Hochzeits-Fotografie

Kamera-Zubehör, Fotografie-Techniken, Tipps,...

Moderator: pilfi

Questor
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Beitrag von Questor »

Moin, ich habe schon mehrere Hochzeiten abgelichtet (von denen die Hälfte schon wieder geschieden ist, was aber nicht an meinen Fotos lag ;-) ). Wenn man ein paar Dinge beachtet kann man das Risiko ruhig eingehen. Es ist allerdings ein großer Aufwand, den ich nur für gute Freunde mache. Andere müssen dann schon Geld rüberrücken, wobei es hier immer etwas problematisch ist, da man ja kein Profi ist.

Hier eine kleine Checklist:

Vor der Hochzeit:

- Mach dem Brautpaar klar, dass du kein Profi bist und sag klar und deutlich, dass du nicht garantieren kannst, dass die Bilder perfekt werden.
- Treffe dich mit dem Paar ein paar Tage vor der Hochzeit und bespreche den Ablauf der Veranstalltung
- Frage das Paar ob es bestimmte Wünsche, Vorstellungen, Beispielbilder hat, nach denen du dich richten kannst
- Frage, ob das Paar analoge oder digitale Bilder haben will
- Kläre ab, wer und wie die Bilder entwickeln, belichten oder printen soll, wer das bezahlt und wie die Bilder überreicht werden sollen
- Vermeide, dass du ein Ablum zusammenstellen mußt. Das ist extrem Aufwendig, kostet unmengen Geld, dass du nie wieder bekommst und gedankt wird es dir auch nicht, da bestimmt irgendwelche Leute nicht so vertreten sind, wie sich das Paar wünscht
- Kläre genau ab, was und vorallem bis wann du fotografieren sollst. Du willst ja sicherlich auch noch was von der Party haben und das geht erst, wenn du nicht mehr der hochoffizielle Fotograf bist
- Sorge dafür, dass du im Hochzeitszeitplan für deine Bilder genug Zeit eingeräumt bekommst
- Besichtige die Örtlichkeiten (Standesamt, Kirche, Partylocation, Ort für die stylischen Bilder)
- Bei Bildern in der Kirche solltest du auch auf jeden Fall den Pastor fragen ob, wann und wie du fotografieren darfst. Die stellen sich manchmal sehr an.

Der Abend davor:
- Überprüfe deine Ausrüstung
- Lade alle Akkus
- Sorge dafür, dass alle Speicherkarten leer sind und genügend Filme vorhanden sind.
- Packe alles ein
- Denk noch mal nach
- Packe die Sachen ein, die du vergessen hast :-).

Die Hochzeit (Standesamt, Kirche, Party):

- Benutze nach Möglichkeit mehrere Kameras. Am besten sowohl digital als auch analog. Besonders die Bilder in der Kirche sollten mit mehreren Apparaten gemacht werden. Ich hatte es schon, dass der Film, den ich in der Kirche gemacht habe bei der Entwicklung verschollen ist. Glücklicherweise tauchte der zwei Wochen später wieder auf. Aber sowas ist nicht gut für die eigenen Nerven.
- Mache sowohl Bilder unbeobachtet mit großem tele als auch gestellte Bilder
- Hab keine Angst die Leute anzusprechen. Meist muß man den Leuten nur ein Stichwort geben und dann brabbeln die von alleine los.
- Nicht nur Totalen aufnehmen. Details (Brautstrauß, Hände, Ringe...) und Portraits (mit und ohne Vorwarnung) kommen immer gut
- Fotografiere das Buffett bevor !!! es eröffnet wordenist
- Mache Bilder der Redner
- Spare dir Bilder von Leuten beim essen, es sei denn, du willst dich über seltsame Fratzen amüsieren
- Für Bilder bei der Party solltest du das Brautpaar dazu bringen, auf jeden Tisch eine Einwegkamera zu legen. Die Gäste können dann alle selber damit rumspielen. Das sind teilweise die besten Bilder (besonders, wenn schon geistige Getränke geflossen sind) und du entlastest dich damit selber ungemein.
- Im Standesamt und in der Kirche versuche das Brautpaar nicht nur von hinten sondern auch von vorne zu erwischen.
- Versuche, nicht nur die Leute zu fotografieren, die du kennst. Jeder sollte auf den Bildern zu finden sein. Damit sind auch die häßlichen Männer und Frauen gemeint ;-).

Nach der Hochzeit:
- Zuerst alle Bilder von den Speicherkarten auf den Rechner kopieren (Bilder noch nicht von den Speicherkarten löschen). Bevor du sie anschaust sofort zwei Backups brennen und diese dann prüfen.
- Danach kannst du die Speicherchips löschen.
- Bilder nie!!! alleine nur auf der Festplatte aufbewahren, da diese genau dann abraucht (was mir auch schon passiert ist)
- Manchmal sind auch bei den Mißlungenen Bildern ein paar dabei, die amüsant sind.
- Mach dem Brautpaar eine Kopie mit allen guten Bildern zurecht. Unscharfes und nicht interessantes läßt du weg (bei meiner letzten Hochzeit sind knapp 1500 Bilder zusammen gekommen. Da verliert man schnell den Überblick wenn der Schrott noch dabei ist)
- Versuch auf jeden Fall zu vermeiden, dass du für die Nachbestellungen verantwortlich bist, auch wenn es bedeutet, dass du Negative rausrücken mußt. Das ist mit Abstand der ätzendste Job bei der ganzen Aktion.
- Wenn du mit der ganzen Angelegenheit Geld verdienen möchtest mußt du in den sauren Apfel beissen und die Nachbestellungen selber machen. In diesem Fall gibst du natürlich nicht ein Negativ und nicht ein Digi-Bild in Original-Auflösung raus und verlangst pro Abzug 1-3 €.


So, mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein aber ich glaube, mit diesen Tips kannst du das Risiko Hochzeitsfotografie etwas minimieren. Ich hatte bis jetzt übrigens noch keine Beschwerden über die gemachten Bilder gehabt.

P.S. Ich nutze das Fotografieren im Bekanntenkreis immer dazu, um mich vor einem Hochzeitgeschenk zu drücken. So spart man zumindest etwas Geld :-).
jodi2
Sollte mal wieder fotografieren...
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Beitrag von jodi2 »

@Questor
Schöne Zusammenstellung! Da bekommt man glatt Lust, es auch mal zu versuchen! ;-)

@NeuerBenutzer
Wie schon gesagt wurde, würde ich es davon abhängig machen, wie Du die Erwartungshaltung von Brautpaar und Familie einschätzt. Und wenn Du sie nicht richtig gut kennst bzw. einschätzen kannst, eher nicht.
Wir wären z.B. eine idealer Einstieg für jeden Amateur gewesen: Nur Standesamt, ein wenig Zeitdruck bei der Planung, der Tag bzw. die Feierei drumherum bedeutete uns wenig, "alte" Anzüge benutzt, die zehn Gäste aus Familie und Freunden waren eigentlich nur geladen, um keinen ernsthaft zu verärgern, ein 3/4 Stunde im Standesamt, 1/2 Stunde Umtrunk dort, danach kanpp 3 Stunden im Restaurant. Eine Woche vorher fiel mir trotz Aversion gegen den ganzen Trubel ein, daß es vielleicht für beide Familien, meine Frau und sogar für mich doch nicht sooo verkehrt wäre, zumindest ein paar Schnappschüsse zu machen und da ein geladener Freund so ein bißchen wie wir jetzt Hobbyfotograf war, hab ich ihn gebeten, mit seiner Dimage 5 ein paar Bilder zu machen und wir haben es nicht bereut, es waren hunderte guter Fotos. Und wir haben ihm erst recht nicht den Kopf abgerissen, im Gegenteil... ;-)
Wenn ich mir aber die Hochzeit einiger Freunde ansehe, 100-300 Gäste, Maßanzug/kleid nur für die Hochzeit, ganztägige Feier im feinsten Landgasthaus mit Übernachtung, Band, Riesenfeier in der Kirche, Berufsfotograf mit mehreren SLR-Gehäusen, mehreren externen Stabblitzen und Assistent und stundenlangem Posing, da will ich nichts mit zu tun haben! Ehrlich gesagt möchte ich mir solche weichgezeichneten, weichgespülten und schöngefärbten Aufnahem nach ein paar Jahren Ehe-Alltag auch gar nicht ansehen müssen...

Besten Gruß
Jo
Zuletzt geändert von jodi2 am Fr 21. Jan 2005, 13:12, insgesamt 1-mal geändert.
Ecuador in Kürze&Deutsch: www.visitecuador.de/welten/

Was ist das für ein knuffiges Tandem auf dem Avatar? www.pinoforum.de
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Nikkorius
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Re: Hochzeits-Fotografie

Beitrag von Nikkorius »

NeuerBenutzer hat geschrieben:...mit der lahmen D70 hinbekommen...
...Hä ?!? :eyecrazy:
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Re: Hochzeits-Fotografie

Beitrag von NeuerBenutzer »

Nikkorius hat geschrieben:
NeuerBenutzer hat geschrieben:...mit der lahmen D70 hinbekommen...
...Hä ?!? :eyecrazy:
"Insider" :D - Siehe meinen Handball-Thread hier :) - D70-Bashing :)
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Beitrag von NeuerBenutzer »

ugoertz hat geschrieben:Hallo,
dieser Link ist ganz interessant http://www.drffaq.de/hochzeit2.htm
h
Danke! Darauf bin ich vor Jahren schonmal gestoßen und hab ihn jetzt nichtmehr gefunden.


Aber ein fast noch fetteres DANKE geht an AschER69, Test0r, cogliostro und vor allem Questor, welche mich ermutigt haben und Questor für die genialen Tips! Das Thema Datensicherheit ist mir bekannt, kommeja aus der Branche.. das erste, was ich machen werde: Bilder auf Fesplatte, dann paralllel auf Fileserver, brennen auf DVD-RAM und CD-ROM.

Mehrere Gehäuse habe ich noch nicht, eventuell klappts bis dahin mit einer D2H oder ich schaffs mir eine D70 auszuleihen (vor allem aus Backup-Gründen, da meine schon ~ 35 000 Auslösungen hat.... und nach dem allseits bekannten Murphy geht er mir genau vor der Trauung kaputt... )

Ich werde also, nach wie vor, und jetzt erst recht, als Empfehlung geben, neben mir zumindest für die ihnen sehr wichtigen Bilder einen "Profi" hinzuzuziehen. Ansonsten natürlich Ausschluss jeglicher Haftung usw. Eine so große Hochzeit wie geschildert mit 300 Gästen wird das wohl nicht. Sind ein noch recht junges Paar.

Zudem werde ich das sicherlich nicht kostenlos machen. Zumal es sozusagen gänzlich fremde Leute sind, meine D2H finanziert werden will(muss), ich wahrscheinlich die original JPG-Dateien herausgeben werde (denn sonst versink ich in unendlicher Arbeit) und "was nix koscht taugt auch nix" :D

Analogfotografie scheidet bei mir mangels Gehäuse und großer Erfahrung aus. So gesehen müssen die madigen 6 MP der D70 reichen ;)


> War neulich auf einer Hochzeit und habe den Fotografen fluchen hören - er hatte nur einen Blitz dabei.

Jo, darüber dacht ich ja auch schon nach... Die Anschaffung eines zweiten Blitzes ist ja kein Problem, eher schon das Richtige Einsetzen des selbigen. Was gibts da für Möglichkeiten und welche sind sinnvoll? (zweiten mit Kamera auf einer Schiene anbringen und größern Diffusor /Softbox draufmontieren, auf Stativ mit/ohne Softbox, extra Träger .... und wo/wie den dann aufstellen?

Achja... die D2H wird damit wohl eher nicht finanziert werden können. Höchstens die für dieses Event anzuschaffende Ausrüstungs-Erweiterung... 50mm/1.4 und evtl Blitz+Zubehör.
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Black
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Beitrag von Black »

Seit ihr nur auf Hochzeiten der oberen Zehntausend vertreten?
Ich kenne eigendlich keine Hochzeit, wo ein professioneller Fotograf beauftragt wurde.
Nur die Fotos von dem Hochzeitspaar und eventuell noch mit den engsten Verwandten wurden immer im Fotostudio gemacht.
Alle anderen Bilder von der Feier usw. wurden von verschiedenen Gästen selbst gemacht.
Da habe ich auch noch nie von Problemen gehört, denn gerade die spontanen Fotos sind doch am interessantesten.
Auch wenn dann solche Fotos nicht professionell aussehen, muß das kein Nachteil sein. Wenn da einer seine fette Spiegelreflex Kamera mit Stativ, mehreren Blitzen usw. aufbaut, würde das meiner Meinung nach sogar die ganze Stimmung versauen.
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Beitrag von MeisterPetz »

Es stellt halt einen himmelweiten Unterschied dar, ob man für Freunde oder Verwandte ein paar Schnappschüsse bei deren Hochzeit macht, oder ob Geld im Spiel ist. Im ersten Fall wird einem niemand einen Strick drehen, wenn die Bilder auch nach Schnappschüssen aussehen. Im zweiten Fall ist die Verpflichtung da, etwas Ordentliches abzuliefern.
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Black
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Beitrag von Black »

Ja, das ist mir schon klar.
Mich hatte es nur etwas verwundert, daß relativ viel über die Profis bei Hochzeiten geschrieben wurde.
Wenn man als Privatperson fotografiert (auch wenn man speziell darum gebeten wurde), gibt man sich zwar Mühe, jedoch besteht ja wohl kein Anspruch auf perfekte Bilder.

Wobei ich nochmal betonen möchte, daß die Fotos von einem Profi bestimmt gestellter wirken, als wenn plötzlich ein Gast aus der Menge mal eben abdrückt.
Welche Bilder anschließend am liebsten gesehen werden, dürfte wohl klar sein. Es sei denn, der Profi fotografiert auch so unauffällig, was jedoch mit den beschriebenen Ausrüstungen kaum möglich ist.
Questor
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Beitrag von Questor »

@NeuerBenutzer:

Vielen Dank für den Dank :-). Was ich ncoh vergessen habe. Das Brautpaar soll auf jeden Fall dafür sorgen, dass alle Gäste, die ne Digicam dabei haben nachher die Bilder auch weitergeben. Generell kann man nämlich davon ausgehen, dass recht viele Leute Fotoapparate dabei habenund mit Digibildern sind die Leute freigiebiger als mit Analogfotos.
Bosco
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Beitrag von Bosco »

Der Tip neben einem bezahlten Profi auch Bilder zu machen kann auch zu :twisted: führen. Immerhin schmälert das ja auch seinen Gewinn :wink:

Ich find es mehr als peinlich, wenn die ganze Gesellschaft mit einiger Mühe auf der selbst beschafften "Tribüne" Aufstellung genommen hat und dann jeder Hans und Franz mit seiner RevueKnipse ins Bild läuft. Da ich auch nur ein Hans und Franz bin, halte ich mich in solchen Momenten zurück, vertaue darauf, dass der Profi das schon macht und suche lieber die besonderen Momente in der Hochzeitsfeier, die meist die größere Bedeutung haben als das obligatorische Gruppenfoto. 8)

Lieben Gruß,
Bosco.
Ich bin von dieser Welt ein Teil
und folglich nicht vorhanden, weil
die Dinge aller Welt nichts sind
als meines Hirns Gedankenwind. :)

Nikon D70 SIGMA 18-50/2.8 + 55-200mm + EF500 DG Super II + Casio QV4000
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