Das muss ich jetzt doch ein bißchen differenzieren. Ich denke, wenn jemand auf die eine Blende mehr verzichten kann, gibt es keinen vernünftigen Grund, der für das 17-55 spricht. Wer ein lichtstarkes Zoom kauft, es dann aber vorwiegend bei f8 nutzt, macht etwas verkehrt.jodi2 hat geschrieben:Und die Reaktionen von thg als 17-55 Besitzer zeigen ja, daß ich nicht sooooo daneben liege und das 17-55 nicht der Überflieger ist bzw. man keine Wunder erwarten kann bzw. sollte.
Die Vorteile eines solchen Objektivs liegen in Bereichen, die ein Test nicht mehr erfassen kann. Manchmal entscheiden eine oder anderthalb Blenden darüber, ob ein Bild überhaupt zustandekommt. Ob ISO 800 ausreichen oder ob man auf 1600 "pushen" muss, macht sehr wohl einen Unterschied. Ebenso, ob man z.b. eine Person noch optisch zufriedenstellend vom Hintergrund trennen kann, oder ob Hintergrund und Person zu einer einzigen Schärfeebene verschmelzen. Auch in der Art, wie ein Objektiv Unschärfe darstellt (Bokeh) liegen Welten zwischen Objektiven. Manchmal ist in der Fotografie die Abbildung der Unschärfe sogar wichtiger als die absolute Schärfe.
Ob einem diese Vorteile den Mehrpreis des 17-55 wert sind, muß jeder selbst entscheiden. Es kommt darauf an, was man mit dem Objektiv machen will. Setzt man es für Zwecke ein, für die das Kitobjektiv genügen würde, wäre die Ausgabe reiner Luxus. Und inffezient obendrein.
Das 17-55 ist nicht dazu da, dem Anwender das Gefühl zu geben, das technisch Bestmögliche in den Händen zu halten, sondern für die, denen das Kitobjektiv aus anwendungspraktischen Gründen nicht genügt. Man sollte es eher zähneknirschend kaufen, und sich dann über die erworbene Mehrleistung freuen, als sich davon zu versprechen, dass die Bilder plötzlich noch schärfer werden. Das kann es rein physikalisch gar nicht, da Schärfe und Auflösung bekanntlich auch beugungsbegrenzt sind. Ab einer bestimmten Blende, bei Crop-Dslr's wohl momentan f8-11, sind dann alle Objektive sowieso gleich.
Die Domäne eines 17-55 oder 1,4/85 sind volle Öffnung oder geringe Abblendung. In der Praxis gehen wenig Licht und hohe Beleuchtungskontraste (z.b. Bühnenbeleuchtung) oft Hand in Hand, so dass eine etwas weiche Offenblende in der Praxis gar nicht ins Gewicht fälllt.
Das "beste" Objektiv gibt es einfach nicht. Das wäre, wie wenn ein Jäger sich eine Elefantenbüchse kaufen würde, einfach um genügend Reserven zu haben, und damit auf Enten geht. Umgekehrt könnte er, sich plötzlich Auge in Auge mit einem Tiger wiederfindend, zu der späten Erkenntnis durchringen, dass die Mehrausgabe für ein etwas schwereres Gewehr sich am Ende doch ausgezahlt hätte.
Gruß,
thomas