An Grönlands Küsten mit der Rembrandt van Rijn

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Moderator: orlando

Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Tag 11, Seefahrt und Moschusochsen, Teil 1

#65
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Wie gesagt, ein weiterer Abend auf See und wir genossen die warmen Temperaturen auf Deck, bei fast spiegelglattem Wasser. Eine absolute Seltenheit in diesen Regionen.Unser Ziel war nun die Stadt Upernavik, welche schon wieder ein gutes Stück weiter südlich lag. Für den kommenden Tag war auch nur eine Anlandung geplant, so dass ich zumindest etwas Zeit bekam, etwas Schlaf anchzuholen... :)

#66
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Noch etwas später am Abend gab es dann auch wieder größere Eisberge vor einem zauberhaften Himmel. Leider waren meine Akkus an diesem Abend so ziemlich komplett am Ende und ich verpasste wohl einen sehr ansehnlichen, sehr lang anhaltenden Abendhimmel, aber irgendwann musste ich dann doch auch mal die Pausetaste drücken. Dies war im Nachhinein betrachtet auch eine ziemlich gute Idee. Denn später hatte der Tag nämlich noch eine recht ordentliche Überraschung parat. Doch davon dann später mehr. :)
Thomas S.

Beitrag von Thomas S. »

die 66 ist wieder meins :super:
zyx_999
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Beitrag von zyx_999 »

Mir gefällt aufgrund der Wolken 65 besser :) , auch, wenn die Sonne im Bild schon sehr dominant ist
Gruß
Klaus
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Thomas S. hat geschrieben:die 66 ist wieder meins :super:


Danke, ich mag die Ruhe, die dieses Bild in meinen Augen verströmt. :)
zyx_999 hat geschrieben:Mir gefällt aufgrund der Wolken 65 besser :) , auch, wenn die Sonne im Bild schon sehr dominant ist
Auch dir vielen Dank. Ja, die Sonne ist schon sehr dominant, allerdings ist nicht nur das Abendlicht wesentlich länger am Himmel zu sehen, nein, auch die fotographisch eher ungünstige Zeit in unseren Breiten etwa zwischen 11-15 Uhr, ist dort oben natürlich wesentlich länger. Daher habe ich probiert, die Sonne als Belndenstern ein wenig zu entschärfen. Allerdings können meine Objektive das nicht ganz so schön , wie ich es gern hätte. :)
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Tag 11, Seefahrt und Moschusochsen, Teil 2

#67
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Wie schon im Beitrag vorher beschrieben, stand uns nun wieder eine längere Seereise bevor. Wir befinden uns nun wieder ein gutes Stück weiter südlich und sind auf dem Weg nach Upernavik. Damit uns Passagieren die Zeit nicht zu lang wurde, beschloss die Crew einen kleinen Landgang zu ermöglichen, bei dem die Chance wohl sehr hoch sein sollte, Moschusochsen zu sichten. Und tatsächlich, während wir auf die Landzunge zuhielten, tauchten die ersten schwarzen Punkte auf. Die Crew versuchte nun mit möglichst gedämpften Lärm einen Ankerplatz zu finden, um die Tiere nicht zu verschrecken. Selbst auf der Zodiacfahrt zum Landungsplatz wurde versucht, den Geräuschpegel auf das Minimalste zu beschränken. Wie man hier sieht, waren sämtliche Bemühungen erfolgreich. Selbst als wir am Strand standen, hatten uns die Tiere, auch Dank des günstigen Windes, nicht bemerkt. Erst als die dritte und letzte Gruppe mit dem Zodiac eintraf, wurden die Moschusochsen auf uns aufmerksam und suchten ihr Heil in der Flucht. Unsere Entfernung vom Strand bis zum nächsten Tier betrug bei dieser Aufnahme etwa 400m. Schön auf der Aufnahme ist auch die fast schon sattgrüne Weide zu erkennen. Laut unserem Expeditionleader sind für dieses Grün wohl Vögel verantwortlich, die sich auf dieser Seite des Hanges ihre Nistplätze suchten, so dass nach und nach sich eine Schicht Erde auf dem Gestein bilden konnte. Direkt gegenüber sah es nämlich aus, wie im folgenden Bild zusehen.

#68
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Die Kontraste waren schon frappierend. Die Hütte, welche auf der Aufnahme zu sehen ist, ist eine der Jagdhütten, die man in ganz Grönland immer wieder findet. Diese hier sieht zwar aus der Ferne recht baufällig aus, wird aber noch sehr häufig genutzt, wie uns der Unrat in der unmittelbaren Umgebung zeigte. Wie bereits bemerkt, ist der Platz für diese Hütte an dieser Stelle natürlich mehr als sinnvoll. Unter uns Passagieren machte im Anschluss das Gerücht die Runde (sehr zum Leidwesen unserer mitgereisten Vegetarier :bgrin: ) , dass es möglicherweise zum Abend Moschusochsen geben könnte, schließlich war uns der Kapitän höchstpersönlich an Land gefolgt, wie unsere Guides ebenfalls bewaffnet. Allerdings hatte der Kapitän nicht den Auftrag das Abendessen zu erlegen, sondern war als Personenschutz unserem Kleinkind zugeteilt. :)

#69
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Mal wieder unsere Rembrandt, ohne Eisberge hätte auch diese Aufnahme das Zeug, Sommergefühle zu wecken. Dazu sollte gesagt werden, dass es auch an jenem Tag wieder ausgesprochen warm wurde, 14°C, allerdings nahm der Wind nun stetig zu, so dass das Meer sich auch wieder anfing etwas mehr zu bewegen. Dies führte bei der Rückfahrt vom Landungsplatz zur Rembrandt schließlich dazu, dass eine recht ansehnliche Welle unser Zodiac von hinten einfach komplett überspülte. In jenem Moment trennte sich bei den Ausrüstungsgegenständen die Spreu vom Weizen. Mein 30€-Bilora-Fotorucksack war danach zwar unbrauchbar, meine Kamera jedoch stäubchentrocken und mein Puls irgendwo bei 250... Aber witzig wars schon auch irgendwie. :cool:
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Tag 11, Seefahrt und Moschusochsen, Teil 3

#70
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Man verzeihe mir, meinen kleineren thematischen Sprung in bezug auf das Bild vorher. Als die Moschusochsenherde uns bemerkte, ergriff sie natürlich die Flucht, ließ es dabei aber derartig gemächlich angehen, dass es auch für mittlerweile seit 11 Tagen gemästete Touristen ein leichtes war, ihnen zu folgen. Kurze Zeit später stießen wir erneut auf "unsere" Herde, diesmal keine 200m entfernt, allerdings ein gutes Stück den Hang hinunter, so dass genug Zeit für uns geblieben wäre, hätte der Leitbulle uns verscheuchen wollen. Später erfuhren wir, dass in Grönland jedes Jahr mehr Menschen durch Moschusochsenangriffe sterben als durch Eisbären. Insbesondere in der Paarungszeit werden die Bullen (wobei man hier wohl eher von Böcken sprechen müsste) sehr schnell hoch aggressiv. Unser netter mitgereister Däne, der sechseinhalb Jahre in Grönland lebte, erzählte uns am Abend an der Bar noch die ein oder andere Moschusochsenjagdgeschichte, an deren Ende wir uns nicht selten vor lachen kaum noch auf den Stühlen halten konnten. Fakt ist aber: Wenn diese mehrere hundert Kilogramm schweren Tiere ihre dicken Schädel zum Angriff senken, möchte ich nicht das Zielobjekt sein. :)

#71
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Den Abschluss diese Serie und damit auch des Tages, zeigt die Aussicht, die wir von unserer kleinen erklommenen Anhöhe hatten, von der wir auch die Moschusochsen beobachteten. Mit zunehmender Dauer auf dieser Anhöhe, wandte sich ein Passagier nach dem anderen von den Tieren ab und suchte sich in nicht allzu großer Entfernung ein kleines gemütliches Plätzchen und genoss einfach die sich bietende Aussicht im strahlenden Sonnenschein. Nach einer guten Weile versammelte sich nun unsere Touriherde und begab sich auf den Rückweg zur Landungsstelle, wurde von den Zodiacs abgeholt, was sich immer komplizierter darstellte, da die See minütlich rauher wurde und kam schließlich wohlbehalten an Bord der Rembrandt an. Über Nacht stand wiederum eine ordentliche Distanz an, welche bewältigt werden wollte, um am nächsten Tag am Vormittag schließlich Upernavik zu erreichen.
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Tag 12, Upernavik und Sonnenuntergang Teil 1

#72
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Ich durchbreche kurz die Chronologie und zeige zunächst, ohne künstlerischen Anspruch, das Städtchen Upernavik. Mit 1400 Einwohnern nach grönländischem Maßstab eine pulsierende Metropole. Zu dieser Stadt noch zwei kleine Geschichten: Die erste ist eine eher witzige Anekdote. Unsere Zweite Offizierin an Bord hätte auch einem Modelkatalog entsprungen sien können, wobei ich dies nicht abwertend verstanden wissen will. Witzigerweise machten sich einige aus der Crew einen Spaß daraus, selbige Offizierin beim Landgang in Upernavik etwas zu verschaukeln. Sie erzählten ihr, dass es in Upernavik beste Shoppingmöglichkeiten gäbe, nur wenig eingeschränkter als in der grönländischen Hauptstadt Nuuk. Unsere Zweite Offizierin rüstete sich nun also für ihren Shoppingausflug inkl. Handtasche und was sonst noch so notwendig ist, und kehrte nach 45 Minuten zurück, sichtlich verärgert. Die fabelhaften Shoppingmöglichkeiten bedeuteten im Prinzip nur, dass es zwei Geschäfte mehr als einen kleinen Supermarkt gibt. Bei ihrer Rückkehr stand natürlich die Crew Spalier und amüsierte sich königlich, wobei dem Gelächter nichts Bösartiges ahaftete und auch die Offizierin nach 10 Minuten über diese Anekdote mit lachen konnte.
Die zweite kleine Geschichte hingegen war eher tragischer Natur. Wir hatten ein älteres italienisches Ehepaar in unserer Reisegruppe, wobei der Mann ein hoch erfahrener Alpinist und Extrembergsteiger war. Kurz bevor wir in Upernavik an Land gingen erzählte er uns den Grund, weshalb er diese Reise angetreten hatte. Vor fast 30 Jahren ist einer seiner besten Freunde in der Nähe Upernaviks zu Tode gekommen und es war sein Wunsch, dessen Grab in Upernavik zu besuchen. Ein weiterer sehr bewegender und emotionaler Moment, der uns auch noch mal daran erinnerte, dass wir in einer Ecke der Welt unterwegs sind, die nur selten Fehler verzeiht.

#73
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Hier eine kleine Hafenansicht. Ohne Eisberg im Hintergrund, könnte fast schon Mittelmeerflair aufkommen. Es war auch an diesem Tag noch erstaunlich warm, wenngleich ein sich immer stärker auffrischender Wind einen Wetterumschwung ankündigte.

#74
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Der Friedhof, etwas abseits der Stadt gelegen. Während unserer gesamten Tour fiel uns auf, dass die Friedhöfe der Ortschaften, Städte und Siedlungen in den meisten Fällen an sehr exponierten Stellen lagen, jeweils mit einem wundervollen Ausblick auf die umgebende Natur. Weshalb dies so sit, vermochte uns aber niemand zu erklären. Es bleibt zu bemerken, dass die Friedhöfe sehr farbenfroh geschmückt sind und auf den Gräbern in den meisten Fällen Plasteblumen liegen. Dies soll wohl die mitunter sehr tristen farblichen Verhältnisse auflockern, so dass die Friedhöfe im Prinzip einem Farbfestival gleichen, was sich im eher europäischen Verständnis mit der Ausstrahlung des Friedhofs doch aber irgendwie beißt. :)
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donholg
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Beitrag von donholg »

Die Kombination aus den Bildern und Deinen Geschichten mag ich sehr. :super:
Konrad P. hat geschrieben:... Es bleibt zu bemerken, dass die Friedhöfe sehr farbenfroh geschmückt sind und auf den Gräbern in den meisten Fällen Plasteblumen liegen. Dies soll wohl die mitunter sehr tristen farblichen Verhältnisse auflockern, so dass die Friedhöfe im Prinzip einem Farbfestival gleichen, was sich im eher europäischen Verständnis mit der Ausstrahlung des Friedhofs doch aber irgendwie beißt. :)
Du warst schon mal in Italien auf einem Friedhof?
Ich glaube die Schwere dieser Orte ist eher was typisch deutsches.
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Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

donholg hat geschrieben:Die Kombination aus den Bildern und Deinen Geschichten mag ich sehr. :super:
Vielen Dank. Schön, dass es tatsächlich Menschen gibt, die meinen Wortschwall lesen und auch noch etwas damit anfangen können. :D
donholg hat geschrieben: Du warst schon mal in Italien auf einem Friedhof?
Ich glaube die Schwere dieser Orte ist eher was typisch deutsches.
Könnte nat+rlich auch sein, in Irland und Frankreeich habe ich diese Schwermut allerdings auch so beobachtet. :)
Konrad P.
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Beitrag von Konrad P. »

Tag 12, Upernavik und Sonnenuntergang Teil 2

#75
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Hier nun ein Blick ins Hinterland der Stadt. Wir hatten während des Landganges ausreichend Zeit, sowohl das Stadtmuseum zu besuchen, als auch zum Flugplatz hinaufzulaufen, von dem sich insbesondere ins Hinterland, ein toller Ausblick bot. Hier hätte ich auch noch weitere Stunden verweilen können, ohne dass es mir langweilig geworden wäre.

#76
Bild
So sieht übrigens ein Zeltplatz im Norden Grönlands aus. Es muss einfach traumhaft sein, morgens aus dem Zelt zu krabbeln und dann den Ausblick von Bild #74 zum Morgenkaffee genießen zu können. Für mich persönlich kann ich mir kaum etwas abenteuerlicheres vorstellen. Wobei, eine Segelreise an der Küste Grönlands entlang auch schon einges an Abenteuern bietet... :)
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