An Grönlands Küsten mit der Rembrandt van Rijn

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Moderator: orlando

Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

#2.10
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Eines der zahlreichen Eismonumente, die wir an unserem Ankerplatz vorfanden. Fast als hätte ein Künstler diese dort drapiert, so dass es uns nicht langweilig werden würde. :) Während auf dem offenen Meer das Tiefdruckgebiet mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 80kn durch die Dänemarkstraße peitschte, waren wir weitestgehend windstill aufgehoben. :)

#2.11
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Nach einigen Vorbereitungen kamen wir dann am Nachmittag in den Genuss unseres ersten Landganges. Eisbären wurden nicht gesichtet, so dass wir die Gelegenheit nutzten, die Reisenden in zwei Gruppen aufzuteilen. Während die eine Gruppe sich vornehmlich am Strand bewegen würde, gab es eine zweite Gruppe, die sich höher hinaus wagte und sich körperlich etwas mehr anstrengen musste. :) Ich wählte die zweite Gruppe, die sich aufmachte, einen der hängenden Gletscher aus kürzerer Distanz zu begutachten. :) Auffällig war, dass sobald irgendwo etwas Süßwasser auftauchte, sich Pflanzen finden ließen, wie bspw. hier an diesem Gletscherflusslauf, dem wir noch etwas folgten. :)

#2.12
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Und so sehen diese hängenden Gletscher dann letztendlich aus. Zustande kommt dies, wenn die Gletscher soweit geschmolzen sind, dass sie nicht mehr die gesamte Bodenfläche bedecken, sondern nur noch die Felshänge. In geologischen Zeiträumen führt dies dann auch häufig dazu, dass sich der Boden anhebt, da mit dem Eis auch eine Menge Masse verloren geht, die vorher auf dem Gestein lastete. Typisch für Ostgrönland sind die überall zu findenden Morängebiete. Da im Prinzip die zerklüftete Küste Ostgrönlands ausnahmslos von Gletschern in den Stein geschliffen wurde, findet man eigentlich fast überall Boden, der aus losem Geröll besteht. Nur selten haben sich erste Pflanzen ansiedeln können und den Boden so befestigen können. :)
Doorman
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Beitrag von Doorman »

Die Aufnahme mit der Moräne find ich höchst interessant. :super:
Gruß,
Wolfgang
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Doorman hat geschrieben:Die Aufnahme mit der Moräne find ich höchst interessant. :super:
Davon kommen im weteren Verlauf noch ein paar mehr, Versprochen. :)
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

#2.13
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Dies war der Ausblick auf dem Rückweg zu unserer Landungsstelle. Auch wenn grade zu Beginn der Reise das Wetter nicht sonderlich mitspielte und dieses triste Grau im Prinzip die vorherrschende Farbe war, so passt dies im Nachhinein für mich eigentlich recht gut zu dieser kargen und trostlosen Landschaft. Die auf der Aufnahme an der Bergflanke zu erkennenden rotbraunen Flächen sind übrigens die gleichen Pflanzen wie in Bild 2:11. Im Sommer sieht dieser Fjord bestimmt um einiges farbenprächtiger aus, besonders in Kombination mit dem herrlichen Grün des Wassers... :) ZU den im Bild befindlichen Gipfeln kann ich noch berichten, dass beide eine Höhe von knapp unter 1000m aufweisen. Mit unserem Schiff direkt vor so einer Felswand zu stehen, die im Prinzip fast senkrecht aus dem Meer wächst, gehört zu den immer wiederkehrenden eindrücklichen Momenten, die sich auch mit zunehmender Häufigkeit nicht abnutzten. :)

#2.14
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Die nachfolgende Aufnahme verdeutlicht vielleicht noch mal ein wenig die Größenverhältnisse des Eises. Der kleine Punkt auf dem Wasser ist eines der beiden Zodiacs, dass die Rembrandt mit führt. Nach Aussage des Kaüpitöns und dessen Daten des Echolots, hängen die Eisberge im Bild wohl auf der Moräne eines zurückgewichenen Gletschers fest, auf der die Rembrandt auch ankert. Ohne die Moräne wären das Stoppen und Anker werfen nicht möglich, da die Felswände ebenso senkrecht im Meer nach unten fallen, wie sie über Wasser gen Himmel ragen. Die Tiefe in solchen Fjorden beträgt nicht selten mehrere hundert Meter, auch wenn gefühlt das Ufer gar nicht so weit weg scheint. :)
P.S.: Ist mir der Weißabgleich bei der Aufnahme etwas zu warm geraten? Bin mir grade nicht ganz sicher...

#2.15
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Dies ist nun dann auch die letzte Aufnahme des zweiten Tages. Wir erhielten in der abendlichen Runde die Information, dass sich das Wetter auf See weiter verschlechterte, wir aber am kommenden Tag den Versuch unternehmen werden, aus unserem geschützten Fjord heraus zu kommen und weiter gen Norden zu segeln. Da im Moment der Aufnahme wohl auf offener See die Hölle losbrach, mit Windgeschwindigkeiten zwischen 80-100kn, verbrachten wir die Nacht an unserem windgeschützten Ankerplatz. Den Aussichten nach, sollte das Tiefdruckgebiet, welches den Sturm auslöste, sich im Laufe der Nacht abschwächen und an uns vorbei ziehen... Wir werden sehen... :cool:
UweL
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Beitrag von UweL »

Die #2.14 ist wirklich beeindruckend. Das rückt die Größenverhältnisse zu recht.
Gruß, Uwe

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Doorman
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Beitrag von Doorman »

Konrad P. hat geschrieben:
Doorman hat geschrieben:Die Aufnahme mit der Moräne find ich höchst interessant. :super:
Davon kommen im weteren Verlauf noch ein paar mehr, Versprochen. :)
Super, darauf freue ich mich!

Starke Fortsetzung :super: , das "triste" Grau in Grau passt für mich hervorragend bei der #2.13, da möchte ich gar keine Sonne. ;) Ganz besonders gefällt mir die #2.15. Ich finde, Konrad, Du bindest die Rembrandt immer klasse in das Landschaftszenario ein.
Gruß,
Wolfgang
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

UweL hat geschrieben:Die #2.14 ist wirklich beeindruckend. Das rückt die Größenverhältnisse zu recht.
Vielen Dank. Japp, die Größenverhältnisse sind schon echt enorm. Zumal man ja von den Eisbergen auch nur bekanntlich 10% tatsächlich sieht... :)
Doorman hat geschrieben: Super, darauf freue ich mich!

Starke Fortsetzung :super: , das "triste" Grau in Grau passt für mich hervorragend bei der #2.13, da möchte ich gar keine Sonne. ;) Ganz besonders gefällt mir die #2.15. Ich finde, Konrad, Du bindest die Rembrandt immer klasse in das Landschaftszenario ein.
Vielen Dank für deinen Kommentar. In der Tat, die graue Suppe gefällt mir bei Bild 13 auch richtig gut. Das Bild ist auch in meinen persönlichen Top 10 der Reise. :)
Vielen Dank auch für dein Kompliment. Ich mag die Rembrandt... :D Sie ist einfach ein höchst imposantes Model und dabei auch wenig bis gar nicht zickig. :)
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Tag 3, Versuch der Ausfahrt Richtung Norden

#2.16
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Am 3. Tag stand auf dem Programm, den Kangertigtivatsiaqfjord zu verlassen und weiter Richtung Scoresbysund zu fahren. Die Wetterprognosen ließen allerdings nichts Gutes erwarten. Unmittelbar vor uns in der Dänemarkstraße hing ein Tiefdruckgebiet, dass heftige Sturmböen mit sich brachte. Da der Zeitplan aber doch recht eng gestrickt war, wollte unser Kapitän zumindest den Versuch unternommen haben, weiter nach Norden zu kommen. Die obige Aufnahme zeigt das Fjordsystem, welches uns so hervorragenden Windschutz lieferte. Die dunklen Wolken ließen die aufmerksamen Beobachter bereits erahnen, was uns auf offener See erwarten würde. Während der Ausfahrt trafen wir auch wieder auf einen Buckelwal, der uns nun seinerseits wohl zum Abschied zu winken wollte. Er tauchte mehrfach mit seiner Fluke auf und klatschte mit reichlich Getöse auf die Wasseroberfläche. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel. Aufnahmen habe ich davon nur eine, die ist aber völlig verwackelt und der Wal kaum zu erkennen, da 90mm Brennweite dafür dann einfach nicht ausreichten. Das Bild kann ich bei Bedarf aber am Ende noch nachreichen. :)

#2.17
Bild

Diese Aufnahme ist jetzt vielleicht nicht sonderlich spektakulär, zeigt aber vielleicht ein wenig den Seegang, der uns auf offener See heimsuchte. Als wir den schützenden Bereich der Küste verließen, schienen die mächtigen Wellen ihr eigenes Spiel mit unserem kleinen Schiffchen treiben zu wollen. Während sich ein Passagier nach dem anderen unter Deck verkroch, saß ich mit ienem Spanier und unserem ukrainischen Maschinisten auf dem Vordeck und genossen das herrliche Auf und Ab und die spritzende Gischt. :cool: Einfach traumhaft. Als dann allerdings ein Brecher mühelos die knapp dreißig Meter zur Brücke überwand und uns ordentlich duschte, wurden sämtliche Passagiere unter Deck beordert und die Luken geschlossen. Die Mannschaft durfte nur noch mit Rettungswesten und angeleint aufs Deck. Ich fands echt schade, konnte aber das Sicherheitsbedürfnis verstehen. Unter Deck hatten sich dann auch die Reihen der Passagiere stark gelichtet. Ich stand einfach nur am Fenster und starrte die Wasserberge an, die auf uns zu rollten. Dabei entstand dann eben auch obige Aufnahme. Es war schon ziemlich spektakulär, als man durch das Fenster wahlweise nur Himmel oder nur Wasser sah. :) Letztendlich mussten wir aber wieder beidrehen und uns in den Fjord zurückkämpfen, da der Wind eine Fortbewegung unmöglich machte. An ein Vorwärtskommen war nicht mehr zu denken, im Gegenteil, wir trieben eher zurück... :)

#2.18
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Als wir uns dann schließlich nach zwei Stunden wieder zurückgekämpft hatten, empfing uns "unser" Fjord dann fast schon wieder mit Sonnenschein. Es musste nun also das Programm wieder umgeworfen werden, wobei glücklicherweise der Kangertigtivatsiaqfjord einiges an spannenden Orten zu bieten hatte. Mir wird dieser Ritt definitiv in Erinnerung bleiben, das Gefühl, bei 3-4 Meter hohen Wellen auf dem Vorschiff gesessen zu haben, die spritzernde Gischt im Gesicht und das Tosen des Sturmes im Ohr, lässt sich weder mit Worten noch mit Bildern ausreichend beschreiben. :)
Doorman
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Beitrag von Doorman »

Eine spannende Beschreibung des stürmischen Seegangs hast Du da geliefert, ich bin vom Lesen schon fast seekrank geworden. ;) Mir reicht da schon die Vorahnung, weshalb mir die #2.16 besonders gefällt. Nein, das ist natürlich nicht der Grund ;) , ich finde den Farbkontrast zwischen blauem Eisberg und grauem Fjordgebirge einfach klasse. :super:
Gruß,
Wolfgang
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Beitrag von Konrad P. »

Doorman hat geschrieben:Eine spannende Beschreibung des stürmischen Seegangs hast Du da geliefert, ich bin vom Lesen schon fast seekrank geworden. ;) Mir reicht da schon die Vorahnung, weshalb mir die #2.16 besonders gefällt. Nein, das ist natürlich nicht der Grund ;) , ich finde den Farbkontrast zwischen blauem Eisberg und grauem Fjordgebirge einfach klasse. :super:
Vielen Dank. Du bist schon vom Lesen fast seekrank geworden? :) Ich hoffe, du hast es überstanden? :) Diese blauen Eisberge werden auch immer mal wieder auftauchen im weiteren Verlauf, wenn ich mich recht erinnere sogar einmal aus ziemlich nächster Nähe... :)
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