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"Analog"-Effekte mit digitalem Workflow imitieren

Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 14:40
von Arjay
In dem Thread "Zukunft des analogen Filmes ???" entwickelte sich eine interessante Diskussions-Seitenlinie, der ich hier eine neue, eigene "Heimat" bieten möchte.

Beta hat im obigen Thread (sein 2. Beitrag) erwähnt, dass er sich jetzt auch mit analoger Fotografie beschäftigt, um spezielle "Analog"-Effekte auf digitaler Ebene nachzubauen.

So hat er z.B. in anderen Beiträgen (z.B. hier oder da) analog produzierte Papierfotos digital abgelichtet und weiterverarbeitet.

Meine Einschätzung - diese Bilder haben was.

Aber was? In erster Näherung habe ich subjektiv folgendes Festgestellt:
  • Die Bilder enthalten- bedingt durch das Abfotografieren - Weissabgleichsfehler
  • Der wiedergegebene Kontrast ist ein wenig flau
  • Durch das Abfotografieren ging einiges an Kontrast und Schärfe verloren
  • Bei einem war ein Lichtreflex vom Fotopapier auf der Digitalaufnahme drauf.
Sind meine Beobachtungen richtig und/oder vollständig?

Trotz diesen negativ klingenden Beobachtungen sind die Bilder beeindruckend - also muss da noch etwas sein, was mir entgangen ist.

Hat jemand von Euch schon einmal Ähnliches beobachtet?

Hat schon mal jemand versucht, diese Effekte ohne Analogfoto nachzubauen? Wie würde das gehen?

Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 17:42
von beta
Well darüber kann man glaube ich ein Buch schreiben. Ich beschäftige mich damit ja schon recht lange recht intensiv und bis jetzt habe ich eigentlich nur mehr Fragen denn als Antworten erhalten. Da ich jedoch Sokrates sehr gerne mag ist das wohl eher Motivation, denn wie sagte er doch so schön: „Klug ist der, der weiß, was er nicht weiß”. Also um so mehr ich rausbekomme was die Probleme sind um so eher werde ich wohl Lösungen finden können ;-)

Also wie auch immer. Ich zeige hier jetzt einfach mal ein paar Bilder die ich mit der Contax T2 und einem Kodak Portra 400 NC in New York aufgenommen haben. Dazu dann als Vergleich Bilder aus meiner Coolpix 4500. Die Bilder sind null komma null bearbeitet. Nur verkleinert und einmal leicht geschärft.

Contax T2:
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Nikon Coolpix 4500:
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Contax T2:
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Nikon Coopix 4500:
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Contax T2:
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Nikon Coolpix 4500:
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Well natürlich sind die Bilder jetzt nicht repräsentativ um da wirklich mal nen Schärfe/Farben/Kontrast vergleich zu machen, dazu sind die Kameras mit ihren Objektiven zu unterschiedlich. Da müsste man wahrscheinlich einmal ne D70 oder D100 mit nem 50er Nikon nehmen und dann dazu ne F4 mit exakt dem gleichen Objektiv. Dann kommt noch das Problem des Scannens hinzu. Wie werden analoge Bilder digitalisiert?

Es gibt 1000ende Faktoren die einen Vergleich erschweren. Mir geht es in erster Linie nur um die Atmosphäre und den Stil. Ich will keine perfekte Reproduktion. Von daher kann man dieses Gebiet vielleicht in zwei Teile aufteilen:

• Zum einen die Deko. Damit meine ich analoge Eigenschaften die man zur Dekoration eines digitalen Bildes benutzen kann. Darunter fallen nette ausgefranste Rahmen oder auch Staub und Dreck und Kratzer oder auch das berühmte Korn.

• Zum anderen gibt es aber auch den Look. Damit meine ich ganz bestimmte Filmeigenschaften die es so nicht bei den Digitalen gibt. Wenn man einen Digitalen Abzug neben einen Analogen legt, sieht man meistens was was ist. WARUM verdammt nochmal?

Was den Look angeht stehe ich wirklich noch vor vielen Rätseln. Es hat auf der einen Seite was mit der Schärfe und dem damit zusammenhängenden Kontrastumfang was zu tun. Ich erinnere mich an ein Posting von Nikkormatix wo er Stevie die Schärfentiefe erklärt. Dort wird von Kreisen gesprochen die bei einer bestimmten Größe für uns als Scharf deklariert werden oder halt unscharf. Ich frage mich ob ein Abzug dort vielleicht ganz andere Darstellungsmöglichkeiten hat. Die Schärfe erscheint mir jedoch häufig analog anders.
Ich bin da wirklich noch weit am Anfang. Was die Deko angeht, da haben sth und ich schon recht gute Fortschritte gemacht. Vielleicht kann sth ja mal anfangen ein paar Techniken zu erklären.


me.

Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 17:43
von GuiseppeDolce
Wie es der Zufall so will, habe ich vor einer Woche eine Einaldungs-Cd für einen 50sten Geburtstag erstellt. Dafür habe ich auch unter anderem eine Foto-Gallerie der letzten 50 Jahre gebastelt. Hierfür durfte ich mich durch zig Fotoalben durchwühlen, was mir allein schon einen riesen Spass gemacht hat. Das ganze wurde dann mit Liedern wie Pretty Woman oder Wonderfull World unterlegt. Vielleicht nimmts jemand als Anregung für die nächste Geburtstagseinladung :)

Die Fotos habe ich dann mit meiner D70 und dem 24-120 Objektiv ohne Stativ und Schnickschnack abfotografiert - mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden (bis auf einer kleinen Spiegelung...). Die Bilder habe ich am Ende Tonwert berichtigt und freigestellt - das wars.

Sicherlich hätte man z.b. die Kratzer entfernen können - aber wieso? Ich bin auch kein Freund von Perfektion - Die Bilder haben für mich so mehr Charme. Vielleicht kann man Kratzer oder kleine Mängel mit Falten vergleichen - Sie machen das Gesicht, in dem Fall das Bild, erst interessant.


Ich erlaub mir mal ein paar kleine Bilder zu posten.
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Re: "Analog"-Effekte mit digitalem Workflow imitie

Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 17:43
von Schleicher
Arjay hat geschrieben:Trotz diesen negativ klingenden Beobachtungen sind die Bilder beeindruckend - also muss da noch etwas sein, was mir entgangen ist.
Folgendes könnte Dir entgangen sein:
Nostalgie - die guten alten Zeiten ... es ist Nostalgie!!!
Vielleicht sind die Bilder auch ein wenig wie Frauen - irgendwie interessanter, wenn man nicht alles sieht ... beta mag ja auch keine Strings :wink:

Für mich sind die angeführten Beispiele nicht repräsentativ für analoge Fotographie. Sie sind vergleichbar mit B-Movies. Low-Budget - aber nicht schlecht. Im Gegensatz dazu gibt jedoch auch analoge Fotographien, denen man nicht sofort ansieht, ob sie analog oder digital entstanden sind. Die zu simulieren ist nicht schwer, weil man nichts tun muß, es sei denn der Betrachter kriecht mit der Nase so nah an das Bild ran, bis die Körnung zu erkennen ist. Dies ist allerdings ein Verhalten, das vermehrt erst seit der Digitalfotographie auftritt.

Das faszinierende an den Fotos ist doch der Retrolook, es ist ein Lebensgefühl, was da rüber kommt. Solche Fotos habe ich zu Hauf (teilweise entstanden, weil ich aus Versehen auf den Auslöser gedrückt habe :twisted:). Ehrenwort, mir gefallen die Fotos, aber genauso gut gefällt mir der Gedanke im 60er-Jahre-Stil mit einer Einzylinderkarre, dem Zelt, ein paar Kumpels und evtl. meiner 8mm-Filmkamera auf Tour zu gehen. Es ist das Lebensgefühl, Erinnerungen, die wach werden ... und Nostalgie!

beta macht es genau richtig. Wenn man dieses Gefühl erleben möchte, greift man zur Analogkamera und geht an den Strand, wo die Frauen sind. Jaaa, beta versteht es zu leben!

Also, wenn Dich betas Fotos anmachen, dann kannst Du da nichts simulieren, Du mußt analog Fotographieren und Spaß haben. Wenn Du wirklich analog simulieren willst, dann sind es nicht die vier genannten Punkte, sondern ein größerer Kontrastumfang und ... das Korn, wozu es schon ein oder zwei Threads gab, die Zu dem Ergebnis kamen, daß noch keiner eine perfekte Methode kennt. betas Fotos digital zu simulieren macht keinen Spaß, die müssen analog geschossen werden.

Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 17:54
von GuiseppeDolce
http://www.photoshoptutorials.de/tut_foto08.php

hier ein kleines tutorial für western look :) vielleicht finde ich was passendens für die 60 & 70er

Re: "Analog"-Effekte mit digitalem Workflow imitie

Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 20:02
von Schleicher
Arjay hat geschrieben:
  • Die Bilder enthalten- bedingt durch das Abfotografieren - Weissabgleichsfehler
  • Der wiedergegebene Kontrast ist ein wenig flau
  • Durch das Abfotografieren ging einiges an Kontrast und Schärfe verloren
  • Bei einem war ein Lichtreflex vom Fotopapier auf der Digitalaufnahme drauf.
... jetzt etwas konstruktives:
  • höherer Kontrastumfang
  • anderer Farbraum
  • meistens weicher im Kontrast (allerdings ist das abhängig von der Entwicklung und dem Fotopapier)

Verfasst: Fr 17. Sep 2004, 23:52
von jenne
Beta, deine Vergleichsfotos finde ich sehr interessant. Bei dem letzten Bild sind z.B. bei den Lampen mit der CP4500 keine Durchzeichnung mehr zu sehen, bei der Analogkamera durchaus. Ich wüsste gerne, wie solch ein Bild mit der Fuji S3pro aussehen würde. Auch wären Vergleiche mit der D70 interessant. Die hat ja auch eine weniger kontraststarke Grundeinstellung.
j.

Re: "Analog"-Effekte mit digitalem Workflow imitie

Verfasst: Sa 18. Sep 2004, 11:11
von beta
Schleicher hat geschrieben:Das faszinierende an den Fotos ist doch der Retrolook, es ist ein Lebensgefühl, was da rüber kommt. Solche Fotos habe ich zu Hauf (teilweise entstanden, weil ich aus Versehen auf den Auslöser gedrückt habe :twisted:). Ehrenwort, mir gefallen die Fotos, aber genauso gut gefällt mir der Gedanke im 60er-Jahre-Stil mit einer Einzylinderkarre, dem Zelt, ein paar Kumpels und evtl. meiner 8mm-Filmkamera auf Tour zu gehen. Es ist das Lebensgefühl, Erinnerungen, die wach werden ... und Nostalgie!
hmmmm ich möchte das glaube ich nicht so wirklich auf den Retrolook zurückführen. Das hat für mich sowas trendiges und erinnert mich so arg an die Studenten die sich auf dem Flohmarkt die 70erJahre Plastikstühle kaufen um es dann mit IKEA Style zu mixen und dann meinen ihre Wohnung wäre total hip eingerichtet. Style-Wars™
Hm für mich geht es da eher um das klassische um etwas Stabilität. Eigentlich um das genau Gegenteil von Phasen. Momentan ist vielleicht auch der Look von perfekten Digi Fotos in. Dann kommt vielleicht mal wieder Lomo/Holga Look. Lochkamera kommt dann auch mal wieder. Ich mag es einfach nun mal wie damals Postkarten aussahen oder Familienfotos. (übrigens die beiden Mädchen am Strand oben sind der Hammer ;-) ) Meine Designinspiration hole ich mir auch nicht von aktuellen Designer wie TDR oder WeWorkForThem sondern eher von einem Joseph Müller Brockmann. Klassisch, bewährt, zeitlos. Deshalb will ich es nicht auf den Retrolook an sich reduzieren.
Schleicher hat geschrieben:Also, wenn Dich betas Fotos anmachen, dann kannst Du da nichts simulieren, Du mußt analog Fotographieren und Spaß haben. Wenn Du wirklich analog simulieren willst, dann sind es nicht die vier genannten Punkte, sondern ein größerer Kontrastumfang und ... das Korn, wozu es schon ein oder zwei Threads gab, die Zu dem Ergebnis kamen, daß noch keiner eine perfekte Methode kennt. betas Fotos digital zu simulieren macht keinen Spaß, die müssen analog geschossen werden.
Naja ich glaube nicht das Arjay nun Fotos machen möchte wie ich. Ich glaube darum geht es hier nicht. Sicherlich hast du Recht das analog fotografieren ne gaaaaanz andere Nummer ist. Das hängt sicherlich nicht nur mit dem Medium Film an sich zusammen sondern sicherlich auch damit das man keine Live Vorschau hat und das man auf seine Bilder warten muss usw.
Worum es mir hier geht ist herauszufinden was man tun kann um sich dem Look anzunähern.
Das mit dem Kontrastumfang ist nen guter Punkt. Wenn man sich mal oben die letzten beiden Bilder anschaut. Dann sieht man recht gut wie schnell bei der digitalen einige Stellen ausgefressen werden, obwohl der Boden noch total dunkel ist. Die Contax hat bei länger als 1 sek nur bulb Mode und ich glaube ich habe den Auslöser 2 Minuten bei -30 Grad gedrückt. Mein finger hat gefroren.
Ich werde beim Treffen denke ich mal nen Bild mit der Contax und eins mit der D70 machen und dann vergleichen wir da mal.
andererer Farbraum: Das mit den Farben kann sth ganz gut erklären. Das kriegt man mit ein bischen Übung schon recht gut hin.

me.

Verfasst: Sa 18. Sep 2004, 11:33
von Oli K.
Wow :!: :shock: Im direkten Vergleich fällt bei Deinen Fotos, meikel, erstmal auf, wie stark die 4500 den Kontrast aufreisst... :shock:

Hm, also ich denke mal, man darf hier nicht alles in einen Topf schmeissen. Die 4500 ist - so gut sie auch sein mag - auch "nur" eine dieser "Point & Shoot" Kameras, wobei die Bilder wie man hier im direkten Vergleich erkennen kann, IMO auch deswegen so Kontraststark sind, weil man i.d.R. diese Kamera für Bilder benutzt, die nicht mehr gross bearbeitet werden wollen/sollen/oder was auch immer... Ich denke, dieser Analogstil gehört eher in den SLR-Bereich und ist daher wahrscheinlich auch nur sehr schwer in Bilder einer Point & Shoot zu reproduzieren, weil die interne Technik schon ziemlich stark bearbeitet hat. Ein gutes Beispiel liefert hier zum Beispiel die riesige Diskussion zwischen D70 und 300D. Während die Aufnahmen der D70 IMO eher richtung analoger Aufnahmestil gehen (Kontrast, Sättigung, etc.) ist es bei der 300D doch eher so, dass die Aufnahmen "fertiger" aussehen. (Lasse mich da aber auch gerne korrigieren... :wink: ) Jemand, der sich mit der Fotografie jetzt natürlich intensiv auseinander setzt, könnte sich durch den starken Eingriff der Technik ziemlich eingeschränkt fühlen... :roll: (was die anschliessende EBV angeht :!: )

Verfasst: Sa 18. Sep 2004, 13:00
von itzibitzispider
beta hat geschrieben: • Zum anderen gibt es aber auch den Look. Damit meine ich ganz bestimmte Filmeigenschaften die es so nicht bei den Digitalen gibt. Wenn man einen Digitalen Abzug neben einen Analogen legt, sieht man meistens was was ist. WARUM verdammt nochmal?
Ich habe den 50sten Geburtstag meines Stiefvaters fotografiert, Bilder bearbeitet, optimiert und bei Schlecker ausdrucken lassen, um sie in ein Album zu kleben
beim rumzeigen des Albums (das erste welches die Leute von digitalen Aufnahmen sahen) bekam ich immer wieder zu hören "die sehen so echt aus"
Ich würde sagen DAS ist das Stichwort, das optimum was ich auf den Bildern an Farben und schärfe rausholen kann (das geht auch wenn man "nur" bei Schlecker drucken lässt *g*) ist schwer bei analogen Bildern zu finden - diese haben eben ganz andere Vorteile (siehe Bildvergleiche weiter oben)

Abfotografieren von Papierbildern mach ich auch ab und zu, ich habe dabei keine Weissabgleichsprobleme, auf meinem Monitor sehen die aus wie das original auf der Hand.
Um flexibel zu sein, habe ich mir vom Lidl 2 kleine flache Energiespartaschenlampen gekauft (haben die sicher noch in einigen Filialen rumliegen - für Stk 5,99) diese links und rechts neben das Bild aufgestellt reichen für mich aus, um mittels Stativ oder hochgeschraubtem ISO gute Kobien zu erstellen - damit kann ich auch mal unterwegs Fotos kopieren - der Blitz wäre dabei tötlich *ggg*