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CP8800 mit diversen (Nah)Vorsätzen - Achtung: knapp 2 MB!

Verfasst: Di 19. Apr 2005, 16:01
von Jens
Wie in einem anderen Thread angekündigt, habe ich heute mal diverse Vorsätze an die CP8800 geschraubt und getestet. Das mache ich, damit ich weiß, welches Zubehör für welche Aufnahme sinnvoll sein könnte (oder auch nicht), wie die Qualität so ist und ob ich manches vielleicht wieder verkaufen kann. Vielleicht interessieren die Ergebnisse hier ja jemanden, daher dieser Thread.

Der Aufbau sah so aus: ich habe handelsübliches Millimeterpapier mit Tesa an ein Fenster geklabt, damit es möglichst plan ist. Millimeterpapier hat den Vorteil, daß man an den Bildern sofort die Abbildungsgröße sowie mögliche Objektivverzeichnungen, CA, Schärfeprobleme etc. erkennen kann. Die Schärfentiefe lässt sich so allerdings nicht beurteilen und auch über die Auflösung lassen sich so kaum Aussagen treffen.

Die Kamera war auf ein Stativ montiert, VR aus, Schärfung und Kontrast leicht erhöht, +0,3 EV, Blendenvorwahl auf die kleinstmögliche Blende. JPEG fine, 8 MP, AWB, ISO 50. Beleuchtung von schräg oben durch normale Deckenlampen im Wohnzimmer, daher recht lange Zeiten von 1,5" bis 2,5" (NR an).

Die Bilder sind alle auf die gleiche Weise nachbearbeitet: Verkleinerung auf 700x525 Pixel, leichtes Nachschärfen und Komprimieren (alle Bilder mit den gleichen Werten für Schärfung und Kompression). EXIFs sind vorhanden. In den Bildern sind jeweils gleich große, unbearbeitete Originalausschnitte aus der linken oberen Ecke des Bildes zu sehen. Die obere linke Ecke hat sich bei meiner Kamera als am kritischsten erwiesen, bei anderen Exemplaren kann das anders sein.

Jeweils unter den Bildern sind Erläuterungen zu finden, teilweise eine knappe Beurteilung der Bildqualität, Angaben zum Motivabstand (immer von der Frontlinse des jeweils verwendeten Zubehörs bis zum Papier gemessen) und natürlich auch Infos zum verwendeten Zubehör. Ich habe versucht, den jeweils größten Abbildungsmaßstab zu erreichen und nicht den größtmöglichen Abstand - d.h., ich habe den kürzestmöglichen Abstand gesucht und dann per AF oder manuell über einen Einstellschlitten fokussiert.

Obwohl ich mit größtmöglicher Sorgfalt vorgegangen bin, erhebe ich keinen Anspruch auf Fehlerfreiheit ;)

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Der reine Makromodus der Kamera, so weit gezoomt, bis das Makrosymbol nicht mehr grün war und so nah ran wie möglich. Hier zeigt sich, was die Kamera ohne Zubehör bei Makros leistet: min. 66 mm Breite formatfüllend, bei sichtbaren Verzeichnungen und etwas CA in den Bildecken (wie sie auch bei normalen WW-Aufnahmen auffallen). Randschärfe gut. Der Abstand betrug hier 4,5 cm, man sieht rechts unten Abschattungen durch die Kamera (das hätte man durch bessere Ausleuchtung natürlich verhindern können, aber in der Praxis sind die Bedingungen ja auch nicht immer nach Belieben veränderbar). Alles in allem nicht wirklich beeindruckend.

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Erst durch einen Hinweis in diesem Thread bin ich darauf aufmerksam geworden, daß man auch bei größeren Brennweiten noch den Makromodus nutzen kann - peinlich :oops: Dieses Beispiel ist bei umgerechnet 140 mm Brennweite entstanden, mit einem Abstand von 12,5 cm. Formatfüllende Breite 58 mm (es geht also noch etwas weniger als bei Dpreview zu lesen ;) ). Verzeichnung und CA sind deutlich besser als beim vorigen Beispiel, die Randschärfe eher schlechter würde ich sagen. Trotzdem sehr nützlich, wenn man mal kein Zubehör dabei hat, oder wenn es schnell gehen muß - ich werde in Zukunft jedenfalls nur noch den längeren Brennweitenbereich für Makros ohne Zubehör nutzen und nicht mehr den kleinen Bereich im WW, den die Kamera, bzw. das Handbuch als optimal ansieht.

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Das Bild entstand bei vollem Tele aus 88,5 cm Abstand, ohne irgendwelches Zubehör. Ich habe das eigentlich nur mit rein genommen, weil hier mal behauptet wurde, man könne mit der Kamera im Tele super Makros machen, wenn man Ausschnitte nimmt :roll: Anhand dieses Beispiels kann sich jeder ausrechen wie weit man damit kommt (ca. 12 cm Breite formatfüllend). Erschreckt bin ich ehrlich gesagt über die deutlichen Randunschärfen, die mir so vorher nicht aufgefallen waren. Da im weiteren nur noch die volle Brennweite genutzt wurde, zieht sich das Problem natürlich durch alle Bilder und muß nicht unbedingt immer an den Linsen liegen - manche verstärken es allerdings naturgemäß etwas (manche mehr, manche weniger). Da mir das Problem vorher nie aufgefallen ist, ist es wohl auch nicht praxisrelevant denke ich, ausserdem muß man bei einem 10x Zoom bekanntlich Abstriche machen und sei es noch so gut. Wäre vielleicht mal interessant zu testen, ab welcher Brennweite diese Randunschärfen beginnen.

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Volles Tele, dazu ein "Minolta Close Up No.0", ein schwacher Achromat mit 0,94 Dioptrien und 55 mm Gewinde. Formatfüllende Breite: 66mm, Abstand: 49 cm. Man kann damit also ungefähr den gleichen Ausschnitt fotografieren wie im Makromodus, aber mit wesentlich geringeren Verzeichnungen und mit deutlich mehr Abstand (was eigentlich immer gut ist, Stichwort Fluchtabstand von Insekten und Beleuchtung).

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"Nikon 5T", ein Achromat mit 1,5 Dpt. und 62 mm Gewinde. Formatfüllende Breite: 52 mm, Abstand: 37,5 cm. Die Linse zeigt IMO eine sehr gute Abbildungsleistung - sie ist ja auch nicht sehr stark und ausserdem ziemlich teuer.

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Eine einfache +2 Nahlinse von Soligor, 62 mm Gewinde. Schlägt sich nicht übel denke ich. Formatfüllende Breite: 46 mm, Abstand: 33,5 cm.

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Nikon 6T, ein Achromat mit 2,9 Dpt. Ist sehr beliebt bei Dpreview, deshalb war sehr ich neugierig. War gebraucht nicht ganz einfach zu kriegen, aber es hat sich gelohnt denke ich. Formatfüllende Breite 34 mm, Abstand 24,5 cm. Damit wird's langsam interessant für Insektenfotos.

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Ein alter, kaum bekannter Achromat von Canon, "Canon 240", mit 4,2 Dpt. und 55mm Gewinde. An meiner vorigen Kamera war das mein bevorzugter Nahvorsatz, an der 8800 bin ich jedoch von der Randschärfe etwas enttäuscht. Formatfüllende Breite: 26 mm, Abstand: 19,3 cm.

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Nikon 5T und 6T in Kombination, die schwächere Linse vorne. Formatfüllende Breite 25 mm, Abstand 17,5 cm. Für eine Kombination eine hervorragende Leistung finde ich.

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Das ist eine Spezialität: ein Vorsatz gebaut aus einem umgedrehten Diaprojektorobjektiv von Leitz (irgendein f2,8 50 mm). Ähnliches Prinzip wie bei einem KB-Objektiv in Retrostellung, aber kleiner, leichter und billiger (da ist ja auch keine Blende drin usw.). Hat mir ein netter Forumskollege umgebaut und mit einem 55 mm Gewinde versehen, für nähere Infos sucht mal bei www.digitalkamera.de nach dem Stichwort "Diaprojektor" ö.ä. Die genaue Stärke von dem Teil kann ich nur schätzen, müsste aber über 11 Dpt. liegen. Die Abbildungsleistung finde ich angesichts dessen hervorragend. Formatfüllende Breite: knapp 10 mm, Abstand: 6,5 cm. Da wird's mit der Ausleuchtung und den Belichtungszeiten auch schon schwierig, von der Schärfentiefe ganz zu schweigen. Ein Ringblitz ist zu empfehlen. Der AF hat hier komischerweise versagt (meine alte Fuji hatte da keine Probleme :? ) und ich musste mit dem Einstellschlitten scharfstellen, was über das lupenlose Display bei einem Schärfebereich von schätzungsweise einem Millimeter nicht so einfach ist.

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Das Leitz plus Canon 240. Damit kann man einer Fliege ein Auge ausschießen ;) Bei 100% sieht man ungefähr einen Millimeter! Formatfüllende Breite: knapp 8 mm, Abstand: 4,5 cm. Gleicher Abstand wie beim "nackten" Makro, etwas andere Wirkung... Die Schärfe ist über das Bild etwas merkwürdig verteilt, ich nehme an weil das Papier doch noch minimal wellig war und teilweise ausserhalb der extrem dünnen Schärfeebene liegt.

Weitere Kombinationen der Vorsätze sind denkbar (kombiniert man Nahlinsen, addieren sich ihre Dioptrienzahlen), aber ich wollte es nicht übertreiben. Ausserdem verschlechtert sich die Bildqualität dabei doch deutlich.

Als nächstes wollte ich mal sehen, was mit dem Olympus Tcon-17 möglich ist, auch wenn das mit Makros nichts mehr zu tun hat:

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Nur der Tcon-17. Ich wollte mal sehen, wie sich die Mindestentfernung durch den TK ändert: sie steigt von knnapp 90 cm ohne, auf 230 cm mit Konverter! Erstaunlich. Und schlecht, wenn man mal nah ran möchte bei großer Brennweite. Daher habe ich den TK noch mit zwei verschiedenen Nahlinsen kombiniert:

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Tcon-17 plus Minolta No.0. Ähnlicher Effekt wie im Tele ohne Konverter, jedoch schlechtere Qualität. Der Mindestabstand liegt bei 130 cm. Für diese Kombination kann ich mir eigentlich keine praktische Anwendung vorstellen, zumal der Bereich, in dem man scharfstellen kann, deutlich verkleinert wird.

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Tcon-17 plus Canon 240. Da wird's schon wieder etwas interessanter, wenn auch in den Ecken noch unschärfer. Formatfüllende Breite: 44 mm, Abstand: 43 cm. Die Bildqualität bei "normalen" Motiven dürfte nicht wirklich gut sein und Vorteile sehe ich sonst auch keine (Mindestabstand und Ausschnitt sind ja ähnlich wie mit der +2 Linse), also ist auch diese Kombination eher uninteressant.

Verfasst: Di 19. Apr 2005, 16:47
von Till
Hallo
Das nenn ich mal ne Versuchsreihe.
Da kann man sich so richtig schon reinarbeiten .
Am besten gefällt mir die Kombi aus Leitzbjektiv und Canonlinse.-Wow
Freu mich schon auf die Fortsetzung.
Könntest Du vielleicht das Tcon-17 mit Aussenaufnahmen testen; also eine Aufnahme mit vollem Tele einmal mit un einmal ohne Tcon.
will mir nämlich einen Konverter zulegen und da gehört nun mal der Tcon zur engen Auswahl für mich.Der DCR-2020PRO von Raynox währe auch schon zu testen ;aber den wirst Du nicht haben ,da nicht erwähnt ,oder? :eyecrazy:

Grüße
Thilo

Verfasst: Di 19. Apr 2005, 17:38
von Jens
Till hat geschrieben: Könntest Du vielleicht das Tcon-17 mit Aussenaufnahmen testen; also eine Aufnahme mit vollem Tele einmal mit un einmal ohne Tcon.
Mache ich, ich kann nur noch nicht sagen wann.
Der DCR-2020PRO von Raynox währe auch schon zu testen ;aber den wirst Du nicht haben ,da nicht erwähnt ,oder?
Nein, den habe ich nicht. Ich halte generell nicht viel von Raynox und würde auch von dem Teil abraten. Schon auf den Beispielbildern auf deren HP sieht man deutlich die CA. Ansonsten mag das Teil OK sein, kostet aber auch doppelt so viel wie der Oly und das steht in keinem Verhältnis.

Verfasst: Di 19. Apr 2005, 19:32
von Till
Ich halte generell nicht viel von Raynox und würde auch von dem Teil abraten. Schon auf den Beispielbildern auf deren HP sieht man deutlich die CA

Stimmt .
Hab mir die Bilder noch mal genau angeschaut.Ist ja eigentlich deutlich zu sehn. :shock:
Das Raynox ist schon von meiner Liste gestrichen THX

Thilo

Verfasst: Di 19. Apr 2005, 20:56
von Matthias Zimmermann
@jens,

lieben Dank für die Mühe.
Leider hast Du die IMHO besten nahlinsen Canon 250D und 500D nicht getestet. Zudem bietet sich noch die Zörk Macroscopelinse an.

Ich arbeite immer mit der 250D und bin super zufrieden.

LG
Matthias

Verfasst: Di 19. Apr 2005, 21:42
von Jens
Matthias Zimmermann hat geschrieben: Leider hast Du die IMHO besten nahlinsen Canon 250D und 500D nicht getestet.
Ich teste was ich da habe und die beiden gehören halt nicht dazu. Die sind mir auch zu teuer: wenn ich die alte 240er für 20 Euro kriegen kann, dann kaufe ich mir keine 250D für 70 Euro. Der Unterschied dürfte ohnehin marginal sein.
Zudem bietet sich noch die Zörk Macroscopelinse an.
Hier das gleiche: das Ding kostet knapp 350 Euro wenn ich mich nicht irre, dürfte aber kaum besser sein als meine DIY Lösung mit dem Diaprojektorobjektiv (die mich ebenfalls nur ca. 20 Euro gekostet hat).

Verfasst: Di 19. Apr 2005, 21:47
von Matthias Zimmermann
Ist ja gut, wollte Dich nicht verärgern!

Gruß
Matthias

Verfasst: Di 19. Apr 2005, 22:01
von Jens
Matthias Zimmermann hat geschrieben:Ist ja gut, wollte Dich nicht verärgern!
:?: Ich bin nicht verärgert. Übrigens ist das mit dem Millimeterpapier leicht nachzumachen, wer also andere Linsen hat, darf sich gerne hier anhängen. Ich bin immer an sowas interessiert. Wäre auch mal interessant zu sehen, wie sich deine Canons so schlagen.

Verfasst: Mi 20. Apr 2005, 10:14
von Familievierfuss
Ich wollte mich nur einfach für diesen ausführlichen Bericht bedanken!
IMHO einfach gut.

Und beeindruckend, die Dinger gibt es doch bestimmt grundsätzlich auch mit 58mm?

Verfasst: Mi 20. Apr 2005, 11:16
von Jens
Familievierfuss hat geschrieben: Und beeindruckend, die Dinger gibt es doch bestimmt grundsätzlich auch mit 58mm?
Klar, die von Matthias angesprochenen 250D und 500D gibt's z.B. auch in 58 mm. Hier eine Übersicht über diverse Achromaten:

http://www.angelfire.com/ca/erker/closeups.html

Normale Nahlinsen gibt's natürlich auch in 58 mm, z.B. von Hama, Heliopan, B+W ...