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Tiefenschärfe DSLR - SLR

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 18:58
von mescamesh
Hallo,

auch wenn ich Naturwissenschaften studiere :? :wink: , meine Kenntnise in (Photo)-Optik sind rudimentär :D , deshalb mal die Frage, gibts da einen Unterschied???
Hab mal irgendwas mit Zerstreungskreis gelesen...
Nach meiner Vorstellung fängt der Chip ja nur einen Ausschnit auf und wenn ich den Film so herstelle, daß nur auf Chipgröße in der Mitte eine Emulsion liegt, dann hat man doch auch nicht mehr Schärfentiefe...
Fragen über Fragen :roll: :D

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 19:23
von Toastesser
so sehe ich es auch, die Schärfentiefe ist gleich, ob 50mm oder 50mm x 1,5.
Auch die Wirkung ist gleich, da man ja mit 50mm fotografiert.

Was mich immer wieder gern vor ein Prob stellt, 60 aka 90 gibt einen netten Abstand für People, aber nicht die Wirkung eines 85er, ein 85er ist aber schon 120, was mehr Raum erfordert.
Weil man dann aber wieder weiter weg ist, ist die Schärfentiefe größer als wenn man mit echten 85er Abständen knipsen würde...

mit 35 aka 52 muss ich schon mächtig aufpassen, dass es nicht zu komischen Perspektiven kommt.

Grüße
Chris

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 20:09
von ExGast 20thKNIGHT
Für die Berechnung der Schärfentiefe braucht man die Zerstreuungskreise, welche andere Werte für 1,5 Crop und KB Format, etc. haben, demzufolge sind die Werte von der Fläche abhängig, was wiederrum bedeuten würde, daß sich trotz gleicher Brennweite die Schärfentiefe verändert.

mehr weiß ich dazu aber auch nicht :oops:

nach Nikkormatix ruf

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 20:19
von mescamesh
hmmh, vielleicht ist es so, daß in Wirklichkeit nur die Schärfeebene (2-dimensional) 100% scharf ist. Das menschliche Auge wird aber bestimmt 'ne gewisse Toleranz haben bis ein Punkt wirklich als unscharf erkannt wird und da kann ich mir vorstellen, daß die Fläche (Diagonale) eine Rolle spielt :?: :?: :?:

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 20:39
von nikkormatix
Ich kopiere im folgenden einen - leicht geänderten - Beitrag, den ich mal an anderer Stelle geschrieben hatte:

Wenn ich ein Motiv fotografiere, ist nur die Gegenstandsebene "punktscharf", auf die ich mit dem Objektiv eingestellt habe. Nur Punkte dieser Gegenstandsebene werden auf der Film- bzw. Sensorebene als gleichgroße Bildpunkte wiedergegeben. Alle anderen Punkte, die sich vor oder hinter der Gegenstandsebene befinden, erscheinen nicht mehr als Punkte, sondern als Kreise; diese werden Unschärfe- oder Zerstreuungskreise genannt. Solange die Unschärfekreise jedoch eine bestimmte Größe nicht überschreiten, erscheinen sie unseren Augen noch als scharf, und wir haben den *Eindruck*, dass die Aufnahme nicht nur eine Schärfenebene, sondern eine Schärfenzone aufweist. Der Bereich vor und hinter der Gegenstandsebene, in dem uns die Schärfe noch als akzeptabel erscheint, wird als "Schärfentiefe" bezeichnet. Sie endet dort, wo die Unschärfekreise gerade noch als Punkte (scharf) und noch nicht als Flächen (unscharf) wahrgenommen werden. Wann dies der Fall ist, hängt u. a. auch vom Abstand, mit dem ein Bild betrachtet wird, vom Vergrößerungsmaßstab und vom Auflösungsvermögen des Auges ab.

Für eine detaillierte mathematische Herleitung der Zusammenhänge empfehle ich z. B. die Internetseite von Elmar Baumann:

http://www.elmar-baumann.de/fotografie/ ... tiefe.html

Auf dieser Basis gelangt man zu einem Zerstreuungskreis, der ca. 1/1500 der Diagonale des jeweiligen Aufnahmeformats entspricht. Für Kleinbild mit einer Negativdiagonale von etwa 44 mm beträgt der Wert somit etwa 0,03 mm, für Mittelformat 6x7 ca. 0,06 mm usw. Für kleinere Digitalformate ergeben sich dementsprechend geringere Werte: Beim Nikon DSLR-Format mit 0,02 mm. [1]

Schärfentiefe ist somit kein optisches Gesetz, sondern eine Festlegung, bis zu welcher Größe des Streukreises unser Auge eine Aufnahme noch als scharf erachtet. Weil darauf wie geschildert mehrere Faktoren Einfluss haben, kann und muss die Größe des Streukreises ggf. den Umständen oder auch persönlichen Ansprüchen gemäß angepasst werden. Vergrößere ich z. B. stärker nach und/oder wähle einen geringeren Betrachtungsabstand (Monitorbetrachtung!), ist ein kleinerer Streukreis erforderlich. Bei stärkerer linearer Vergrößerung bietet sich auch an, den Betrachtungsabstand entsprechend zu vergrößern.

Wenn man bei einer deutlichen Sehweite von 25 cm von einer Sehschärfe von etwa 2 1/3 Bogenminuten ausgeht und einen Print in der Größe 13 x 18 cm herstellen möchte, muss man beim Nikon-Crop-Format linear etwa 7,5-fach vergrößern. Folglich kommt man zu einem Streukreis von z = 250 mm / 1500 / 7,5 ~ 0,022 mm. Für das klassische Kleinbildformat ergäbe sich unter diesen Prämissen z = 250 mm / 1500 / 5 = 1/30 mm. Dieser Wert bildet bis heute die Grundlage für fast alle Schärfetiefeskalen und -tabellen im KB-Bereich. [1]

Wie wirkt sich dies auf die Schärfentiefe aus? Nehmen wir ein 1,8/85 AF, das sich an einer D70 oder D100 befindet. Durch den Formatfaktor 1,5 entspricht es im Bildeindruck ungefähr einem 135er Objektiv. Rechnet man mit einem Schärfetiefenrechner wie dem von Erik Krause http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm nach, wird ersichtlich, dass der Schärfentieferaum des 85ers bei Blende 2,8 in etwa so groß ist, wie der eines 135ers mit Blende 4 an einer Analog-Nikon.

Als Faustformel ergibt sich, dass man an Digitalkameras mit Formatfaktor 1,5 in etwa die Schärfentiefe erhält, wie an einer KB-Kamera, die um den Crop-Faktor abgeblendet wurde. An einer D70 hat man somit bei Blende f/2,8 in etwa die Schärfentiefe wie bei f/4 an der F100. Im Vergleich Film-Nikon zu APS-Crop macht der Unterschied somit knapp 1 Blendenstufe aus.

Dieser Zusammenhang kann auf alle Schärfentiefevergleiche zwischen den Aufnahmeformaten übertragen werden. Besonders krass verhält es sich bei Kompaktdigis mit ihren extrem kleinen Chips. Hier beträgt der Crop-Faktor im Vergleich zu KB oft das 4- oder 5-fache. Selbst wenn diese Digis Objektive mit hoher Lichtstärke von bspw. f/2,8 oder sogar f/2 besitzen, ist ihre Schärfentiefe dennoch sehr groß. An einer analogen Nikon entsprächen diese Blendwerte etwa f/8, f/11 oder noch kleineren Werten.

Gruß
Frank

[1] Ich bevorzuge hier inzwischen, von 2' Bogenminuten Sehschärfe auszugehen, wodurch man zu einem Zerstreuungskreis gelangt, der etwa 1/1700 der Formatdiagonale entspricht.

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 20:43
von mescamesh
Klasse erklärt! Danke!

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 22:43
von Toastesser
ähem, kopfkratz :?:

Die Faustformel passt aber nur dann wenn ich mich entsprechend weiter vom Motiv entferne, oder?
Wenn ich bei gleicher Entfernung und gleicher Blende mit gleicher Brennweite knipse, muss doch auch die gleiche Tiefenschärfe herauskommen? Nur dass das APS-Bild eben nicht alles das zeigt, was ein KB-Bild zeigt.
Ich könnte doch auch aus einem KB den APS-Bildkreis ausschnippeln um den Crop zu erreichen, dann hätte ich doch auch immer noch die gleiche Tiefenschärfe.

Grüße
Chris

Verfasst: Di 14. Sep 2004, 10:41
von Aragorn
Ich könnte doch auch aus einem KB den APS-Bildkreis ausschnippeln um den Crop zu erreichen, dann hätte ich doch auch immer noch die gleiche Tiefenschärfe.
Nein eine geringere, da Du das kleinere Bildformat stärker vergrößern musst und damit die Unschärfekreise mit vergrößerst.

Es ist halt immer eine Frage der Betrachtungsweise. Ich würde es so sehen, dass ich ein bestimmtes Motiv aufnehmen möchte. Um das gleiche zu sehen muss ich bei einer Cropkamera entweder weiter weg gehen oder eine kleinere Brennweite nehmen. Beides steigert die Tiefenschärfe.
Da dieser Effekt stärker wirkt, als das Vergrößern der Zerstreuungskreise, wird die Tiefenschärfe insgesamt größer je größer der Cropfaktor ist.

Gruß,

Aragorn