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D70 zur Justage - sinnvoll oder nicht?

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 12:08
von gt3
Hallo!

Wie ihr vielleicht schon in anderen Beiträgen mitbekommen habt arbeitet der Autofokus meiner D70 nicht optimal. Abhängig vom Objektiv liegt die Schärfeebene hinter oder vor dem Objekt. Ich habe bereits zahlreiche Tests gemacht (Schraubentest, den Canon AF-Test, das Testblatt mit aufklappbaren Balken) mit immer gleichem Ergebnis.

Nikon:
18-70 / 3.5-4.5 DX = Backfokus
70-210 / 4-5.6D = leichter Backfokus
50 / 1.8 = Frontfokus

Sigma:
105mm / 2.8 EX Macro DG = leichter Frontfokus
300mm / 4 APO Macro = Frontfokus
400mm / 5.6 APO Macro = leichter Frontfokus

Natürlich lässt sich das Fokusproblem mittels Abblenden kaschieren, was aber auf Kosten der Kreativität geht und Freihandbilder bei schlechtem Licht oft unmöglich machen würde.

Auf eine Anfrage bei Sigma Deutschland (aufgrund des starken Frontfokus des 300mm/4) wurde mir mitgeteilt dass nur die Kamera für das Scharfstellen mittels AF zuständig sei und man bei dem Objektiv nur die grundsätzliche Schärfeleistung prüfen könne (ist manuell fokussiert schon bei Offenblende sehr gut).

Auf Anfrage bei Nikon Europa wurde ich auf meine örtliche Servicestelle verwiesen. Zur Justage des AF wurde mir heute von dieser folgendes mitgeteilt (auf Anfrage mit detaillierter Fehlerbeschreibung und Testbildern):
"Sie können uns Ihr Gerät gerne zur Justage einsenden. Wir können den Schärfepunkt lt. Werksvorgabe mit einer 1,4/50 Lens festlegen. Leichte Unterschiede mit unterschiedlichen Objektive können jedoch nur durch eine kleinere Blendenöffnung verhindert werden."

Na super :evil: Macht es überhaupt Sinn das Gerät einzusenden?

Habt ihr schon mal versucht manuell und per AF fokussierte Bilder zu vergleichen? Also die manuell fokussierten Bilder sind bei wirklich ALLEN Objektiven, selbst bei Offenblende (auch beim 50mm/1.8er), scharf bis sehr scharf! Bilder per AF erst abgeblendet....

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 12:25
von ony
Ich habe meine D70 eingesendet und mit deutlich treffsicherem AF wiederbekommen. Generell würde ich zur Nachjustierung raten.
Trotzdem ist mein AF nicht 100%´tig treffsicher, so 10-20% Ausschuß bleiben - ein Zugeständniss das man an eine Einsteigerkamera wohl machen muß.
Gruß, Roland

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 15:21
von Andreas H
Ich glaube hier muß man keinerlei Zugeständnis an eine Einsteigerkamera machen, wohl aber an die Gesetze der Optik.

Der AF der D70 mißt Strahlengänge die einem abgeblendeten Objektiv entsprechen. Viele Objektive haben in manchen Entfernungsbereichen eine leichte Verschiebung des Fokus. Außerdem können bestimmte Abbildungsfehler die zur Messung herangezogenen Strahlengänge überproportional betreffen.

Wenn man mit einer ordentlich justierten D70 eine Vielzahl von Objektiven testet, dann wird man deshalb mmer wieder feststellen daß einige Objektive dicht hinter, andere wieder dicht vor dem Objekt fokussieren. Das ist normal und durch Restfehler in der Objektivkorrektur bedingt. Die Auswirkungen von AA-Filter und Sensor können auch zu kleinen Fokusverschiebungen (unterschiedlich bei verschiedenen Brennweiten und Ojektivkonstruktionen) führen. Auch das ist nicht zu ändern und ein Problem aller DSLR. Nur damit jetzt keiner den analogen Zeiten nachweint: Filmplanlagefehler gibt es bei jeder analogen Kamera (es sei denn sie verwendete Glasplatten) und die wirken sich z. T. stärker aus. Diese kleineren Ungenauigkeiten (die den Tiefenschärfebereich nicht überschreiten sollten) gehören sowohl zu AF als auch zu MF-Kameras einfach dazu. Bei MF gibt es sie auch, denn wenn man bei Offenblende fokussiert und danach abblendet, dann kann es natürlich auch eine Fokusverschiebung geben.

Wenn einzelne Objektive sehr falsch fokussieren (so daß das Objekt nicht mehr in der Tiefenschärfezone liegt) dann könnte natürlich auch ein Problem mit der AF-Übertragung im Objektiv vorliegen das behebbar sein müßte.

Eine Dejustage des AF sollte sich dagegen nach folgender Regel verhalten: Der Fokusfehler nimmt mit kleinen Brennweiten und/oder großen Entfernungen zu, mit großen Brennweiten und/oder kleinen Entfernungen ab. Wenn man dies beobachtet, dann hat die Justage sicherlich einen Erfolg.

Grüße
Andreas

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 16:05
von gt3
Andreas H hat geschrieben:Wenn einzelne Objektive sehr falsch fokussieren (so daß das Objekt nicht mehr in der Tiefenschärfezone liegt) dann könnte natürlich auch ein Problem mit der AF-Übertragung im Objektiv vorliegen das behebbar sein müßte.
Lt. Techniker von Sigma:
"Grundsätzlich ist das Objektiv nur sehr passiv an der Schärfefindung und
Beurteilung beteiligt. Es besitzt weder einen Sensor noch sonstige
Messinstrumente. Die Beurteilung der Schärfe erfolgt ausschließlich
durch die Kamera.

Aus diesem Grund könnten sich unsere Arbeiten lediglich auf das
Überprüfen der Schärfeleistung an sich beschränken.

Das Phänomen der Fokussierung neben der eigentlichen Motivebene wurde
uns inzwischen von einigen Kunden berichtet. Dieses Thema wurde bereits
in diversen Fotozeitschriften behandelt und in I-Netforen wird hierüber
ebenfalls diskutiert. Evtl. lassen Sie Ihre Kamera einmal vom
zuständigen Service überprüfen."

Ich habe die Kamera gerade zur Post gebracht. Mal sehen ob die Justage etwas bringt.....

Bei diesen Ungenauigkeiten des AF frage ich mich ob die Profis für ihre knackscharfen bilder manuell fokussieren oder ob die besseren und teureren Kameras einfach präziser fokussieren?

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 16:37
von Andreas H
Diese Aussage von Sigma hatte ich auch mal bekommen (siehe meine Erfahrungen mit dem 135-400). Es ist ganz einfach Unfug was Sigma da verbreitet, und sie wissen es auch. Wenn man mal telefonisch nachfragt bekommt man zu hören daß sie diesen Quatsch auf Weisung von Sigma Japan verbreiten.

Natürlich kann ein Objektiv eine Fehlfokussierung bewirken.

Es wäre schön wenn Dein Problem durch eine Justage der Kamera behoben werden könnte. Aber diese Justage bedeutet doch nichts weiter als daß der AF auf die Chipebene justiert wird, damit der Fokus von Chip und AF-Modul übereinstimmen. Wenn diese Justage nicht stimmt, dann muß es immer eine Abweichung in einer Richtung geben, nicht einmal nach vorn und einmal nach hinten. Deshalb würde ich mir nicht zuviel davon versprechen.

Grüße
Andreas

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 17:31
von ony
Andreas H hat geschrieben:...Ich glaube hier muß man keinerlei Zugeständnis an eine Einsteigerkamera machen, wohl aber an die Gesetze der Optik....
Grüße
Andreas
Hallo Andreas,

Beispiel:
Ich drücke den Auslöser halb durch (1.Stufe), die Kamera fokusiert, ich könnte Auslösen. Ich löse nicht aus, lasse den Auslöser wieder los und fokusiere nochmals, dann dreht sich der Fokusring am Objektiv nochmals einen kleinen Ruck.
Das passiert nicht immer, aber immer wieder und mit jedem Objektiv.
Also entweder stimmt der Fokus beim "ersten Versuch" oder beim "Nachruckeln" - sicherlich aber nicht in beiden Stellungen.
....und mit den Gesetzen der Optik hat dies wohl nichts zu tun.

Nachdem dies bei der D70 eines Freundes genau so ist, ging ich nicht von einem Defekt aus, sondern eben von einer Unzulänglichkeit die man bei "einem Einsteigermodell in Kauf nehmen muß".
Gruß, Roland

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 18:39
von Arjay
ony hat geschrieben:....und mit den Gesetzen der Optik hat dies wohl nichts zu tun.
Aber mit den Gesetzen der Regeltechnik: Wenn Du den Finger vom Auslöser nimmst und dann erneut fokussierst, kann die Kamera nicht wissen, dass Du immer noch das gleiche Motiv anvisierst. Sie geht also davon aus, dass sie noch einmal komplett neu scharf stellen muss. Dazu wirft sie den AF an, stellt fest, dass es unschärfer wird, ändert die Stellrichtung und fährt zurück, bis es wieder scharf ist.

Da hast Du Deinen Ruck - das ist völlig normal.

Beim Kit-Objektiv geht das so schnell, dass man's garnicht merkt, aber bei Objektiven mit Stangen-AF kriegt man es mit.

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 18:54
von ben
ony hat geschrieben:
Beispiel:
Ich drücke den Auslöser halb durch (1.Stufe), die Kamera fokusiert, ich könnte Auslösen. Ich löse nicht aus, lasse den Auslöser wieder los und fokusiere nochmals, dann dreht sich der Fokusring am Objektiv nochmals einen kleinen Ruck.
Das passiert nicht immer, aber immer wieder und mit jedem Objektiv.
Also entweder stimmt der Fokus beim "ersten Versuch" oder beim "Nachruckeln" - sicherlich aber nicht in beiden Stellungen.
....und mit den Gesetzen der Optik hat dies wohl nichts zu tun.

Nachdem dies bei der D70 eines Freundes genau so ist, ging ich nicht von einem Defekt aus, sondern eben von einer Unzulänglichkeit die man bei "einem Einsteigermodell in Kauf nehmen muß".
Gruß, Roland

Hallo,

bei welchen Objektiven ist das bei Dir so?

Also meine D70 hat nach dem von Dir beschriebenen Verfahren mit dem AF-S 18-70 noch nie merklich nachgeregelt, ich hatte immer sofort den beep. Ich habe bei diesem Test nur das mittlere Fokusfeld benutzt und es auf einen Punkt mit gutem Kontrast ausgerichtet....

Meine D70 ist ziemlich neu Nr. 423....... vielleicht ein prob der ersten Serie?

Verfasst: Mi 2. Feb 2005, 20:03
von Andreas H
ony hat geschrieben:Also entweder stimmt der Fokus beim "ersten Versuch" oder beim "Nachruckeln" - sicherlich aber nicht in beiden Stellungen.
Warum denn nicht? Bei meiner Kamera ist das jedenfalls so. Sie liefert mit intakten Objektiven immer die gleiche Fokussierung, egal ob das Objektiv vorher im Nahbereich oder auf Unendlich stand oder schon fokussiert war. Man darf das Spiel in der AF-Übertragung nicht vernachlässigen, und deshalb darf man sich bei AF-Objektiven auch nicht immer nach der Skala richten. Die kann bei manchen Objektiven schon mal bei verschiedenen Fokussierversuchen unterschiedlich landen.

Gibt es bei Dir denn wirklich erkennbare Abweichungen beim Nachfokussieren? Wenn ja, stimmt etwas an Kamera oder Objektiv nicht.

Das ursprüngliche Problem in diesem Thread war eine reproduzierbare Abweichung bei bestimmten Objektiven. Das ist eine völlig andere Fragestellung als Deine.

Grüße
Andreas

Verfasst: Do 3. Feb 2005, 07:32
von ony
Hallo Timo, Ben, Andreas.

Bild

Bild

Hier ein Beispiel:
Beide Bilder wurden vom Stativ per Fernauslöser gemacht. Exakt die gleichen Lichtverhältnisse, eingebauter D70-Blitz, gleiche Kameraeinstellung.
Nach dem ersten Bild habe ich eine Zeitschrift zwischen Kamera und Motiv gehalten um den Focuspunkt zu ändern. Anschließend wurde das zweite Bild gemacht.
Die Bilder sind mit einem Nikkor 85/1,8, f2,8 aufgenommen, da man hier bei großer Blendenöffnung und kurzer Tiefenschärfe die leicht verschobene Fokusebene gut sieht (bei meinen anderen Objektiven ist dies ähnlich).

Nicht auszuschließen ist, dass die augenfällige Belichtungsänderung der Kamera zu dem Ergebnis beiträgt (kann mir aber nicht erklären warum die Kameraautomatik hier zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen kommt).

In der Praxis äußert sich das so, dass ich bei Porträts den Fokuspunkt auf ein Auge lege, die Schärfeebene aber bei einigen Bilder davor oder dahinter liegt (@Andreas: deshalb mein Beitrag im Rahmen der Diskussion zu Back-/Frontfokus).
Da es aber meistens stimmt (90%) ging ich davon aus, dass der AF bei der D70 halt zwar "einsteigermodellmäßig" gut ist, aber z.B. eine D2X/H vielleicht einen nicht nur schnelleren, sondern auch treffsicheren AF hat?.
Gruß, Roland