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Verfasst: Mi 11. Apr 2007, 23:10
von Andreas H
Stephan_W hat geschrieben:Ich will mal eine Frage anschliessen, die hier vielleicht passt: In verschiedenen Zeitschriften werden die Auflösungen in Linien/mm angegeben, und in Abhängigkeit von der Blendenöffnung grafisch aufgetragen (wie z.B. auch bei photozone). Das noch nach Zentrum und Randbereich unterschieden. Das ist ja ziemlich anschaulich (auch wenn ich mich immer frage, ob das nicht auch Kameraabhängig ist und welcher Konverter verwendet wird etc.). Die deutschen Hersteller Zeiss und Leica verwenden aber andere Grafiken, die MTF mit Frenquenzen verknüpfen. Erstens verstehe ich diese Grafiken nicht ganz (zumal die von irgendwelchen 100% ausgehen - 100 % wovon?), zweitens frage ich mich, ob man die mit den anderen Grafiken irgendwie vergleichen kann.
Bei der Ermittlung einer Auflösung werden zunehmend feiner werdende Strukturen betrachtet und festgestellt, bis zu welcher Feinheit (also bis zu welchem Linienabstand) die Strukturen noch unterschieden werden können. Eine Auflösung sagt relativ wenig über ein Objektiv aus. Um den visuellen Schärfeneindruck zu bewerten müßte auch der Kontrast bekannt sein. Beispiel: das gute alte Zeiss Tessar hatte eine recht bescheidene Auflösung, die aber bei gutem Kontrast. Damit erzeugte es "knackige" Bilder.

Bei der MTF wird gemessen welche Helligkeitsunterschiede zwischen den Linien unterschiedlich feiner Raster übertragen werden. Dabei werden normalerweise drei verschiedene Ortsfrequenzen (Raster) gezeigt. In der Summe erlaubt das eine Aussage darüber wie "knackig" die Bilder rüberkommen (niedrige und mittlere Ortsfrequenzen) und wie fein die Details sind die maximal noch aufgelöst werden (hohe Ortsfrequenzen). MTF werden normalerweise mit einer speziellen Meßeinrichtung (nicht mit einer Testaufnahme) erstellt.

Bei Photozone werden keine "echten" MTF erstellt, es werden mit einer DSLR Aufnahmen von Testrastern gemacht und diese Aufnahmen mit einer Testsoftware (Imatest) ausgewertet. Auf der Basis einer solchen pseudo-MTF (also nur bei einer Ortsfrequenz) wird die Auflösung ermittelt.

Der Vorteil "echter" MTF ist, daß dabei sehr viel genauer gemessen wird als man es durch die Auswertung eines Digitalfotos tun könnte das bereits gewisse Verfälschungen durch die Firmware hinter sich hat.

Der große Nachteil ist aber daß für das praktische Bildergebnis eines Objektivs an einer DSLR nicht nur die Leistung des Objektivs entscheidet, sondern auch wie gut es mit einem bestimmten Sensor und seinen ganz besonderen Mikrolinsen und seinem AA-Filter harmoniert.

Das bittere Fazit aus all dem ist daß es eigentlich kein vernünftiges Verfahren gibt um Objektive so zu testen daß man allgemeingültige Aussagen machen kann.

Grüße
Andreas