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Hunde fotografieren
Verfasst: Di 15. Dez 2009, 20:37
von Wolfsblut
Hallöchen!
Ich dachte, ich frage einfach mal ...
Der Grund, warum ich mir eine DSLR (D90) gekauft habe, ist der dringende Wunsch, meine Hunde zu fotografieren. Bislang hatte ich eine Sony DSC V1, die ich nur im Automatik-Modus genutzt habe.
Jetzt ist der Punkt gekommen ... ich möchte das Fotografieren richtig lernen! Die Ahnung muss ich mir dazu anlesen und das wird dauern.
Kann mir jemand von euch einen Tip geben, wie ich es bei den jetzigen nicht gerade optimalen Lichtverhältnissen schaffe, meine Fellnasen abzulichten, wenn sie am Spielen sind? Ich werde die Tage ein Nikkor VR 18 - 105 und ein Tamron 70 - 300 bekommen. Nichts für Profis. Aber davon bin ich ja auch noch Meilen entfernt
Klar ist das nicht optimal! Aber vielleicht eine erste Idee, was ich einstellen muss. Verschlusszeit? Blende? Sonst was?
Ich würde mich so freuen, wenn ich ganz bald ein erstes kleines Erfolgserlebnis hätte!
Habe übrigens noch eine Canon G11 zum "Üben". Bislang ist damit auch nichts gelungen. Es sei denn im Automatik-Programm. Die Bilder wurden schwarz

Aber ich habe die Verschlusszeit sehr gering gemacht und die Blende weit offen. War ein Fehler. Das weiss ich mittlerweile. Wäre ein Verschluss von 1/250 vielleicht besser? *grübel*
Gibt es hier im Forum noch andere "Tierverrückte", die sich mit der Tier- oder Hundefotografie beschäftigen? Würde mich freuen

Verfasst: Di 15. Dez 2009, 21:46
von magnus_greger
Grundsätzlich solltest du dir zunächst einmal durchlesen wie Blende, Verschlusszeit und ISO zusammenhängen und wie man die "richtige" Belichtung erzielt.
Außerdem die Wirkung der Blende auf die Schärfentiefe.
Das ist meiner Meinung nach die Grundvoraussetzung um gute Ergebnisse ohne Automatikprogramme zu erzielen.
Hierzu gibt es unzählige Tutorials im Netz.
Mit dem Motiv Hund bin ich nicht so vertraut, aber das genaue Motiv ist auch erstmal zweitrangig.
Du sprachst von spielenden Hunden, was in allgemeinen mit schnellen Bewegungen verbunden ist. Um Scharfe Aufnahmen zu erzielen musst du also relativ kurze Verschlusszeiten wählen. Ich würde es mit 1/250s versuchen und dann am Monitor der Kamera überprüfen, ob die Bilder scharf werden. (Meiner Erfahrung mit der D300: Komplett reinzoomen, dann zwei mal raus und wenn das Bild dann scharf ist, so wird es das auch am Computer sein.)
Abhängig vom Ergebnis würde ich dann gucken, ob die Verschlusszeit kürzer sein muss, oder länger sein kann.
Im Laufe der Zeit wirst du ein ziemlich gutes Gefühl für die richtigen Parameter bekommen.
Viel Spaß mit der Theorie und Erfolg beim Ausprobieren.
Verfasst: Mi 16. Dez 2009, 09:25
von Wolfsblut
Vielen herzlichen Dank!
Ich bin ein enig ungeduldig, weiss aber schon, dass ich erst die Grundlagen verstehen muss, um vernünftige Bilder machen zu können ...
Neulich habe ich mir ein Buch gekauft: Der große Humboldt Fotolehrgang. Bestimmt ist das Buch nicht schlecht. Ich empfinde es als recht zäh zu lesen. Also muss da unbedingt noch eine Alternative her .
Da werde ich wohl auch mal anfragen, was es für Möglichkeiten gibt.
Aber ich freue mich schon über die Hinweise von dir! Werde das sicher beherzigen!
Verfasst: Mi 16. Dez 2009, 09:38
von Powerbauer
Die beste Alternative um was zu lernen ist wohl ein Fototreffen.
Klick
Ich fotorafiere öfters Hunde
Klick
wenn nichts dazwischen kommt bin ich bei dem Wilhelmatreffen dabei.
Gruß
Thomas
Verfasst: Mi 16. Dez 2009, 09:40
von vdaiker
Jule,
die D90 bietet doch so was wie ein Sport-Motiv-Programm, damit kannst Du erst mal anfangen. Das ist eine Automatik die so was einigermassen hinkriegen kann.
Im zweiten Schritt kannst Du dann immer noch versuchen zu lernen, wie man ohne Automatik auskommt. Damit geht es nochmal besser, wenn man weiss wie. Groessere Nikon-Modelle bieten diese Motiv-Programme gar nimmer, da muss man sich dann mit der Materie auskennen.
Nur, zaubern kann eine DSLR auch nicht. Wenn die Lichtverhaeltnisse bescheiden sind und sich das Motiv auch noch (schnell) bewegt, dann wird das ungemein schwierig.
Verfasst: Mi 16. Dez 2009, 10:02
von Wolfsblut
Danke!
Ich wusste gar nicht, dass die D90 dafür ein spezielles Programm hat! Kann sie ja erst frühestens am Samstag ausprobieren, wenn meine Objektive da sind
Heute wäre ein wunderschönes Wetter, bei dem man sicher tolle Bilder machen könnte. Vielleicht probiere ich nachher mal ein wenig mit meiner Canon G11 ... zum Lernen der Technik ist die ja auch nicht ungeeignet!
Verfasst: Mi 16. Dez 2009, 15:34
von bjoern_krueger
Moin!
Ich habe schon sehr viel Hunde fotografiert, daher kann ich Dir vielleicht ein paar Tipps geben.
Leider kenne ich die D90 aber nicht, sodass ich nicht weiß, ob die verschiedenen Einstellungen, die ich an meiner D300 verwende, damit überhaupt möglich sind.
OK, dann also los:
Zuerst mal: Hunde zu fotografieren ist eine große Herausforderung, und zwar aus folgenden Gründen:
Herausforderungen an den Auto-Focus:
Hunde bewegen sich nicht nur schnell, sondern man weiß auch nie, in welche Richtung sie sich in der nächsten Sekunde bewegen. Daher ist es schwierig, den Hund überhaupt im Sucher zu behalten (geschweigedenn die Augen des Hundes im gewählten AF-Feld...).
Es gibt Hunde, die für den AF sehr schwer zu fassen sind, weil sie z.B. ein pechschwarzes oder grellweißes Fell haben. Das Fell solcher Hunde bietet wenig Kontrast, sodass der AF kaum eine Chance hat, den Bewegungen des Hundes zu folgen
Herausforderungen an das Belichtungssystem
Andererseits haben Hunde oft weiße Flecken oder auch großere weiße Bereiche im Fell, die dann gerne ausfressen, das heißt überbelichtet werden, sodass keine Zeichnung mehr zu erkennen ist. Bekommt man die weißen Bereiche gut hin, sind oft die dunklen Bereiche "abgesoffen" also rein Schwarz und dann ebenfalls ohne Zeichnung. Da den optimalen Mittelweg zu finden ist extrem schwer
Diesen Punkten zu begegnen, ist echt richtig schwierig.
Aber einige Grundregeln kann man definieren:
AF-Einstellungen:-
-AF unbedingt auf AF-C stellen (AF regelt immer nach, sofern sich das Motiv bewegt). Bei AF-S (AF misst die Entfernung, stellt scharf und regelt dann nicht mehr nach) erhält man fast immer unscharfe, weil falsch fokussierte Aufnahmen
-Am Besten ein Kreuz-Sensor-AF-Feld verwenden. Diese Felder messen sowohl horizontale als auch vertikale Strukturen, und sind damit leistungsfähiger als die Zeilen-Sensoren
-Ich weiß nicht, wie es bei der D90 ist, bei meiner D300 stelle ich den AF so ein, dass er die 9 um den gewählten AF-Messpunkt angeordneten AF-Felder mit berücksichtigt (damit das wirkt, auf dynamischen AF stellen)
-AF auf Auslösepriorität stellen, dadurch löst die Kamera auf jeden Fall aus, egal ob der AF nun scharf gestellt hat oder nicht. Bei Schärfepriorität kann es sein, dass die Kamera gar nicht, oder nur vereinzelt auslöst, weil sie "denkt", dass sie nicht scharf gestellt hat.
(bei der D300 gibt es noch eine dritte Einstellungsmöglichkeit, die beides berücksichtigt, sofern die D90 das auch hat, nimm die.)
Hier gehen die Meinungen etwas auseinander, probier's einfach aus.
Belichtungseinstellungen:
Verschlusszeit:
Oberste Priorität ist natürlich eine kurze Verschlusszeit. 1/250 halte ich für viel zu langsam, denn man kann sich ja mal aus Spaß ausrechnen, welche Strecke ein rasender Hund in 1/250 sekunde zurück legt.
Mal ein Beispiel: Ein 20km/h schneller Hund (und das ist nicht wirklich schnell...) legt in 1/250 Sekunde gut 2 cm zurück, was natürlich zu einer verwischten Aufnahme führt. Je nach Brennweite fällt das natürlich mehr oder weniger auf, aber z.B bei einer bildfüllenden Ganzkörper-Studie mit langer Brennweite ist ein solches Bild unbrauchbar.
Daher besser 1/1000 oder lieber noch kürzer belichten.
Blende
Um eine kurze Belichtungszeit zu erreichen, muss die Blende Deines Objektives natürlich möglichst weit offen sein (kleine Zahl), damit in der kurzen Zeit möglichst viel Licht auf den Sensor kommt.
Eine offene Blende führt nun aber zu einer sehr geringen Schärfentiefe, was bedeutet, dass immer nur ein sehr kleiner Bereich des Hundes scharf ist (z.B. sind die Augen scharf, Nase und Ohren aber schon nicht mehr). Je nach Brennweite und Entfernung kann der scharfe Bereich nur wenige mm umfassen.
ISO-Einstellung
Damit man die Blende etwas schließen kann, um eine größere Schärfentiefe zu erhalten, und trotzdem eine kurze Verschlusszeit zu ermöglichen, sollte man mit der ISO-Zahl hochgehen. Das führt dazu, dass man bei gleicher Blende kürzer belichten kann (bzw. bei etwas geschlossener Blende gleich kurze Belichtungszeiten erzielen kann) und trotzdem eine korrekte Belichtung erhält.
Kehrseite der Medaille: mit zunehmender ISO-Zahl steigt das Bildrauschen (besonders in dunklen Bereichen) immer mehr an, was das Bild auch wieder unansehnlich werden lässt
Aktives D-Lighting
Um die oben angegebenen Effekte der überbelichteten weißen bzw. unterbelichteten schwarzen Bereiche zu vermeiden/abzuschwächen, empfiehlt es sich, bei solchen Hunden die D-Lighting Funktion zu aktivieren. Dadurch werden die hellen Bereiche etwas abgedunkelt, und die dunklen Bereiche etwas aufgehellt. Ich weiß aber nicht, ob die D90 das kann.
Soweit ich weiß, hat die D90 Motivprogramme, und damit auch ein Sport-Programm. Stellst Du das ein, sollten die genannten Einstellungen damit automatisch aktiviert sein.
Zusammengefasst:
1.) Belichtungszeit: Möglichst kurz, am besten <= 1/1000 s
2.) Blende: nicht ganz offen, da sonst die Schärfentiefe zu gering ist.
3.) ISO: möglichst hoch, damit man 1.) und 2.) realisieren kann
Als Randbedingung solltest Du Dir einen hellen Tag aussuchen, bei stark bewölktem Himmel oder in der nahenden Dämmerung kannst Du das gleich vergessen.
Beim Fotografieren dann natürlich auf Dauerfeuer, und versuchen, das gewählte AF-Feld auf dem Kopf des Hundes zu halten.
Und noch etwas: Den guten Fotografen erkennt man an den dreckigen Knien! Geh' unbedingt in die Hocke oder noch besser leg Dich auf den Boden! Die Kamera sollte auf Augenhöhe des Hundes sein (beim Dackel etwas schwierig), denn Aufnahmen, von oben auf den Hund herunter sehen einfach scheußlich aus. Es fehlt einfach an Tiefe und Dynamik.
Tja, das war's dann auch schon...
ganz einfach also
Ich hoffe ich konnte Dir helfen, und bin gespannt auf Resultate!
Beste Grüße,
Björn
Verfasst: Di 29. Dez 2009, 01:03
von lara2005
Hallo
@ bjoern
super erklärt, danke
bin gerade von einer D70 auf eine D300 umgestiegen und kann die AF Tipps gut gebrauchen.
LG
Micha