde ich. Viel Erfolg und Spaß damit,
gy
D90
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Beitrag von zappa4ever »

Doch, ihr liegt zumindest teilweise daneben.

Alles was in NX2 getan wird bezieht sich auf das RAW (vorausgesetzt man bearbeitet ein RAW und kein jpg).

Leider ist der Workflow in NX nicht stri9ngent. Man findet also ähnliche oder gleiche Funktionen oft an zwei oder mehr Stellen.
Gruß Roland...
Wolfram
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Beitrag von Wolfram »

Hallo Roland,

es macht offensichtlich schon einen Unterschied, wann ich bestimmte Schritte tue. Bin nach einiger Suche drauf gestoßen. Walter Schlögl, der Autor des CaptureNX2 Buches, schreibt in einem Nachbarforum in Zusammenhang mit einer ähnlichen Thematik folgendes:

"alle Schritte im Menü "Entwickeln" greifen direkt auf die RAW-Daten mit dem vollen Tonwertumfang zu.
Die Schritte im Menü "Anpassen" haben nur mehr Zugriff auf die bereits konvertierten Daten. Dazwischen findet ein Klipping der Tonwerte statt."
Zitatende.

Ich lag also mit meiner Vermutung gar nicht so verkehrt.
Letztlich bedeutet das für die Verarbeitung, dass es durchaus einen qualitativen Vorteil hat, so viel als möglich unter "Entwickeln" zu machen. Vorausgesetzt natürlich, dass gleichartige Funktionen tatsächlich mehrfach vorhanden sind.

Gruß, Wolfram
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Beitrag von zappa4ever »

Naja wenn Schlögl das sagt.....

Warum er aber wenn er sich so gut auskennt so viele Fehler in sein Werk einbaut kann ich dir leider nicht sagen. Ich habe es damals zur Rezension zugeschickt bekommen und auf selbige verzichtet. (und das Buch an einen Mitmoderator weitergegeben)

Allerdings arbeite ich mittlerweile nur noch mit LR und kann es aktuell deshalb auch nicht mehr nachvollziehen.
Gruß Roland...
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Beitrag von Arjay »

Wolfram hat geschrieben:Walter Schlögl, der Autor des CaptureNX2 Buches, schreibt in einem Nachbarforum in Zusammenhang mit einer ähnlichen Thematik folgendes:

"alle Schritte im Menü "Entwickeln" greifen direkt auf die RAW-Daten mit dem vollen Tonwertumfang zu.
Die Schritte im Menü "Anpassen" haben nur mehr Zugriff auf die bereits konvertierten Daten. Dazwischen findet ein Klipping der Tonwerte statt."
Zitatende.
So allgemein wie Du (oder Herr Schlögl) das da hinstellst, halte ich das für eine reichlich gewagte Behauptung.

Die Unterscheidung zwischen "Entwickeln" und "Anpassen" in CNX2 ist relativ willkürlich:
  • Unter "Entwickeln" sind alle diejenigen Einstellungen zusammengefasst, die (a) eine Modifikation kamerainterner Erinstellungen, (b) Korrekturen der objektivspezifischen Parameter und Störungen, plus (c) erste Globalkorrekturen ("Schnellanpassungen") betreffen (das inst inkonsistent, denn funktionell tun die Schnellanpassungen nichts anderes als die Funktionen aus dem Bereich "Anpassen"). Schon unter (c) kann man Schwarz- und Weisspunkte einstellen, was ebenfalls zu Clipping führen kann.
  • Unter "Anpassen" sind alle anderen Bearbeitungsschritte angeordnet. Klar, auch hier kann man (entweder über "Helligkeit/Tonwerte und Kurven" oder über das Setzen von Schwarz- und Weißpunkten) Clipping verursachen, dieser Effekt kann also auch hier bei falscher Bedienung (ebenfalls wie oben) eine Verschlechterung des Bildes bewirken.
Dass man nach diesen Schritten jedoch keinen Zugriff mehr auf die konvertierten Daten hat, ist aber schlicht falsch.

CNX2 (wie auch seine Vorgänger) ist konsequent als nicht-destruktive Bildbearbeitung ausgelegt. Das heißt, eine bearbeitete NEF-Datei enthält immer das RAW-Originalbild und speichert sämtliche später hinzu gefügten Bearbeitungsschritte etwa so wie ein Stapelverarbeitungs-Skript. Das heißt, eine bearbeitete NEF-Datei enthält nicht einfach das Ergebnis der Bearbeitungsschritte, sondern das Originalbild plus alle Bearbeitungs-Anweisungen!

Das erklärt auch die langen Ladezeiten beim Öffnen einer NEF-Datei: Dabei wird erst mal das Originalbild geladen, und dann werden die einzelnen Bearbeitungsschritte der Reihe nach gerendert (was natürlich Rechenzeit kostet).

Der Vorteil dieses Konzepts besteht darin, dass Du bei einer geöffneten NEF-Datei in jeden Bearbeitungsschritt auch später noch hinein gehen und Parameter verändern kannst. Dabei wird Dir auf dem Monitor das Ergebnis aller Bearbeitungsschritte vom Originalbild bis einschließlich zum aktuell gewählten Schritt (also alle Schritte in der Liste oberhalb des aktuellen Schritts) in Echtzeit angezeigt, nicht aber das Ergebnis danach folgender Schritte! Falls einer der weiter oben stehenden Schritte ein Clipping verursacht hat, bleibt dieses Clipping natürlich im Bild enthalten. Will man dieses beseitigen, muss man nur zum entsprechenden Schritt gehen und dessen Einstellungen entsprechend verändern!
Gruß Timo.

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donholg
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Beitrag von donholg »

Die U-Points greifen scheinbar auf der 8-Bit Ebene ins Bild ein.
Im Gegensatz zu den Tiefen/Lichter/Belichtung Reglern.

Wenn ich ein Bild um 1,5 Blenden abdunkle, bekomme ich es mit den U-Points nicht wieder partiell auf die Ursprungshelligkeit, sondern es entstehen Tonwertabrisse.

Beispiel überbelichtete Wolken im Himmel:

Weg1:
Ich ziehe die Belichtung via Beliichtungskorrektur insgesamt herunter, bis die Wolken passen.
Dan kann ich Motive im jetzt unterbelicheteten Teil nicht vollständig wieder aufhellen.

Weg2:
Wenn ich versuche die Wolken mit einem U-Point abzudunkeln entstehen platte graue Flächen statt durchstrukturierter Wolken.
Dafür stimmt die Belichtung im dunkleren Teil des Bilds.

Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte und bedarf etwas Fummelei.
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Beitrag von Arjay »

donholg hat geschrieben:Die U-Points greifen scheinbar auf der 8-Bit Ebene ins Bild ein.
Im Gegensatz zu den Tiefen/Lichter/Belichtung Reglern.
Das ist mir neu, und das würde ich angesichts der vollmundigen Versprechen in der Produktbroschüre schon als Bug ansehen!

Ich plädiere dafür, dass wir das mal genauer dokumentieren und bei Nikon als Bug monieren.
donholg hat geschrieben:Beispiel überbelichtete Wolken im Himmel:
...

Weg2:
Wenn ich versuche die Wolken mit einem U-Point abzudunkeln entstehen platte graue Flächen statt durchstrukturierter Wolken.
Dafür stimmt die Belichtung im dunkleren Teil des Bilds.
Könnte es sein, dass die Wolken bereits in der NEF-Datei überbelichtet - sprich bei maximalen Farbkanalwerten standen? So was lässt sich selbst auf RAW-Ebene nur begrenzt per Interpolation retten.
Gruß Timo.

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Beitrag von Wolfram »

Danke Euch für die Kommentare und vor allem für die detaillierten Erläuterungen!

Ich möchte schlicht kapieren, wie NX2 tickt und wie ich am besten damit umgehe. Bin natürlich zunächst davon ausgegangen, dass ich gedanklich auf der richtigen Seite war, zumal mich die Aussage eines Fachbuchautors darin bestärkte.
Aber – hast natürlich Recht, Roland - das muss nix bedeuten.

Ein konsequent umgesetztes Konzept nicht deskruktiver Bearbeitungsschritte, wie Timo es beschrieben hat, würde dem natürlich widersprechen.
Vielleicht gibt es ein paar Einschränkungen, so dass die Wahrheit tatsächlich irgendwo dazwischen liegt.

Aber das kann ich mangels bisheriger Erfahrung mit NX2 wirklich nicht beurteilen. Komme selber von C1 und fand den Workflow da deutlich – „eingängiger“. Zumindest war er leicht durchschaubar.

Wie auch immer, nochmals Danke für alle bisherigen und fundierten Infos! Das hilft mir sehr weiter und die ersten Eindrücke von NX2 sind schon sehr überzeugend...

Gruß, Wolfram
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Beitrag von MarcS »

donholg hat geschrieben:Die U-Points greifen scheinbar auf der 8-Bit Ebene ins Bild ein.
Im Gegensatz zu den Tiefen/Lichter/Belichtung Reglern.

Wenn ich ein Bild um 1,5 Blenden abdunkle, bekomme ich es mit den U-Points nicht wieder partiell auf die Ursprungshelligkeit, sondern es entstehen Tonwertabrisse.
...
Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte und bedarf etwas Fummelei.
Ich hatte mir das immer so vorgestellt, dass in NX das Entwickeln aus dem rohen Datenmatsch etwas internes 16-bittiges macht. Und dass die nächsten Schritte dann halt auch nur auf dem arbeiten können was nach dem ersten Schritt übriggeblieben ist. Damit wäre der RAW-Headroom nach dem Entwickeln aufgebraucht. Genauso wie wenn ich unter Anpassen per Tonwertkurve erst einen Teil links aus dem Histogramm haue und ihn im nächsten Schritt mit der nächsten Kurve auch nicht mehr zurückbekomme. Und ich mir beim Aufhellen Abrisse einfange, weil auch bei 16-Bit im Dunklen die Staffelung einfach weniger feine Abstufungen übrigblieben. Ich würde deshalb solche Effekte nicht auf interne 8-Bit Ebenen schieben.
Arjay hat geschrieben:Ich plädiere dafür, dass wir das mal genauer dokumentieren
Sollten wir wirklich mal tun - einen Bug erwarte ich da aber eher nicht. Und nicht-destruktiv ist auch alles geblieben - wenn ich später mal für das Bild Abdunkeln plus Aufhellen abschalte oder auf das Originalbild zurückspringe sind die Abrisse ja auch wieder verschwunden.
Gruß, Marc
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