Tag 3, Versuch der Ausfahrt Richtung Norden
#2.16
Am 3. Tag stand auf dem Programm, den Kangertigtivatsiaqfjord zu verlassen und weiter Richtung Scoresbysund zu fahren. Die Wetterprognosen ließen allerdings nichts Gutes erwarten. Unmittelbar vor uns in der Dänemarkstraße hing ein Tiefdruckgebiet, dass heftige Sturmböen mit sich brachte. Da der Zeitplan aber doch recht eng gestrickt war, wollte unser Kapitän zumindest den Versuch unternommen haben, weiter nach Norden zu kommen. Die obige Aufnahme zeigt das Fjordsystem, welches uns so hervorragenden Windschutz lieferte. Die dunklen Wolken ließen die aufmerksamen Beobachter bereits erahnen, was uns auf offener See erwarten würde. Während der Ausfahrt trafen wir auch wieder auf einen Buckelwal, der uns nun seinerseits wohl zum Abschied zu winken wollte. Er tauchte mehrfach mit seiner Fluke auf und klatschte mit reichlich Getöse auf die Wasseroberfläche. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel. Aufnahmen habe ich davon nur eine, die ist aber völlig verwackelt und der Wal kaum zu erkennen, da 90mm Brennweite dafür dann einfach nicht ausreichten. Das Bild kann ich bei Bedarf aber am Ende noch nachreichen.
#2.17
Diese Aufnahme ist jetzt vielleicht nicht sonderlich spektakulär, zeigt aber vielleicht ein wenig den Seegang, der uns auf offener See heimsuchte. Als wir den schützenden Bereich der Küste verließen, schienen die mächtigen Wellen ihr eigenes Spiel mit unserem kleinen Schiffchen treiben zu wollen. Während sich ein Passagier nach dem anderen unter Deck verkroch, saß ich mit ienem Spanier und unserem ukrainischen Maschinisten auf dem Vordeck und genossen das herrliche Auf und Ab und die spritzende Gischt.

Einfach traumhaft. Als dann allerdings ein Brecher mühelos die knapp dreißig Meter zur Brücke überwand und uns ordentlich duschte, wurden sämtliche Passagiere unter Deck beordert und die Luken geschlossen. Die Mannschaft durfte nur noch mit Rettungswesten und angeleint aufs Deck. Ich fands echt schade, konnte aber das Sicherheitsbedürfnis verstehen. Unter Deck hatten sich dann auch die Reihen der Passagiere stark gelichtet. Ich stand einfach nur am Fenster und starrte die Wasserberge an, die auf uns zu rollten. Dabei entstand dann eben auch obige Aufnahme. Es war schon ziemlich spektakulär, als man durch das Fenster wahlweise nur Himmel oder nur Wasser sah.

Letztendlich mussten wir aber wieder beidrehen und uns in den Fjord zurückkämpfen, da der Wind eine Fortbewegung unmöglich machte. An ein Vorwärtskommen war nicht mehr zu denken, im Gegenteil, wir trieben eher zurück...
#2.18
Als wir uns dann schließlich nach zwei Stunden wieder zurückgekämpft hatten, empfing uns "unser" Fjord dann fast schon wieder mit Sonnenschein. Es musste nun also das Programm wieder umgeworfen werden, wobei glücklicherweise der Kangertigtivatsiaqfjord einiges an spannenden Orten zu bieten hatte. Mir wird dieser Ritt definitiv in Erinnerung bleiben, das Gefühl, bei 3-4 Meter hohen Wellen auf dem Vorschiff gesessen zu haben, die spritzernde Gischt im Gesicht und das Tosen des Sturmes im Ohr, lässt sich weder mit Worten noch mit Bildern ausreichend beschreiben.
