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Verwackelungsgefahr-bringt eine höhere Pixelzahl was?

Verfasst: Mi 14. Jan 2004, 17:35
von Bauer_Bernhard
Stichwort Pixelwahn: Wenn ich mit einer 8-Megapixel-Kamera beim Fotografieren nur um einen Pixel (!) in jede Richtung verwackele, habe ich doch nur noch eine Auflösung von 2 Megapixel, habe ich richtig gerechnet? Man fotografiert doch nicht nur bei hellem Sonnenschein oder mit Stativ. Bringen also die vielen Pixel beim "gewöhnlichen" fotografieren überhaupt was?

Gruß Bernhard

Verfasst: Mi 14. Jan 2004, 19:22
von Arjay
Das ist genau so, als wenn Du mit einer analogen Kamera und hoch auflösendem Film arbeiten würdest (viel MPixel = hoch auflösender, feinkörniger Film): Wenn das Bild nicht verwackelt ist, hast Du theoretisch die beste Auflösung. Oder, wenn Du mit hoch auflösendem Film arbeitest, solltest Du Deine Kamera gaaanz ruhig halten.

Deine Überschlagsrechnung 8 -> 2 Megapixel ist aber nicht ganz richtig:

(1) Die Verwackelungsunschärfe verwischt das Bild nicht einfach in jede Richtung, sondern nur in eine einzige Richtung. Im rechten Winkel zur Verwackelungsrichtung bleibt das Bild scharf. Verwackelte Bilder kann man praktisch immer als solche erkennen.

(2) Vor jedem Bildchip mit Ausnahme der Foveon-Chips in den Sigma-DSLRs liegt noch ein Farbfilter, da die Sensorzellen ohne Filter keine spezifische Farbempfindlichkeit besitzen. Folglich werden die Farbinformationen der Pixel vor dem Abspeichern noch interpoliert, so dass das Farbbild sowieso keine 8 MPixel Auflösung hat, sondern nur ein gutes Drittel davon (3 Grundfarben!). Schau' Dir einfach mal ein normales, "scharfes" Bild Deiner Kamera im Maßstab 1:1 auf dem Monitor an (per EBV) - Du wirst sehen, dass Bild"schärfe" relativ ist. Zumindest reicht diese "Unschärfe" locker über 1 Pixel hinaus.

(3) Dass aber dann auch eine 2 MPixel-Kamera ausreichend wäre, ist leider ein Trugschluss: Erstens gilt auch hier das unter (2) Gesagte, und zweitens verwenden die Kamerahersteller hier auch weniger hoch auflösende Objektive, denn alles andere wäre "Overkill", der die Kamera unnötig verteuern würde, ohne ein Plus an Abbildungsleistung zu bringen.

(4) Wenn Du zudem beim freihändigen Fotografieren eine ausreichend kurze Belichtungszeit wählst, kannst Du Verwackelungs-Unschärfen vermeiden. Bei Kleinbildkameras gilt die Faustregel, dass die Verschlusszeit mindestens dem Kehrwert der Brennweite entsprechen sollte - also beim Normalobjektiv mit 50mm mindestens 1/50 Sekunde. Du solltest also den Verlängerungsfaktor Deines Kameraobjektivs kennen, dann kannst Du von der aktuellen Brennweite auf die längstmögliche Verschlusszeit schliessen (Welche Brennweite entspricht einem Bildwinkel von 60 Grad? Dieser Bildwinkel ist bei analogen KB-Kameras mit einer Brennweite von 50mm verbunden. Teile 50 durch die 60 Grad-Brennweite Deiner Kamera, und Du hast den Verlängerungsfaktor. Multipliziere die aktuelle Brennweite Deiner Cam mit diesem Faktor, und Du erhältst den Kehrwert Deiner Mindest-Verschlusszeit.).

Fazit: Pixel bringen schon was, so lange die Kamera eine Optik hat, die mit der Auflösung des Bildchips mithalten kann. Darüber hinaus gilt, dass der Fotograf stets mit eingeschaltetem Hirn arbeiten sollte, sonst hilft auch die beste Technik nichts.

Verfasst: Do 15. Jan 2004, 10:06
von MrEgon
@Arjay

Sag hättest du nicht mal Lust ein kleines aber feines Theorieskriptum zu schreiben? Oder kannst du mir einen Buchtip geben wo´s wirklich um beinharte Theorie geht?

Fototheorie

Verfasst: Do 15. Jan 2004, 11:04
von Arjay
@MrEgon:
Das wäre ein weites Aufgabengebiet. Ich fürchte, das würde den mir zur Verfügung stehenden Zeitrahmen sprengen. Ausserdem - welche Themen wären da interessant?

Um die Sache abzukürzen, habe ich mal meine Linkliste durchforstet und Folgendes gefunden:

Learn Digital Photography Review

Der Fotolehrgang im Internet - 2000.10

Fotodidaktik (Hauptseite)

AGFAnet Fotokurse

Da müsste Einiges drin sein, um die in diesem Thread angerissenen Fragen zu beantworten. Wenn noch etwas offen sein sollte, bitte weiter fragen!

Verfasst: Do 15. Jan 2004, 14:43
von Hutschi
Man sollte auch beachten, dass zum Auflösen von Strukturen genügend Pixel gebraucht werden.

Wenn man feinere Strukturen auflösen möchte, kann es gegebenenfalls zu Moire oder anderen störenden Bildfehlern kommen (z.B. Treppenstufen an Linien, völlig falsche Farben bei gemusterten Flächen, Artefakte in der Darstellung von Ziegeldächern).

Um das zu vermeiden, müsste man zum Beispiel die Schärfe des Objektives herabsetzen, das entspräche einer Herabsetzung der Grenzfrequenz, einem Tiefpass, in der Akustik, oder eben die Auflösung heraufsetzen.
Ganz leichtes Verwackeln wirkt ebenfalls wie ein Tiefpass.

In der analogen Fotografie kommen die angesprochenen Fehler praktisch nicht vor, aber auf dem Fernseher kann man sie sehen.

Grüße von Bernd

Verfasst: So 18. Jan 2004, 13:19
von hungerleider
vielen Dank an Arjay für die Links! Sind absolut nützlich.

Verfasst: Mo 19. Jan 2004, 09:02
von Arjay
MrEgon hat geschrieben:Oder kannst du mir einen Buchtip geben wo´s wirklich um beinharte Theorie geht?
in diesem Thread hat jemand Buchempfehlungen aufgeführt.

Vielleicht sind die was für Dich.