Wie ist das mit dem Sucherbild bei FX und DX?

Alles rund um die D-SLR Modelle, eure Fragen und Antworten. Diskutiert in der Community.

Moderator: donholg

Michael_Leo
Batterie12 S
Beiträge: 1601
Registriert: Mi Dez 06, 2006 12:25
Wohnort: bei Stuttgart
Kontaktdaten:

Beitrag von Michael_Leo »

Das ist dann der Klassenunterschied zwischen den einfacheren Modellen mit Spiegelsucher (D40/50/60/70/3000/3100/5000)
und den aufwändigeren Modellen mit Prismensucher (ab D80 aufwärts)

Michael
Z6 mit Zeiss ZM 4/18; 2,8/28; 1,4/35; 1,5/50; Leica Macro 4/90

Maximilian M.
Betterie1
Beiträge: 14
Registriert: Do Jan 31, 2008 18:21
Wohnort: Weinheim

Beitrag von Maximilian M. »

da lohnt es sich doch glatt, die ehrliche Meinung eines Kamerakonstrukteurs zu hören:
Ein 100% Sucherbild bedeutet, dass Spiegellage und -grösse, Justierung zur Sucherscheibe und Lage und Grösse der Sucherscheibe, sowie Einblickoptik tolereanzfrei zentriert sind, oder so reichlich dimensioniert werden, dass auch bei Tolereanzen letztlich noch 100% gezeigt werden (macht alles >nur< ein Stück grösser).
Weniger als 100% als bewußtes Ziel anzunehmen, ist schon waghalsig;
aber Konstrukteure müssen auch daran denken, dass alle ihre Vorgaben von einer mechanisierten/automatisierten, kostengünstigen Fertigung realisiert werden müssen.
Da ist für Philosophien kein Platz.

Max

high-eyepoint
_
Beiträge: 6
Registriert: Do Dez 04, 2008 0:45

Beitrag von high-eyepoint »

StefanM hat geschrieben: Wenn ich das noch richtig im Kopf hab, dann kannst Du Dir das mit der Bildgröße im Sucher ausrechnen: Vergrößerung x 1/Crop x Abdeckung

Bei der D300 wäre das z.b. 0,94x1/1,5x100%=0,62
Bei der D700 analog 0,72x1/1x95%=0,68
Bei der D3 ist es 0,7x1/1x100%=0,70

Der Sucher ist also in dem Fall trotz FX "nur" 10% größer, der der D3 nur eine Spur besser als der der D700, alles also keineswegs so deutlich ;)
Ich komme da aber auf andere Verhältnisse bei der Suchergröße:

Nikon D3: Sensorfläche (24mmx36mm) x 0,7 x 100% = 604,8 qmm
Nikon D700: Sensorfläche (24mm x 36mm) x 0,72 x 0,95% x 0,95% = 561,4 qmm
Nikon D7000: Sensorfläche (23,6mm x 15,8mm) x 0,94 x 100 % = 350,5 qmm

Der Sucher der D700 ist immerhin um 60% größer als bei einer D300 oder D7000.
Ich finde, daß sieht man in der Praxis auch deutlich.

Die D700 habe ich mir unter anderem auch deswegen gekauft, da sie endlich wieder, verglichen mit den analogen KB-SLR's, einen normal großen Sucher hat. Zusätzlich habe ich noch das Vergrößerungsokular DK-17M montiert, das, zumindest für nicht-Brillenträger, empfehlenswert ist.

Die kleinen APS-C Sucher waren aus meiner Sicht immer eine Einschränkung, denn das, was ich fotografiere, möchte ich auch sehen. Wenn ich z.B. ein Gruppenportrait bei schlechten Lichtverhältnissen mache, dann möchte ich sehen, ob alle Personen gerade die Augen geöffnet haben und in die Kamera schauen. Das geht bei einem größerem Sucherbild nun mal besser, gerade in Grenzsituationen (Zeitdruck, schlechte Lichtverhältnisse).

Auch beim manuellen Fokussieren zählt die Größe des Sucherbildes. Es ist kein Geheimnis, daß man AIS-Optiken mit einer D3 oder D700 schneller und präziser fokussieren kann als mit den kleineren APS-C Suchern. Exakt manuell scharfzustellen, das klappt bei der D700 recht gut, bei einer D200 oder D300 geht es zwar auch, aber mit größerer Ausschußquote.

Der Sucher einer SLR ist ein ganz wichtiger Punkt.
Wer früher mit einer F2, F3, F4 oder F100 fotografiert hat, und dann durch den Sucher einer D300 schaut, der weiss, was ich meine.

Hierbei sind die Sucher der D200 / D300 / D80 / D90 / D7000 für APS-C Verhältnisse sogar noch sehr gut, Nikon hat dort schon nachgebessert: Die Sucher der 1. Generation, der D1-Serie oder D100 waren auf jeden Fall noch kleiner. Ganz schlimm sieht es in diesem Punkt bei Kameras wie der D3000 und D5000 mit den kleinen, dunklen Porroprismensuchern aus. Der Einstieg für eine vernünftige D-SLR liegt immer noch bei der D90 mit ihrem größerem und helleren Pentaprismensucher aus Glas.

Gruß, Hans-Peter

Fotograf58
Sollte mal wieder fotografieren...
Beiträge: 2050
Registriert: So Nov 02, 2008 11:46

Beitrag von Fotograf58 »

Als frischer Formatwechlser (D300 => D700) vermisse ich den 100%-Sucher entgegen früheren "Befürchtungen" überhaupt nicht. Als Brillenträger ist der größere Sucher aber deutlich angenehmer, wobei ich Größe nicht mit Übersicht gleich setze. Hinsichtlich der Größe ist FX klar überlegen. Bei der Übersicht tun sich D300/700 nicht viel. Wer noch mehr Übersicht haben will, muss zur D3/D3s greifen und das Doppelte bezahlen.

Gentleman
Batterie4
Beiträge: 42
Registriert: Mi Mär 24, 2004 0:00

Beitrag von Gentleman »

high-eyepoint hat geschrieben:Exakt manuell scharfzustellen, das klappt bei der D700 recht gut, bei einer D200 oder D300 geht es zwar auch, aber mit größerer Ausschußquote.
Wie schaffst Du das, die Kameras haben doch m.W. weder Schnittbild noch Mikroprismen?

pixelmac
Batterie11 A
Beiträge: 1485
Registriert: Fr Dez 31, 2004 21:28
Wohnort: Grasleben bei Helmstedt

Beitrag von pixelmac »

Die Schärfe (im ausgewählten AF-Sensorfeld) wird unten links im Sucher angezeigt. Bei den besseren Kameras (inkl. D700) auch mit Pfeilen als Hinweis für die Drehrichtung des Objektivs. Klappt auch super mit alten, manuellen Objektiven.
Gruß,
Volker
Photos @ flickr

high-eyepoint
_
Beiträge: 6
Registriert: Do Dez 04, 2008 0:45

Beitrag von high-eyepoint »

Gentleman hat geschrieben:
high-eyepoint hat geschrieben:Exakt manuell scharfzustellen, das klappt bei der D700 recht gut, bei einer D200 oder D300 geht es zwar auch, aber mit größerer Ausschußquote.
Wie schaffst Du das, die Kameras haben doch m.W. weder Schnittbild noch Mikroprismen?
Grundsätzlich war das Scharfstellen mit den alten MF-Kameras einfacher, denn die hatten auf der Einstellscheibe nicht nur Schnittbildindikator und Mikroprismen, sondern eben auch eine richtige Mattscheibenstruktur. Die Hersteller haben nach Aufkommen des Autofokus immer mehr auf diese Mattscheibenstruktur verzichtet, zugunsten eines helleren und klareren Sucherbildes. Das war, meines Wissens, auch notwendig, da bei den AF-Kameras ein nicht unerheblicher Teil des einfallenden Lichtes über den teildurchlässigen Schwingspiegel für das AF-System abgezweigt wird. Ein leistungsfähiger AF braucht eben auch viel Licht zum Arbeiten. Bei modernen AF-Kameras wird durchaus ein Drittel des einfallenden Lichtes für den AF abgezweigt und steht dann nicht mehr im Sucher zur Verfügung. Und das wird durch diese klaren Einstellscheiben ausgeglichen.

Mit der D700, dem DK-17M und der serienmäßigen Einstellscheibe komme ich aber zurecht, ich kann wenigstens reproduzierbare Ergebnisse erzielen, auch wenn das manuelle Fukussieren z.B. mit einer F3 oder FM2 doch noch etwas anderes ist. Eine geeignetere Einstellscheibe wäre sicher auch bei der D700 nochmal eine Verbesserung.

Mein persönlicher Trick zum Scharfstellen mit der D700: Oft treten bei Erreichen des optimalen Schärfepunktes leichte Moireestrukturen auf der Einstellscheibe auf, hervorgerufen durch Interefenzen zwischen den feinen Strukturen des Motives und den Strukturen der Einstellscheibe. Man sieht dieses Moiree überdeutlich, wenn man z.B das Bild eines Röhrenfernsehers, -Monitors oder auch eines TFT- Displays oder Plasmafernsehers abfotografiert. Hier kommt es dann zu Inteferenzen zwischen den feinen Srukturen der Lochmaske der Bildröhre, bzw. der Pixelstruktur des TFT's und der Einstellscheibe. Aber auch bei vielen anderen Motiven tritt dieses Moiree auf, wenn auch sehr viel subtiler. Es kann z.B. bei feinen Oberflächenstrukturen oder auch bei Spitzlichtern, in diesem Fall dann durch leichtes Funkeln, sichtbar werden. Natürlich achte ich beim manuellen Fokussieren als erstes auf die Schärfe des Motives, aber das Moiree oder auch Glitzern oder Flimmern bei feinsten Motivstrukturen ist manchmal ein extra Hilfsmittel, den optimalen Schärfepunkt zu finden. Denn immer, wenn dieses Moiree am stärksten auftritt, werden feine Strukturen mit optimaler Detailauflösung auf der Mattscheibe angezeigt, was bedeutet, daß der Schärfepunkt optimal ist.

Hans-Peter

high-eyepoint
_
Beiträge: 6
Registriert: Do Dez 04, 2008 0:45

Beitrag von high-eyepoint »

pixelmac hat geschrieben:Die Schärfe (im ausgewählten AF-Sensorfeld) wird unten links im Sucher angezeigt. Bei den besseren Kameras (inkl. D700) auch mit Pfeilen als Hinweis für die Drehrichtung des Objektivs. Klappt auch super mit alten, manuellen Objektiven.
Volker,
die elektronische Einstellhilfe reicht, meiner Erfahrung nach, nicht aus.
Um z.B. ein 1,4/35 bei Offenblende wirklich optimal scharfzustellen, ist der Toleranzbereich der elektronischen Fokussierhilfe einfach zu groß.

Hans-Peter

Gentleman
Batterie4
Beiträge: 42
Registriert: Mi Mär 24, 2004 0:00

Beitrag von Gentleman »

Danke Euch für die Erklärungen, Hans-Peter und Volker!

Grüße! Axel

Andreas H
Sollte mal wieder fotografieren...
Beiträge: 8968
Registriert: Mo Mai 17, 2004 1:44

Beitrag von Andreas H »

high-eyepoint hat geschrieben:Mein persönlicher Trick zum Scharfstellen mit der D700: Oft treten bei Erreichen des optimalen Schärfepunktes leichte Moireestrukturen auf der Einstellscheibe auf, hervorgerufen durch Interefenzen zwischen den feinen Strukturen des Motives und den Strukturen der Einstellscheibe.
Die regelmäßigen Strukturen der Einstellscheibe sind aber auf der falschen Seite der Einstellscheibe, nämlich unten. Da ist eine Stufenlinse eingeprägt, die der gleichmäßigen Ausleuchtung der Einstellscheibe dient.

Die eigentliche Einstellseite ist oben (in der grauen Vorzeit der Fotografie war sie unten, seit der OM-1 baut man sie gern nach oben, das erhöht wohl die Sucherhelligkeit). Die Einstellseite hat keine regelmäßige Struktur, kann also auch keine Interferenzen hervorrufen.

Grüße
Andreas

Antworten