An Grönlands Küsten mit der Rembrandt van Rijn

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Moderator: orlando

Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Nach längerer, vorweihnachtsbedingter Pause kommen wir nun zur Zielgeraden dieses Themas. :)

Nachtrag Tag 14, Uummannaq

#104
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#105
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Nicht ganz scharf das Bild, aber egal, lag wohl an den an jenem Abend doch recht rapide sinkenden Temperaturen. Dieser freundliche Zeitgenosse enterte am späten Abend unser Schiff. Hintergrund hierfür: Eine der Mitreisenden wartete die gesamte Reise darauf, einen Eisbär zu sehen, was aber, zum Glück oder leider, nicht klappte. Lediglich eine Fährte bekamen wir zu sehen, und den Hinweis, dass in der Thule-Gegend ein Bär vor einer Woche an der Küste umher schlich. Mehr aber auch nicht. Da wir nun unsere Reise fast schon beendet hatten, und die Chance einen Eisbären zu entdecken gegen null ging, besorgte ich in Uummannaq nun einen Eisbären aus Stoff und konnte damit die traurige Miene aufhellen, sobald das Thema "Eisbär" an Bord aufkam. Es war wohl aber auch der erste Versuch meinerseits mit der einsetzenden Melancholie hinsichtlich des Endes der Reise fertig zu werden....

Tag 15, Landung in Björnefaelden

#106
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Am nächsten Morgen stand direkt nach dem Frühstück eine Landung in Björnefaelden an, was mit einer kleineren Geschichtsstunde einher ging. An diesem Landeplatz gibt es zum einen eine merkwürdige Hütte mit dicken Steinmauern aus der Zeit der Wikinger zu sehen. Das kuriose an dieser Hütte, es gibt noch immer keinen Anhaltspunkt, wofür diese Konstruktion gedient haben mag. EInige Vermutungen deuteten auf eine Bärenfalle hin, diese Vermutungen erwiesen sich aber nicht als stichhaltig. Wesentlich spannender fand ich aber die auf dem Foto zu sehenden Überreste einer alten Siedlung. Hier gibt es sehr starke Hinweise auf eine Vermischung der Thule- und Wikingerkultur, die nicht auf kriegerischen Auseinandersetzungen beruht. Im Gegenteil, möglicherweise wären in diesen Ruinen und Überresten Hinweise zu finden, die auf wirtschaftliche Beziehungen zwischen diesen beiden Kulturen hindeuten. Tatsächlich bleibt aber all dies nur Spekulation, da dieses Ruinenfeld archäologisch noch nicht erschlossen ist und wohl auch sobald nicht wird. Eigentlich ein Jammer. Vielleicht müsste ich doch noch mal ein Zweitstudium Skandinavistik und Archäologie beginnen... . :)
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Tag 15, Landung in Björnefaelden, Teil II

#107
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Auf dieser Landzunge, auf der wir uns wandernd bewegten, gab es wohl vor zwanzig bis dreißig Jahren noch eine kleinere Siedlung, wie man sie aus an deren Ecken Grönlands kennt. Diese wurde aber wohl nach und nach verlassen, die meisten ehemaligen Bewohner leben nun in Uummannaq oder weiter südlich, in Aasiaat oder auch der Hauptstadt Nuuk. Übrig geblieben sind allein die Holzkreuze eines Friedhofes.

#108
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Hier nun die letzten Überreste der Siedlung. Wie man auf diesem Bild sehr schön erkennen kann, das Wetter war wieder eine wahre Pracht und für die Wanderung von knapp zwei Stunden, reichte tatsächlich auch ein einfacher Pullover. Nur zum Ende unserer Wanderung, als wir noch eine halbe Stunde freie Zeit eingeräumt bekamen, und ich mich ganz nach vorn auf eine der Klippen begab, wurde es etwas zügiger. Zu diesen Klippen noch ein kleines Anekdötchen: Ich nutzte wie schon beschrieben die Möglichkeit noch mal etwas schneller durch die Gegend zu laufen und kam schließlich an die klippenartige Abbruchkante einer kleinen Halbinsel. Dort saßen bereits zwei weitere Mitreisende, ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen, den Wind um die Nase pfeifen und genossen die absolute Stille. Nach und nach wurden wir drei dann aber von der restlichen Reisegruppe eingeholt und es mehrten sich die Pärchen, die laut schnatternd ihre Pläne für die kommenden Wochen in den Wind plapperten, so dass wir drei uns nur kurz anschauten und schleunigst die Flucht ergriffen, bevor das Gefühl der völligen Ruhe verloren ging. :)

#109
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Obiges Bild ist mit Sicherheit keiner fotographische Meisterleistung, man erkennt allerdings auf jenem Bild sehr schön, die einzelnen verschiedenen Gesteinsschichten, die sich im Laufe der Jahre übereinander lagerten und diese bizarre Landschaft formten. Ich denke, man kann sogar ein Stück weit nachvollziehen, warum unser Geologe Denis seit nun mehr 20 Jahren in Grönland arbeitet und vorzugsweise Studenten bei der Feldarbeit in Grönland ausbildet. Bessere Anschauungsmöglichkeiten gibt es wohl nur sehr selten in der großen weiten Welt. :)
Klenkes

Beitrag von Klenkes »

#104 und #107 finde ich wieder schick :D
Hanky
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Beitrag von Hanky »

Zustimmung
Grüße
Hanky

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Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Klenkes hat geschrieben:#104 und #107 finde ich wieder schick :D
Vielen Dank. :)
Hanky hat geschrieben:Zustimmung
Auch dir vielen Dank! :)
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Tag 15, Abfahrt Richtung Aasiaat

#110
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Nach unserer Landung stand für den restlichen Tag dann wiederum reines Fahren an. Da sich diesmal der Wind als sehr günstig für uns erwies, wurden auch diesmal wieder Segel gesetzt. Je später der Abend, desto stärker wurde der Wind, so dass schließlich der Motor komplett abgeschaltet werden konnte. So kamen wir zum Ende unserer Reise noch mal in den Genuss des Segelns. Wie man auf dem Bild gut erkennen kann, bewegte sich nun auch die See wieder recht ordentlich, was wiederum dazu führte, dass einige Reisende den Abend in der Kabine verbrachten. Diesmal allerdings nicht ganz so viele wie zu Beginn der Reise, da sich zum einen eine gewisse Gewohnheit einstellte und zum anderen durch das Segeln die Schiffsbewegungen viel sanfter, ruhiger und gleichmäßiger verliefen. Ich fands großartig und hatte viel Freude daran, auf Deck zu sitzen, mir den WInd um die Nase pfeiffen zu lassen und das Geschaukel zu genießen. Besonders vorn im Bug war das Gefühl kaum zu beschrieben, da lediglich der Wind pfiff und das Rauschen des Wasser zu hören war, sonst nichts. Fast hatte man das Gefühl aus der Zeit gefallen zu sein.
Später am Abend wurden alle willigen Passagiere auf Deck gerufen, da eine halbe Wende anstand, bei der viel Kraft gefordert war. Ich glaube die Crew hatte auch ihren Spaß dabei uns zu zu sehen, wie wir beim Reißen am Tau alle fast übereinander fielen. :bgrin: Als wir dann tatsächlich die Wende ohne größere Katastrophen vollbrachten, wurden die Schiffsbewegungen nun noch angenehmer, da wir nun lotrecht die Wellen durchschnitten. Als ich spät am Abend schließlich in meine Koje krabbelte schlief ich wie ein Baby in seiner Wiege. :cool:

Tag 16, Walsichtung

#111
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Für den nächsten und unseren letzten Vormittag auf dem Schiff und auf See, war noch mal eine Landung mit anschließender Wanderung durch das Tundragebiet der Discoinsel geplant. Während wir vor Anker lagen und unser Shefguide Jordi die Küste nach einem geeigneten Landeplatz absuchte, tauchten in etwa einer Seemeile Entfernung einige Buckelwale auf. Als unser Chefguide Jordi dann ganz stolz per Funk vom Fund einer Landestelle und der Sichtung von zwei Rotfüchsen berichtete, bekam er zur Antwort, dass sämtliche Menschen an Bord auf Deck stehen und springenden Buckelwalen zu schauen. Daraufhin dauerte es keine Viertelstunde bis sämtliche Schlauchboote zu Wasser gelassen wurden, auch das kleine, welches eigentlich als Rettungsboot dienen sollte, so dass alle Passagiere einen Platz in den Booten fanden. So bestand der Vormittag aus einer sehr ausgiebeigen Zodiactour, auf der wir die Buckelwalgruppe verfolgten, die sich von ihrer interessierten Seite zeigte und sich sehr fotogen präsentierte.

#112
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Immer wieder hoben die Wale ihre spektakulären Flossen in die Höhe. Und obwohl das Zeigen der Flosse ein Zeichen dafür ist, dass die Tiere sehr tief tauchen und somit eine Weile nicht wieder zu sehen sein werden, kamen sie immer wieder sehr bald zurück an die Oberfläche, es schien fast, als würden sie für uns posieren. Teilweise kamen die Tiere auch sehr dicht an unsere Boote heran, zwei drei Mal waren sie keine 150 Meter mehr entfernt. Diesen gigantischen und dennoch so anmutigen Tieren so nah zu sein, ist ein Erlebnis, dass man seinen Lebtag nicht mehr vergisst. UNd auch wenn Buckelwale durchaus garstig werden können, wenn man ihnen zu dicht auf die Pelle rückt, kam zumindest bei mir keine Angst auf, Respekt ja, aber Angst, nein.
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

#113
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Einfach nur faszinierend, diese Tiere. Sicher ist dem ein oder anderen schon aufgefallen, dass die Bilder nicht sonderlich scharf sind und mitunter auch nicht der beste Zeitpunkt erwischt wurde. Ich hatte eingangs ja schon erwähnt, dass es kaum eine Situation gab, in der ich das Gefühl hatte, dass meine Fuji S5 zu alt ist. Dies ist dann aber eine der Situationen. Hier hätte ich mir dann doch etwas mehr Schnelligkeit gewünscht. Aber egal, es sind nur Bilder, die zumindest bei mir lediglich ANknüpfungspunkte für großartige Erinnerungen darstellen.=)

#114
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Kurz bevor dieses Bild entstand, tauchte die gesamte Gruppe von fünf Buckelwalen zeitgleich aus dem Meer auf, so dass ein Drittel von jedem Walkörper zu sehen war. Das klingt vielleicht wenig spektakulär, wenn man es jetzt nur liest, in jenem Moment aber war ich dermaßen geplättet, dass ich glatt vergaß Fotos zu machen. Selbst Jordi zeigte sich sichtlich beeindruckt von der Show, die uns zum Abschluss geboten wurde. Wir haben auf dieser Reise ja nun wirklich eine Vielzahl von schwer zu umschreibenden Eindrücken erleben dürfen, aber am letzten Tag unserer Reise noch mal solch ein Naturschauspiel mitansehen zu dürfen, setzte noch mal einen herausragenden Schlusspunkt.
Nach dem die Walgruppe schließlich genug von uns hatte und bei unseren Zodiacs sich auch langsam der Treibstoff dem Ende entgegen neigte, kehrten wir zur Rembrandt zurück und begaben uns nun auf unsere Schlussetappe in Richtung Aasiaat. Dort machten wir am Abend fest und in Anbetracht des frühen Aufstehens am nächsten Tag, verschwand ein Großteil der Reisenden recht früh in der Kabine.
ISK
Sollte mal wieder fotografieren...
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Beitrag von ISK »

Man muss nicht alles perfekt fotografieren. Perfekte Fotos gibt es schon viele.
Das " selber dabeisein" ist doch viel wichtiger.
Und Deinen Beschreibungen und Fotos nach wäre ich gerne auf dieser Reise dabeigewesen.

Gruß Ingo

P.S. wenn die Fotos trotzdem was werden, ist das natürlich auch nicht verkehrt.... ;)
Thomas S.

Beitrag von Thomas S. »

Dem kann ich mich nur anschliessen :super:
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donholg
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Beitrag von donholg »

Oh wie schön. Ich hatte gestern keine Zeit zum Lesen und heute gibts gleich zwei Folgen von "Konrad im Eis" :hurra:
Deine Erzählung ist zusammen mit Deinen Fotos so lebendig, als wäre man dabei.
Danke für die kleinen Entführungen in die Ferne :super:
"Macht der Himmel Dir die Arbeit schwer, versuchs mit dem Verlaufsfilter."
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