Seite 1 von 1

Erfahrungen mit dem Novoflex 600/8 und 2x Konverter

Verfasst: Fr 15. Jul 2005, 12:03
von volkerm
Hallo Forum!

Ein Tele mit 600mm Brennweite und guter optischer Leistung für wenig Geld, gibt es das?

Wenn so eine Frage kam, hat AndreasH häufig auf das Novoflex Schnellschussobjektiv hingewiesen. Vor 20 Jahren in der Zeit der manuellen Fokussierung ein Traumobjektiv für Amateure, inzwischen für wenig Geld bei ebay zu bekommen. Das Novoflex ist ein Baukastensystem mit einem Grundhalter, an den der Blendenring und ein Objektivkopf (400/5.6 oder 600/8 ) angeschlossen wird. Die Adaptierung an die Kamera erfolgt mit einem Adapter, den es für viele verschiedene Kameratypen gibt. Kein Autofokus, keine automatische Springblende, also ein rein mechanischer kleiner Bajonettadapter. Damit an der D70 leider keine Belichtungsmessung, wie bei allen MF Objektiven.

Bild

Bild

Bild

Auf der Suche nach eine langen Brennweite für "meine" Graureiher bin ich Andreas Tipp gefolgt und habe solch ein Objektiv ersteigert, für insgesamt unter 300€ incl. Nikon Adapter, den ich nachkaufen musste. Genauer gesagt: einen Pistolengriff mit 600/8 Objektivkopf und passendem Novoflex 2-fach Konverter. Erste Erfahrungen möchte ich hier berichten.

Nachdem ich ein Büchlein über das Novoflex-System in der Bücherei gefunden und gelesen hatte, war ich etwas skeptisch. Ein 600mm Objektiv bestehend aus 2 (zwei!) Linsen? Aber tatsächlich, es funktioniert!

Mechanisch gesehen deutsche Wertarbeit, Präzision vom Allerfeinsten. Allein die fast perfekt runde Blende, siehe Bild .... alles sehr liebevoll gemacht. Die Pistolenform hat auch durchaus Sinn: vorne ist ein Taster für eine elektrische Auslösung der Kamera (Anschluss ist 2.5mm Klinkenstecker) und mit dem hinteren Griff wird fokussiert, durch gefühlvolles Reindrücken eines Griffs. Klingt seltsam, funktioniert aber wirklich feinfühlig, weil jeweils nur ein Teil des Entfernungsbereichs durchfahren wird. Für Nutzung auf dem Stativ gibt es einen Feststellknopf, um die gewählte Entfernung festzuhalten. Absolut spielfrei und präzise. Die Einstellung des groben Entfernungsbereichs erfolgt getrennt an einem Auszug, der von Hand eingestellt und dann verriegelt wird.

Gestern hatte ich das Objektiv erstmals ernsthaft im Einsatz, und dann gleich mit dem Telekonverter, also 1200mm Brennweite (Kleinbild-äquivalent 1800mm). Und diese Brennweite will gebändigt werden. Aufgrund der Brennweite und der Bauläge ist es auf meinem Manfrotto 055 mit MA468 Kugelkopf sehr schwierig, auch nur den Ausschnitt vernünftig zu wählen. Bei Festsetzen des Kugelkopfes versetzt der Bildausschnitt um 1-2 Sucherhöhen, also ist entsprechender Vorhalt nötig. Schnell ist klar, warum die ernsthaften Tieffotografen mit den langen Tüten sehr teure Stative und Köpfe benutzen. Und man merkt, daß das Novoflex für Freihandfotos gemacht ist, die Stativhalterung ist ungünstig positioniert und instabil und alles wackelt und zittert bei der kleinsten Berührung. Aber irgendwie geht es dann doch, mit Rucksack zur Beschwerung an das Stativ gehängt.

Also Spiegelvorauslösung, ISO auf 400/800 für erträgliche Belichtungszeiten (Blende 8 + TC = effektiv Blende 16 ergab Zeiten von 1/100 bis 1/400s) und mit der 2-fachen Vergrößerung des Winkelsuchers fokussiert. Dies ist der mühsamste Teil! Erstaunlich, daß man bei Blende 16 überhaupt noch etwas erkennt! Eine schnelle Fokussierung in ein paar Sekunden ist schwierig, aber mit eine paar Versuchen und einer halben Minuten sorgfältiger Justierung steht der Fokus.

Was dann heraus kommt, mit 600mm und dem Novoflex 2-fach TC = 1200mm Brennweite bei Offenblende (f16 :lol: ), ist mit etwas USM gar nicht sooooo schlimm, oder? Die Reiher waren über 50m entfernt, also allenfalls noch ein Fall für die 1000mm Russentonne.

Ohne Konverter dürfte das Objektiv richtig fein scharf sein, und wenn's sein muß kann man auch Abblenden ...

Bild
Graureiher mit Novoflex 600/8 und 2-fach TC (effektiv 1200mm), 1/100s, 400ISO

edit: Noch eins
Bild
Graureiher mit Novoflex 600/8 und 2-fach TC (effektiv 1200mm), 1/500s, 400ISO

Verfasst: Fr 15. Jul 2005, 12:22
von Heiner
Respekt! Kann man empfehlen, danke!

Verfasst: Fr 15. Jul 2005, 13:51
von Andreas H
Ich hoffe Du hast die richtige Stativhalterung benutzt, die vordere. Wenn man die unter dem hinteren Griff benutzt gibt es einen abenteuerlichen wackeligen Turmbau. Der vordere Griff läßt sich wegdrehen und dann kann man die Stativhalterung nahe der optischen Achse verwenden.

Grüße
Andreas

Verfasst: Fr 15. Jul 2005, 14:00
von volkerm
Andreas H hat geschrieben:Ich hoffe Du hast die richtige Stativhalterung benutzt, die vordere. Wenn man die unter dem hinteren Griff benutzt gibt es einen abenteuerlichen wackeligen Turmbau. Der vordere Griff läßt sich wegdrehen und dann kann man die Stativhalterung nahe der optischen Achse verwenden.
Hallo Andreas,

ich habe diese hier benutzt:

Bild

und das mit dem vorderen Griff habe ich schonmal gesehen, aber noch nicht probiert. Um den Kugelkopf loszuwerden, wäre das nötig. Denn der 141RC2 passt nicht, da ist der Griff im Weg. Aufschrauben und umstecken, oder was muss ich tun?

Ein Teil des Problems liegt vielleicht auch in der Manfrotto Wechselplatte mit Gummibeschichtung, das verursacht auch etwas Spiel. Ist nicht viel, aber mit Antippen vorne am Tubus kann ich um eine Sucherbreite schwenken, und entsprechend stark schwingt die ganze Geschichte beim Spiegelschlag.

Verfasst: Fr 15. Jul 2005, 14:10
von Andreas H
Der vordere Griff kann - wenn man von vorn auf das Objektiv sieht - entgegen dem Uhrzeigersinn einfach gedreht werden. Da muß nichts geschraubt oder entriegelt werden, der rastet nur leicht ein.

Grüße
Andreas

Verfasst: Fr 15. Jul 2005, 14:14
von Pleff
Hi Volker,

die Ergebnisse sind beeindruckend! :shock:

Gruß
Pleff

Verfasst: Sa 16. Jul 2005, 09:32
von gubabnikon
Hallo volkerm,

sieht wirklich toll aus. Beeindruckende Ergebnisse bei ebensolcher Brennweite!

gubabnikon