Andreas Blöchl hat geschrieben:Wahnsinn, und was macht jemand der mehrere Cams von unterschiedlichen Herstellern hat, jedesmal beim durchzappen der Bilder das Profil ändern?
Nein, sicher nicht. Ich importiere ja Speicherkarte für Speicherkarte und kann bei jedem Importvorgang eine Bearbeitung (Preset) auswählen.
Das hört sich alles schlimmer an, als es ist.
Ich beschreibe mal, wie ich es mache, das sind keine 10 Gebote! Jeder muß da seinen Weg finden. Und vielleicht kommt ja noch jemand darauf, wie es noch einfacher oder besser geht.
Zuerst bin ich mir darüber klar, daß nicht jedes Bild, was ich importiere, es wert ist, behalten oder weiter verarbeitet zu werden. Andererseits möchte ich aus den Bildern, die ich behalte, das meiste herausholen.
Ich gehe davon aus, daß hier ausschließlich über RAW Bilder gesprochen wird. Es gibt auch die Möglichkeit, JPG parallel zu RAW als separate Bilder zu behandeln, wenn ich RAW und JPG gleichzeitig aufgenommen habe. Das ist aber nicht der eigentliche Sinn, der hinter Lightroom steckt. Es wurde nicht entwickelt für Amateure (so hart sich das für uns anhört), sondern für Fotografen, die Serien importieren. Von Reportagen, Reisen, Sport, Studio usw. Wie früher auch, legt man alle Dias auf den Leuchttisch (importiert), streicht die schlechten mit dickem Filzstift durch (X-Taste und - habe es nicht vergessen Hanky

- Shift-X-Taste) und bearbeitet so weit möglich, den Rest. Hier: gottseidank kein Dia mehr...
Was bringen mir die Voreinstellungen überhaupt und was machen die eigentlich?
Die Darstellung dessen, was auf den Leuchttisch gelegt wird, wird durch die Voreinstellungen verändert. Nicht das Dia selbst, daran macht Lightroom nichts. Sondern die Brille (das ist die XMP Datei), die man aufhat, wird manipuliert. Löscht man die XMP Datei oder wählt "Zurücksetzen", zieht man nur diese Brille ab und sieht wieder das Dia.
Voreinstellungen aller Art, dazu gehört auch die Objektivkorrektur, sind mit Vorsicht zu genießen, wie eine Fertigsauce. Was man vorgesetzt bekommt, entspricht dem Geschmack des Herstellers dieser Sauce, das muß nicht mein Geschmack sein (und nicht gesund). Ich kann damit, um beim Beispiel zu bleiben, angegammeltes Fleisch zu Grillfleisch machen, damit es verkaufbar ist. Man würzt so stark, daß der Gammelfleischgeschmack nicht mehr zu schmecken ist. (Das ist tatsächlich so, meine Ex-Frau war Lebensmitteltechnologin und hat solche Sauereien entwickelt. Seitdem esse ich sinnbildlich nur noch RAWs).
Dann stellt sich aber die Frage, warum ich die Kamera nicht direkt auf JPG stelle und die Voreinstellungen in der Kamera vornehme. Dann enthält jedes JPG bereits diese Voreinstellungen, die auf die Kamera angepaßt sind. Zum größten Teil unveränderbar und wenn, dann hat das nichts mehr mit dem Potential der Kamera zu tun.
Im übrigen sind die Presets auf die Kamera alleine abgestellt. Wir kennen aber alle das Phänomen, daß ein und dieselbe Kamera mit diesem Objektiv in dieser Situation andere Ergebnisse liefert als mit einem anderen Objektiv und/oder in einer anderen Situation. Was soll also ein statischer Kamera-Preset für einen Sinn haben? (Vllt. liegt es an meiner Erkältung, aber ich verstehe es wirklich nicht).
Wenn wir in RAW fotografieren, sollten wir alle Vorzüge des RAW Bildes erhalten, so lange es geht. Jede Pixelmanipulation verschlechtert das Bild! Wirklich jede!
Daher importiere ich ohne Voreinstellungen = Nullwert. Wenn ich merke, daß ich einen Teil der Bilder zu dunkel fotografiert habe, dann ist es ganz einfach, diese kleine Serie oder alle Bilder des Imports später, wenn ich entschieden habe, diese Bilder zu behalten, in einem Rutsch anzupassen. Hierzu gibt es im Entwickeln-Modul die Funktion "Synchronisieren". Damit habe ich die volle Kontrolle über das, was ich meinen Bildern antue.
Und mal ehrlich: wenn ich von einer Wanderung zurückkomme und 300 Bilder habe, dann habe ich doch ein Motiv mehrfach mit anderen Werten fotografiert, um später das beste davon auszusuchen. Es bleiben also nur 10-20 Bilder übrig.
Ich weiß, daß hört sich etwas esotherisch an. Aber mich graust es immer wieder (in jedem Lightroom Kurs muß ich mit RAW vs. JPG anfangen), daß sich Menschen Kameras und Objektive für tausende Euros kaufen, um dann das Potential dieser Werkzeuge mit Automatismen auszuhebeln. Die Argumente wie kleinere Dateien (wen interessiert das denn, wie groß eine Bilddatei ist???), JPG (geht schneller, ist schon fertig in der Kamera, brauche ich nichts mehr nachzubearbeiten, kann ich so auf Facebook stellen) treffen nicht auf meine Art der Fotografie zu. Wenn man es so macht - ok. Aber man sollte wenigstens wissen, was man in die Mülltonne schmeißt.
Mit Lightroom muß man sich tatsächlich fast so beschäftigen wie mit Photoshop, was für mich immer eine große Hürde war. Ich kann nur empfehlen, sich mal ein Lernvideo anzusehen. Das begeistert für die Möglichkeiten von LR und läßt einen anders damit und mit seinen Bildern umgehen.
Mir kommt da gerade eine Idee: anstatt bei einem Jahresabschlußtreffen in der Kälte rumzulaufen, wie wäre es mit einem muggeligen Lightroom Kurs in einem Hotel? Ein Tag Lightroom, ein Tag fotografieren. Man könnte das ja aufteilen, einer macht Import, Sammlungen, der andere Entwicklung und der Dritte Drucken, Webmodul, Export.