Frage zur Hyperfocaldistanz

Die Rubrik für das optische Zubehör eurer Nikon Kamera mit Autofokus

Moderator: donholg

Reiner
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Frage zur Hyperfocaldistanz

Beitrag von Reiner »

Moin....

Eine Frage, die mich immer mal wieder beschäftigt... Wie präzise muss denn die Hyperfocaldistanz eingestellt werden? Gibt es darüber Aussagen bzw. Erkenntnisse?
Ist das eher ein steiler, oder ein flacher Anstieg bis zu diesem Effekt?

Ich befürchte ja eher (zu) steil, um ihn bei aktuellen AF-Objektiven zu ermitteln und reproduzierbar zu markieren.... :hmm:
Reiner
mc.manu
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Beitrag von mc.manu »

mit der Frage beschäftige ich mich auch gerade... und würde gerne folgende Frage anschließen:

Mein 12-24 stellt mit AF bei 12mm/f4 und anvisiertem Ziel von min.100m Entfernung laut Skala auf etwa 2m scharf. Laut DOF-Rechner reicht der Schärfebereich dabei von ca. 0,7m-∞.
Resultat sind jedoch unscharfe Bilder. Wenn ich manuell auf ∞ scharfstelle, sieht es super aus. Ist der AF bei SWW-Objektiven ein wenig überfordert bei weiteren Distanzen? Sollte man besser manuell einstellen? Bei Mittel- und Nahdistanz ist alles bestens.
Zuletzt geändert von mc.manu am Fr 3. Okt 2008, 10:18, insgesamt 3-mal geändert.
alexis_sorbas
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Beitrag von alexis_sorbas »

mc.manu hat geschrieben:...
Mein 12-24 stellt mit AF bei 12mm/f4 und anvisiertem Ziel von min.100m Entfernung laut Skala auf etwa 2m scharf. Laut DOF-Rechner reicht der Schärfebereich dabei von ca. 1,3m-∞.
Resultat sind jedoch unscharfe Bilder. Wenn ich manuell auf ∞ scharfstelle, sieht es super aus. Ist der AF bei SWW-Objektiven ein wenig überfordert bei weiteren Distanzen? Bei mittel und Nahdistanz ist alles bestens.
Moin,

Ich persönlich halte AF bei SWWs für kompletten Blödsinn...
... um das mal mit aller Deutlichkeit zu sagen... :((
Und da die manuelle Focussierung der AF-Optiken aufgrund "mechanischer" Beschränkungen
("simplifizierung" zur "kosteneinsparung"...) derart besch... ist, kann man nicht mal "anständig" manuell einstellen...

– mal abgesehen davon, das eine Schärfentiefeskala fast immer fehlt . :???:
... erst recht eine für "digitale" Anwendungen... :roll:
– Und aufgrund der "Unwägbarkeiten" sollte man eh 1 Blende weiter zumachen, als die Formel/Skala anzeigt. :hmm:
... schon allein, weil die erforderliche Einstellpräzision nicht gegeben ist.... :roll:
– Dann passiert es aber, das man auf Blenden ab/über 16 kommt... was dann ggf. zu Beugungsunschärfen führt... :o

Erschwerend kommt hinzu, das bestimmte Objektive auf "Unendlich" optimiert sind,
und andere auf "mittlere" Entfernungen.
Eine auf ∞ optimierte Optik hat im Nahbereich keine überzeugende Leistung mehr...
... erst Recht nicht bei Abblendung bis in die Nähe der Beugungsproblematik...
.... d.h. die Schärfe im Vordergrund lässt überproportional nach...
Besonders lästig ist das, wenn der Vordergrund aus gestalterischen Gründen zur Tiefenstaffelung dienen soll...
... der sollte dann schon definiert scharf erscheinen... nicht nur auf einem 10x15 Print...

Beispiel: Mein ansonsten hervorragendes Zeiss 50mm C- Distagon... das ist im "Nahbereich" vergleichweise schwächlich... im Verhältnis zum 55mm Sironar z.B.
Profis nehmen zur Überwindung solcher Problemchen "schwenkbare" Optiken / Kameras.
Per "Scheimpflügen" :bgrin: legt man die Schärfe durch eine "schräge" Ebene durch Vorder und Hintergrund...
... dann genügt eine relativ geringe Abblendung auf 8 oder 11, um alles "knackscharf" zu bekommen. Damit bleibt man im "optimalen" Bereich der Optiken und hat auch keine Probleme mit der Beugung...
... es hat schon seinen Sinn mit den "schwenkbaren" PCE-Optiken... :bgrin:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hyperfokale_Entfernung
http://de.wikipedia.org/wiki/Scheimpflugsche_Regel
http://www.foto-net.de/net/spezial/tilt.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Schärfentiefe

@Reiner:
In der Praxis ist die hyperfokale Entfernung ein grober Richtwert, da bei Fehlfokussierung die Unschärfe nicht schlagartig einsetzt, sondern schleichend zunimmt. Eine Landschaftsaufnahme mit Hyperfokaleinstellung erzeugt eine Aufnahme mit grenzwertiger Schärfe des gesamten Hauptmotivs. Bei vielen Aufnahmen ist eine hohe Schärfe des Hauptmotivs wichtiger als eine mäßige Schärfe des gesamten Bildes.
Auf den Entfernungsskalen von Objektiven ist in der Regel die exakte Gegenstandweite angegeben. Die hyperfokale Entfernung kann aus der oben genannten Gesetzmäßigkeit nicht mit angegeben werden. Die Fokussierung auf ∞ hat demnach nichts mit der hyperfokalen Distanz zu tun. Bei den meisten Objektiven geht die Fokussierung sogar darüber hinaus, um den Autofokus nicht ständig anstoßen zu lassen.
Praxis-Tipp: Wenn eine Schärfentiefen-Skala am Objektiv vorhanden ist, fokussiert man auf die hyperfokale Entfernung (ohne Formel), indem man das Unendlichkeitssymbol ∞ auf die Markierung der verwendeten Blende einstellt.
P.s.: Für´s iPhone gibt es auch so etwas:
Bild
Zuletzt geändert von alexis_sorbas am Fr 3. Okt 2008, 15:54, insgesamt 4-mal geändert.
mfg

Alexis


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Andreas H
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Beitrag von Andreas H »

mc.manu hat geschrieben:Ist der AF bei SWW-Objektiven ein wenig überfordert bei weiteren Distanzen?
In Abhängigkeit vom Motiv kann das durchaus sein.

Der AF braucht unregelmäßig strukturierte, kontrastreiche Motive. Gerade bei Weitwinkeln können die Strukturen in der Ferne leicht so fein und so kontrastarm werden, daß der AF falsch mißt.

Grüße
Andreas
mc.manu
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Beitrag von mc.manu »

Andreas H hat geschrieben:
mc.manu hat geschrieben:Ist der AF bei SWW-Objektiven ein wenig überfordert bei weiteren Distanzen?
In Abhängigkeit vom Motiv kann das durchaus sein.

Der AF braucht unregelmäßig strukturierte, kontrastreiche Motive. Gerade bei Weitwinkeln können die Strukturen in der Ferne leicht so fein und so kontrastarm werden, daß der AF falsch mißt.

Grüße
Andreas
Sprich es liegt weder an meinem Objektiv noch unmittelbar am AF meiner Kamera sondern ist ein allgemein bekanntes Problem? Na dann lasser ich es am besten als Standard auf ∞ stehen...

Danke erstmal für die Antworten.
Zuletzt geändert von mc.manu am Fr 3. Okt 2008, 21:35, insgesamt 1-mal geändert.
Andreas H
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Beitrag von Andreas H »

mc.manu hat geschrieben:Sprich es liegt weder an meinem Objektiv noch unmittelbar am AF meiner Kamera sondern ist ein allgemein bekanntes Problem?
Kann sein.

Ob dein Problem nun allerdings daran liegt oder an einem Justageproblem, das kann man aus der Ferne wirklich nicht sagen.

Grüße
Andreas
Reiner
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Beitrag von Reiner »

Aus dem Hyperfocal-Link entnehme ich, dass der Anstieg eher flach ist. Das wirft dann bei mir gleich weitere Fragen zu dem Thema auf.

1. Ich versuche mir das gerade in "Seitenansicht" vorzustellen.
Links steht die Kamera und rechts ist der Horizont. Wenn ich nun auf "unendlich" stelle, liegt der Fokus idealerweise sehr weit rechts am Horizont und die Schärfentiefe ist recht hoch.
Beginne ich nun den Fokus langsam nach vorne zu drehen, dann wandert er nach links und gleichzeitig wird die Schärfentiefe geringer.
Wenn aber nun der Anstieg zur hyperfocalen Distanz eher flach ist, bedeutet das, dass sich die Schärfentiefe irgendwann nicht mehr verringert, sondern wieder ansteigt. Ist das soweit richtig?

2. Die Schärfe in diesem "Zustand" wird als "mäßig" bezeichnet. Das klingt nicht gerade vertrauenserweckend.
Dann müsste man sich also nicht wundern, wenn man bei weitwinkligen Aufnahmen im Nahbereich seltsame (unscharfe) Ergebnisse bekommt?!?
Bei 12mm/f4 liegt die HFD bei 1.81m. Wenn der Bereich nun auch noch schleichend einsetzt, dann kann das einen bei Innenaufnahmen, oder bei Freistellversuchen schonmal treffen :hmm:
Zustimmung?

Oder ist das alles zu theoretisch und in der Realität vernachlässigbar?
Wie sind dazu die Erfahrungen?
Reiner
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Beitrag von night.shift »

Bei meinem AF-S Nikkor 12-24/4 liegt ein Zettel bei, auf dem Nikon die AF Probleme beim "Gebrauch von AF Nikkor-Weitwinkel- oder Super-Weitwinkelobjektiven" beschreibt.
Bei folgenden Fällen könne es dazu kommen, dass der AF nicht korrekt arbeitet:
"1. Hauptmotiv in den Fokusklammern relativ klein.
2. Kleine strukturierte Fläche oder Szene als Hauptmotiv"

Viele Grüße aus Preetz,
Jan
D4, D800E, F5
AF-Nikkore: 2,8/14-24, 2,8/24-70, 1,4/35, 1,4/50, 1,4/85, 4/24-120, 4/70-200
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Beitrag von alexis_sorbas »

Reiner hat geschrieben:...
1. Ich versuche mir das gerade in "Seitenansicht" vorzustellen.
Links steht die Kamera und rechts ist der Horizont. Wenn ich nun auf "unendlich" stelle, liegt der Fokus idealerweise sehr weit rechts am Horizont und die Schärfentiefe ist recht hoch.
Beginne ich nun den Fokus langsam nach vorne zu drehen, dann wandert er nach links und gleichzeitig wird die Schärfentiefe geringer.
Ja.
Reiner hat geschrieben:...
Wenn aber nun der Anstieg zur hyperfocalen Distanz eher flach ist, bedeutet das, dass sich die Schärfentiefe irgendwann nicht mehr verringert, sondern wieder ansteigt. Ist das soweit richtig?
Nee... je "näher" die eingestellte HF-Distanz, desto niedriger die Schärfentiefe. Die steigt nicht wieder an... wie kommst Du jetzt darauf :???:
Reiner hat geschrieben:...
2. Die Schärfe in diesem "Zustand" wird als "mäßig" bezeichnet. Das klingt nicht gerade vertrauenserweckend.
Dann müsste man sich also nicht wundern, wenn man bei weitwinkligen Aufnahmen im Nahbereich seltsame (unscharfe) Ergebnisse bekommt?!?
Bei 12mm/f4 liegt die HFD bei 1.81m. Wenn der Bereich nun auch noch schleichend einsetzt, dann kann das einen bei Innenaufnahmen, oder bei Freistellversuchen schonmal treffen :hmm:
Zustimmung?
Ja.
Reiner hat geschrieben:...
Oder ist das alles zu theoretisch und in der Realität vernachlässigbar?
Wie sind dazu die Erfahrungen?
Vorausgesetzt, man arbeitet für "ordentliche" Bilder genügender Größe, dann hat das durchaus praktische Relevanz. Ist aber mit einer Fachkamera durchaus zu lösen... oder per Software...
Die "Lösung in der Praxis" ist Hier! sehr schön beschrieben... (in englisch...)

... und Ausführung in der Praxis ist einfacher als diese doch sehr theoretischen Überlegungen...
dann SIEHT man auch was geht, und was nicht...
einfach mal machen :super:
Zuletzt geändert von alexis_sorbas am Sa 4. Okt 2008, 14:31, insgesamt 2-mal geändert.
mfg

Alexis


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Beitrag von Reiner »

alexis_sorbas hat geschrieben:
Reiner hat geschrieben:...
Wenn aber nun der Anstieg zur hyperfocalen Distanz eher flach ist, bedeutet das, dass sich die Schärfentiefe irgendwann nicht mehr verringert, sondern wieder ansteigt. Ist das soweit richtig?
Nee... je "näher" die eingestellte HF-Distanz, desto niedriger die Schärfentiefe. Die steigt nicht wieder an... wie kommst Du jetzt darauf :???:
Moment... Jetzt steh' ich total auf dem Schlauch :kratz:
Die HFD hat doch den Effekt, das die Schärfentiefe in einer ganz bestimmten (nahen) Entfernungseinstellung sehr viel grösser ist, als man eigentlich erwarten würde. Dafür aber mit mäßiger Abbildungsleistung....

D.h. wenn ich mich aus dieser "hyperfocalen" Entfernungseinstellung wieder heraus bewege, nimmt die Schärfentiefe doch erstmal wieder ab....

Zum Thema Praxis: Klar, will ich das auch in der Praxis umsetzen/anwenden/umgehen, oder was auch immer. Aber zusätzlich würde ich es auch gerne verstehen. Dann fällt mir Ersteres auch leichter :)
Reiner
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