Seite 3 von 3

Verfasst: Di 12. Aug 2008, 19:40
von zappa4ever
sos4nt hat geschrieben:
zappa4ever hat geschrieben:Das ist schon klar, allerdings muss der AF bei offener Blende auch viel genauer arbeiten. Wenn du ein lichtstarkes Objektiv auf 5,6 abblendest, dann tritt der Effekt auf, den du beschreibst.

Wobei Andreas H. immer behauptet (und ich wüsste nicht warum ich ihm das nicht glauben soll) dass der AF bei Nikon auf Blende 5,6 justiert ist (ähnlich wie die Schnittbildscheiben).
Wenn Du ein lichtstarkes Objektiv auf 5,6 abblendest, hat das keine Auswirkungen auf den Autofokus. Ein 50/1.4 fokussiert bei AF immer mit Blende 1,4 und ein 85/1,8 immer mit Blende 1,8. Erst wenn Du den Auslöser drückst, wird das Objektiv abgeblendet. Ansonsten würde der Sucher ja auch während des Autofokus dunkler werden und die Blende würde immerzu klacken.
zappa4ever hat geschrieben:Bei Canon machen sie doch an einem Modell sogar Werbung, dass einige der Kreuzsensoren bis 2,8 gehen....
Du meinst die 1Ds Mark III, oder? Da hast Du 19 Sensoren, die zu Kreuzsensoren werden, wenn Du ein Objektiv mit 2,8 (oder schneller) benutzt. Also nicht "bis", sondern "ab" 2,8.
Natürlich fokussiert das Objektiv bei Offenblende und hat deshalb mehr Licht zur Verfügung. Die Frage ist nur ob das Licht das Problem ist. Und wenn du ein 1,4er bei 1,4 betreibst, musst du genauer fokussieren, als wenn du das selbe Objkektiv bei 5,6 betreibst, da dann eben die Schärfentiefe höher ist ein leichter Fehlfokus nicht so auffällt.

Ob "ab" oder "bis" hängt von der Richtung ab, von der man kommt. Ich kam von den hohen Blendenwerten, deshalb "bis" 2,8.

Das mit den Fokussierung bei 5,6 müsste Andreas nochmal erklären. Ich würde mich da zu weit aus dem Fenster lehnen.
Ich weiß nur, dass mein altes 50/1,4 bei Blende 5,6 genau den Fokuspunkt traf, während es bei größeren Blende ( < 5,6) einen deutlichen Frontfokus zeigte. Und das lag nicht am Schärfentiefebereich.

Verfasst: Di 12. Aug 2008, 21:56
von sos4nt
zappa4ever hat geschrieben:Das mit den Fokussierung bei 5,6 müsste Andreas nochmal erklären. Ich würde mich da zu weit aus dem Fenster lehnen.
Ich weiß nur, dass mein altes 50/1,4 bei Blende 5,6 genau den Fokuspunkt traf, während es bei größeren Blende ( < 5,6) einen deutlichen Frontfokus zeigte. Und das lag nicht am Schärfentiefebereich.
Alles klar, jetzt weiß ich, was Du meinst. Einige Objektive haben tatsächlich eine Fokusverschiebung bei offener Blende. Das Canon 50/1,2L soll da z.B. in Verbindung mit den kleineren Bodys teils recht heftige Probleme verursachen.

Ich könnte mir vorstellen, dass sowas bei neueren Kameras per Firmware korrigiert wird und das alte Objektiv auf 'ner D3(00) plötzlich auch bei 1,4 ganz toll fokussiert ;)

Stefan

Verfasst: Fr 15. Aug 2008, 21:08
von Andreas H
zappa4ever hat geschrieben:Das mit den Fokussierung bei 5,6 müsste Andreas nochmal erklären.
Sorry daß ich jetzt erst damit komme, hatte viel zu tun.

Ich habe da mal etwas gemalt:
Bild

Das AF-Modul schaut von hinten auf die Bildebene. Es hat einen Strahlenteiler, der aus dem Strahlenbündel, das einen Punkt erzeugt, zwei schräge Strahlen herausgreift. Die Strahlenteiler sind schräg gestellte Linsensysteme. Der Winkel in dem sie stehen definiert wie weit außen im Objektiv die Strahlengänge verlaufen, die gemessen werden. Und das entspricht dann wiederum den Randstrahlen einer bestimmten Blende.

Man sieht damit auch das Dilemma des Konstrukteurs. Eigentlich würde er natürlich gern die Strahlen möglichst weit außen abgreifen. Damit hätte er eine große Meßbasis und eine hohe Meßgenauigkeit. Dann würde sein AF-Modul aber nur mit lichtstarken Objektiven arbeiten, bei lichtschwachen würden seine Strahlenteiler in die geschwärzte Fassung hineinstarren. Also muß man den Winkel so wählen daß auch lichtschwache Objektive funktionieren, und da hat man die Blende 5,6 gewählt. Leider bedeutet das, daß die Meßgenauigkeit für hochlichtstarke Objektive nicht optimal ist. Ein klein wenig kann der Konstrukteur natürlich auch noch mogeln. Genau wie wir die Genauigkeit eines Prismenkeils bei der Katzeye-Scheibe durch eine Sucherlupe vergrößern können, kann man durch entsprechenden Firmwareeinsatz noch einiges aus dem Signal des AF-Moduls herauskitzeln.

Aber ein Problem bleibt bestehen: Wenn das Objektiv seinen Fokus beim Abblenden verschiebt, dann stimmt der Fokus bei 5,6, bei Offenblende nicht.

Ein ganz klein wenig kann man allerdings hier auch mogeln. Die richtige Lage des Fokus erkennt der AF daran, daß der Versatz der beiden Teilbilder des Strahlenteilers (wie der Versatz der beiden Teilbilder eines Schnittbildentfernungsmessers) einem vordefinierten Wert entspricht. Dieser Wert wird von Nikon bei der Kalibrierung der Kamera gesetzt. In den AF-S Objektiven kann ein Korrekturwert hinterlegt werden, der von der Kamera ausgelesen wird, so daß die Kamera die Schärfe etwas anders legt als dem Standardwert entsprechend. Damit kann eine Fokusverschiebung beim Abblenden ein Stück weit korrigiert werden, die zunehmende Tiefenschärfe kaschiert es ja, wenn bei 5,6 der Fokus ein kleines Stück daneben liegt.

Grüße
Andreas

Verfasst: Fr 15. Aug 2008, 21:17
von donholg
D.h. also, dass künftige lichtstarke AF-S Festbrennweiten genauer bei Offenblende fokussieren, als die alten Kaffeemühlen-AF Linsen, wenn Nikon den Fokusshift im Objektiv hinterlegt.

Verfasst: Fr 15. Aug 2008, 21:23
von Andreas H
Richtig. Nicht umsonst erklärt Nikon immer wieder daß AF-S das präzisere System ist.

Grüße
Andreas

Verfasst: Fr 15. Aug 2008, 21:38
von zappa4ever
Danke Andreas, so ganz hab ich es noch nicht verstanden, aber ich denke die wichtigsten Punkte schon.