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[Farbmanagement] Korrektur, geht das so?

Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 07:27
von StefanM
Moin zusammen,

ich beschäftige mich da gerade mit einem FM-Problem. Wenn ich einen kalibrierten Drucker vorraussetzen würde und ein fertig bearbeitetes Bild am kalibrierten Monitor sehe, dann zeigt mir PS im Softproof für das Druckerprofil ja die Abweichung an.

Diese Softproofanzeige müßte ich dann durch bildbearbeiterische Eingriffe soweit hinbiegen, dass ich im Druckersoftproof wieder den Stand erreiche, bei dem ich das ursprünglich fertig bearbeitete Bild hatte.

Soweit, so gut.

Wenn ich nun einen Drucker kalibriere bekomme ich ja in den Meßfeldern Soll-/Istwerte angezeigt. Könnte ich diese Abweichungen für alle Meßfelder protokollieren und daraus für RGB getrennte Korrekturkurven entwickeln und abspeichern, sodaß ich den zusätzlichen EBV-Aufwand zur Aufarbeitung des Druckersoftproofs sparen kann, indem ich einfach eine Korrekturkurve darauf anwende?

Speziell @alexis_sorbas: Falls Du das liest, kann ich Dich mal anrufen und was fragen (Nummer per PN?)

Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 08:15
von Gisbert Keller
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe, glaube aber, dass da ein grundlegendes Missverständnis vorliegt. Die unerwünschten Abweichungen im Softproof hängen mit den unterschiedlich großen und anders gelagerten Farbräumen des Arbeits- und Druckerfarbraums zusammen. Außerdem kann ein bedrucktes Papier nicht wie ein Selbstleuchter aussehen. Eine automatische Korrektur wird da nicht so leicht zu realisieren sein. Problematisch sind Bildbereiche, die außerhalb des Druckerfarbraums liegen und im schlimmsten Fall ohne Zeichnung sind. Eine gewisse Automatik liefert die Wahl des für ein Bild am besten geeigneten Rendering Intends. Individuelle Anpassungen einzelner Farbbereiche und die Korrektur der meist geringeren Tiefendifferenzierung im Druck wird aber manchmal nötig sein.
Viele Grüße Gisbert

Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 08:21
von jockel
Die Abweichung wird doch für die Kalibrierung des Druckers verwendet. Ist das Messfeld z.B. 20% Schwarz und es wird mit 15% Schwarz gedruckt, dann wird im Druckerprofil bei 20% Schwarz 5% Schwarz draufgerechnet, damit Du wieder auf 20% kommst. Der Drucker passt dann.
Wie willst Du diese Abweichung andersweitig verwenden?

Re: [Farbmanagement] Korrektur, geht das so?

Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 09:52
von alexis_sorbas
StefanM hat geschrieben:...Wenn ich nun einen Drucker kalibriere bekomme ich ja in den Meßfeldern Soll-/Istwerte angezeigt. Könnte ich diese Abweichungen für alle Meßfelder protokollieren und daraus für RGB getrennte Korrekturkurven entwickeln und abspeichern, sodaß ich den zusätzlichen EBV-Aufwand zur Aufarbeitung des Druckersoftproofs sparen kann, indem ich einfach eine Korrekturkurve darauf anwende?...
Moin Stefan,

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, willst Du ein Profil erstellen, das "quasi-automatisch" das Bild an die Druckausgabe anpasst...

Sowas wäre prinzipiell denkbar... aber nur, wenn Du auch schon für den Aufnahmeprozess absolut identische und jederzeit reproduzierbare Bedingungen schaffst...

Das ist genau das, was ich bzgl. Druckvorstufenproduktion erwähnte...
– Aufnahme unter kontrollierten Studiobedingungen
– Kamera / Back mit individuellem Profil für DIESE Anwendung
– Shooting über den Rechner MIT AKTIVEM Softproof schon bei der Aufnahme
– Kontrolle über alle Farbwerte/Tonwerte dergestalt, das keine Werte den des Zielfarbraums überschreiten (ISO Coated)

Das ist für den Privatanwender praktisch nicht machbar...
... und auch sonst nur bei ständiger messtechnischer "Prozesskontrolle"... es gibt einfach zuviele Variablen...
Letztendlich kommt dabei eine Aufnahme heraus, die nur Farben enhält, die im Zielfarbraum darstellbar sind... damit hat man dann auch keine Probleme im Softproof bzw. Druck...

Genau das ist sonst aber nie die Regel... Du hast bei "üblichen" Fotos fast immer Werte, die außerhalb des Druckerfarbraumes liegen... und die musst Du "passend" für den Drucker machen... das geht eigentlich nur selten "automatisch"...

Es ist, wie Gisbert es schon schrieb,
“Die unerwünschten Abweichungen im Softproof hängen mit den unterschiedlich großen und anders gelagerten Farbräumen des Arbeits- und Druckerfarbraums zusammen. Außerdem kann ein bedrucktes Papier nicht wie ein Selbstleuchter aussehen. Eine automatische Korrektur wird da nicht so leicht zu realisieren sein. Problematisch sind Bildbereiche, die außerhalb des Druckerfarbraums liegen und im schlimmsten Fall ohne Zeichnung sind. Eine gewisse Automatik liefert die Wahl des für ein Bild am besten geeigneten Rendering Intends. Individuelle Anpassungen einzelner Farbbereiche und die Korrektur der meist geringeren Tiefendifferenzierung im Druck wird aber manchmal nötig sein. "

mfg

Alexis

Re: [Farbmanagement] Korrektur, geht das so?

Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 10:20
von StefanM
alexis_sorbas hat geschrieben: Wenn ich Dich richtig verstanden habe, willst Du ein Profil erstellen, das "quasi-automatisch" das Bild an die Druckausgabe anpasst...
Genau, so einfach kann man das auch ausdrücken :super:
alexis_sorbas hat geschrieben:Sowas wäre prizipiell denkbar... aber nur, wenn Du auch schon für den Aufnahmeprozess absolut identische und jederzeit reproduzierbare Bedingungen schaffst...
[...]
Das ist für den Privatanwender praktisch nicht machbar...
... und auch sonst nur bei ständiger messtechnischer "Prozesskontrolle"... es gibt einfach zuviele Variablen...
Das hab ich befürchtet. War ja nur ein Gedanke :cry:

Zum Redering Intent hab ich aber noch eine Frage - wenn ich ein Profil erstelle muß ich mich bei PrintFIX Pro ja bei der Erstellung für den Intent entscheiden. Im Workshop hab ich mir grob gemerkt "Relativ farbmetrisch" ist am geschicktesten.

Hab ich nun ein Profil mit relativ farbmetrisch erstellt, muß ich bei der Ausgabe in PS das ja auch so einstellen.

Kann ich dann um z.B. knalligere Farben zu bekommen in PS einfach "Sättigung" wählen oder muß man dafür auch ein extra Profil erstellen?

Re: [Farbmanagement] Korrektur, geht das so?

Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 10:33
von alexis_sorbas
StefanM hat geschrieben:...Wenn ich nun einen Drucker kalibriere bekomme ich ja in den Meßfeldern Soll-/Istwerte angezeigt. Könnte ich diese Abweichungen für alle Meßfelder protokollieren und daraus f... Korrekturkurven entwickeln und abspeichern, sodaß ich den zusätzlichen EBV-Aufwand zur Aufarbeitung des Druckersoftproofs sparen kann, indem ich einfach eine Korrekturkurve darauf anwende?...
Ich nochmal,

Das wäre eine "Gradationskurve" für den Drucker, und zumindest für die Erhöhung des Gammawertes für den Drucker ist sowas durchaus denkbar und machbar...
Gibts im Druckerdialog von PS CS2 unter Ausgabe/Druckkennlinien....

Aber die hier eingetragene und messtechnisch ermittelte Kurve ist nur in der kleinen Vorschau im Drucken-Dialog sichtbar... ist eher ein Relikt der Vergangenheit...

Da ist es (zumindest für SW-Drucke) sinnvoller, gleich eine messtechnische "Graustufenlinearisierung" durchzuführen... eine ausführliche Beschreibung dazu liegt dem QuadToneRip bei...

mfg

Alexis

Re: [Farbmanagement] Korrektur, geht das so?

Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 10:45
von StefanM
alexis_sorbas hat geschrieben: Da ist es (zumindest für SW-Drucke) sinnvoller, gleich eine messtechnische "Graustufenlinearisierung" durchzuführen... eine ausführliche Beschreibung dazu liegt dem QuadToneRip bei...
Danke! Das werde ich mir mal anschauen, den QTR hab ich bisher viel zu wenig unter die Lupe genommen.

Re: [Farbmanagement] Korrektur, geht das so?

Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 10:52
von alexis_sorbas
StefanM hat geschrieben:...Zum Redering Intent hab ich aber noch eine Frage - wenn ich ein Profil erstelle muß ich mich bei PrintFIX Pro ja bei der Erstellung für den Intent entscheiden. Im Workshop hab ich mir grob gemerkt "Relativ farbmetrisch" ist am geschicktesten.

Hab ich nun ein Profil mit relativ farbmetrisch erstellt, muß ich bei der Ausgabe in PS das ja auch so einstellen.

Kann ich dann um z.B. knalligere Farben zu bekommen in PS einfach "Sättigung" wählen oder muß man dafür auch ein extra Profil erstellen?
Grundsätzlich sind die mit PrintFiX Pro erstellten Profile mit allen RIs anwendbar... allerdings hängt das Ergebnis der Farbraumanpasung mit den jeweilgen RIs vom tatsächlichen Farbumfang des jeweiligen Bildes ab...
Die Einstellung des RI "Sättigung" erhöht nicht automatisch die Sättigung des Bildes, sondern nur die derjenigen Farben, die im größeren Quellfarbraum auch höher gesättigt waren...

Um die Sättigung "global" zu erhöhen, bietet es sich an ein extra Profil anzufertigen. Sowas machen einige Profilersteller...

Die die Idee der RIs ist (ursprünglich) nicht die Erzeugung von "Effekten"... :!: :!: :!:

Die RIs sollen über den Verwendungszweck des Bildes eine "quasi-automatische" Anpassung ermöglichen... aber das klappt nur in "durchorganisierten, (messtechnisch) kontrollierten Workflows...
Wie ich schon ganz am Anfang des WS sagte, ist FM ursprünglich der professionellen Druckvorstufe entwachsen, und alles andere als "trivial".

Erläuterung zur Rendering-Priorität:

Beim Drucken/der Ausgabe des Dokuments bezieht sich das Farbmanagementsystem auf das Profil des Ausgabegeräts, sodass die Farbwerte im Dokument erfolgreich in den Farbraum des Ausgabegeräts konvertiert werden. Allerdings wird es immer Farben geben, die nicht im Farbumfang des Ausgabegeräts enthalten sind. Deshalb können Sie bestimmen, wie das Farbmanagementsystem die Farbkonvertierung und Farben außerhalb des Farbumfangs handhabt, indem Sie eine Rendering-Priorität festlegen.

Rendering-Priorität
Von einer Rendering-Priorität wird bestimmt, wie ein Farbmanagementsystem bei der Farbkonvertierung von einem Farbraum in einen anderen vorgeht. Welche Rendering-Priorität Sie auswählen, hängt davon ab, ob die Farben in einem Bild wichtig sind und welcher allgemeine Farbeindruck erzeugt werden soll.

Perzeptiv („Fotografisch“, „Wahrnehmungsgetreu“, in der Regel für fotografische Anwendungen)
Mit dieser Option wird versucht, das optische Verhältnis zwischen Farben auf eine für das menschliche Auge natürliche Weise zu erhalten. Die Farbwerte selbst können sich dabei ändern. Diese Methode eignet sich für Fotos, die zahlreiche Farben außerhalb des Farbumfangs enthalten.

Sättigung
Mit dieser Option wird versucht, kräftige Farben auf Kosten der Farbgenauigkeit zu erzielen. Diese Rendering-Methode ist für Geschäftsgrafiken wie Diagramme oder Tabellen geeignet, bei denen eine hohe Farbsättigung wichtiger ist als die genaue Beziehung zwischen Farben.

Relativ farbmetrisch
Mit dieser Option wird der Weißpunkt des Quellfarbraums mit dem Weißpunkt des Zielfarbraums verglichen und alle Farben werden entsprechend verschoben. Farben außerhalb des Farbbereichs werden in Richtung der ähnlichsten reproduzierbaren Farbe im Zielfarbraum verschoben. Mit der Option “Relativ farbmetrisch” werden mehr Originalfarben in einem Bild erhalten als mit der Option “Perzeptiv”.

Absolut farbmetrisch (Voreinstellung für einen Proofdruck)
Farben, die innerhalb des Zielfarbumfangs liegen, bleiben mit dieser Option unverändert. Farben außerhalb des Farbumfangs werden beschnitten. Weißpunkte werden dabei nicht berücksichtigt. Bei dieser Methode wird versucht, die Farbgenauigkeit beizubehalten, auch wenn dies auf Kosten der Farbbeziehungen geschieht. Die Methode eignet sich für das Proofing zur Simulation der Ausgabe auf einem bestimmten Gerät.


mfg

Alexis