krypton hat geschrieben:Hi,
die qualität der bilder nach digitaler verzerrung lässt doch schon sehr zu wünschen übrig..
oft lässt es sich auch nur schwer perspektivsch glaubwürdig zurecht"zupfen", da du ja auch die geometrische verzerrung in höhe und breite ausgleichen musst..
oder bin ich aufm ganz falschen dampfer???
viele grüße
krypton
Der Dampfer heisst "Titanic", demnach ist es der falsche.
Um diese Shift/Tilt Problematik mal etwas zu erläutern:
Ich habe zwanzig Jahre lang mit Grossformatkameras professionell
Architekturaufnahmen gemacht.
Die extremen Verstellungen an der Sinar sind nur nutzbar,
wenn die verwendete Optik über einen ausreichend grossen Bildkreis
(deutlich grösser als das benutzte Aufnahmeformat) verfügt.
Ich habe dazu ein Scheider Super-Angulon 90mm benutzt,
das war ein für 5x7" (13x18cm) gerechnetes WW Objektiv.
Der (nutzbare) Bildwinkel bei 4x5" entspricht etwa einem 28mm bei Kleinbild.
Jedoch lässt sich die Optik bis zur Hälfte der Bildhöhe (etwa 5cm) aus der Mitte
verstellen (shiften), ohne an die Grenzen des Bildkreises zu kommen.
Mit einem Verlaufsfilter und auf Negativfilm gehen noch 2 Zentimeter mehr.
Dabei fallen die Randstrahlen aber so schräg auf den Film, das das bei
einem Chip völlig inakzeptable Chromafehler auftreten würden.
Das ist grundsätzlich so, und gilt für alle Optiken!
Lediglich mit den Schneider DIGITAR XL (gibt es in 24, 28 und 35mm) geht das besser,
da deren Chomafehler fast vollständig wegkorrigiert und die hintere Schnittweite verlängert ist,
was den Effekt deutlich reduziert.
http://www.schneider-kreuznach.com/foto/dig/dig.htm
Dem Film ist diese Problematik unbekannt.
Diese Optiken an eine Cambo WDS 240 gesetzt und mit einem 22MP Rückteil kombiniert,
sind m. b. M. n. die einzige technisch akzeptable Möglichkeit (aus professioneller Sicht).
Grundsätzlich bleibt das Problem aber bestehen, wenn es auch in dieser Kombination minimiert wird.
http://www.cambo.com/
Ich habe gute Erfahrungen mit der Korrektur unverstellter (also schräg aufgenommen) Aufnahmen in PS gemacht.
Dazu benutze ich das ACR aus Photoshop zur Korrektur von Vignettierung und Chromafehler.
Mit Lensfix bzw. dem neuen Filter "Blendenkorrektur" (der eigentlich "Linsen- oder Objektivkorrektur" heissen müsste)
entferne ich dann Verzeichnung und perspektivische Verzerrung.
Für härtere Fälle von Verzerrungen benutze ich ggf "Frei Transformieren".
Wenn man weitere "zerstörerische" Änderungen am Bild vermeidet und Einstellungsebenen und Masken
verwendet, sind die Ergebnisse nach meiner Erfahrung besser als mit einer verstellbaren Optik an einer Digicam.
Abgesehen davon erfordert ein Shiftobjektiv zwingend ein Stativ.
Alles ausgehend von einer RAW Datei in 16Bit...
Ich fasse das noch einmal zusammen:
Die Hauptproblematik ist einerseits der erforderliche grosse Bildkreis in Verbindung mit einem
möglichst grossen Bildwinkel,
andererseits verstärkt sich der Chromafehler bei Verwendung einer Digicam massiv.
Durch das Verstellen wird dieser noch verstärkt und zudem dezentriert, und damit schwer beherrschbar.
Nach meiner Erfahrung sind für Architekturaufnahmen oft grosse Bildwinkel (Siehe auch den grünen Bereich in meiner
schon mehrmals geposteten Bildwinkeltabelle) erforderlich.
Für KB sind das so zwischen 15-28mm, in 4,5x6 etwa 35mm, in 6x6 40mm.
Die ganz extremen Bildwinkel gibt es nur an Spezialkameras (Horseman SW mit 35mm Super Angulon auf 6x12 Rollfilm).
So gesehen sind 10mm für die Digitalen Nikons ganz schön extrem...
Ach ja, was bringt das in der Praxis:
Fragt mal "volkerm", der war vorhin hier bei mir und hat meine "Rostock Stadtansichten"
in Auszügen gesehen...
EDIT: Alles aufgenommen mit der D2X bzw. D70, Optiken zwischen 15 und 80mm.
mfg
Alexis